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Eine Seh­nen­schei­den­ent­zün­dung hat Margot Fitze noch nicht gehabt. Auch noch kein ver­stauchtes Hand­ge­lenk oder aus­ge­renkte Finger. Nur a bis­serl Horn­haut“, sagt sie und sieht zufrieden von ihrem Strick­be­steck hoch und aufs Feld, wo die zweite Mann­schaft des TSV Gra­fen­rhein­feld den ohnehin schon buck­ligen Dorf­sport­platz weiter in die Unbe­spiel­bar­keit ackert. Seit fast fünfzig Jahren ver­passen Margot Fitze und ihr Mann Günter kaum ein Spiel des TSV, obschon der Verein nie höher als auf regio­nalem Niveau gekickt hat.

Seit knapp 15 Jahren strickt sie jedem Spieler, der ein Tor schießt, ein Paar Socken. Dicke, bunte Woll­so­cken, gut für den Winter, am Kamin, herr­lich“, sagt Frau Fitze in ihrer groß­müt­ter­lich warmen Art und schaut vom Spiel­feld wieder auf ihr Strick­be­steck. Knapp 1000 Paar Socken hat Margot Fitze den Fuß­bal­lern des TSV mitt­ler­weile gestrickt, in einer Auf­stiegs­saison, als Gra­fen­rhein­feld über hun­dert Tore schoss, hat allein der Top-Tor­schütze 33 Paar bekommen. Die Tor­hüter bekommen Socken für gehal­tene Elf­meter, die Abwehr­spieler für gute Spiele, es soll nie­mand zu kurz kommen. Wenn spiel­frei ist, strickt sie Socken für den Kin­der­garten und die Lebens­hilfe, zur Weih­nachts­feier gibt es rote Weih­nachts­mützen. Vier, fünf Stunden am Tag strickt sie, manchmal, wenn der Verein gerade einen Lauf hat, können es auch mal zehn werden. Was als scherz­haft gemeinter Anreiz begann, hat eine Eigen­dy­namik ange­nommen, die fast etwas Mani­sches hat. Eine Strick­ma­schine“, sagt der Mann. Der Franz hat auch welche“, sagt die Frau.

Mit der Franz“ ist tat­säch­lich der Franz gemeint, Franz Becken­bauer, Fuß­ball­kaiser und mög­li­cher­weise Strick­so­cken­träger, an dessen Tür die beiden, an denen alles auf eine rüh­rende und auch ein wenig unbe­darfte Weise herz­lich ist, wäh­rend eines Kitz­bühel-Urlaubs kurz­ent­schlossen klin­gelten. Um mit dem Franz über Fuß­ball zu reden, klar, und viel­leicht auch ein wenig über Socken, was dann in einen gemein­samen aus­gie­bigen Spa­zier­gang durch die gute Kitz­bü­heler Luft mün­dete. Als leise Zweifel geäu­ßert werden, zückt sie das Foto­album, und tat­säch­lich, da steht er, der Kaiser, mit den Fitzes im Arm auf einem Waldweg. Im Arm hat er mich gehalten“, betont Herr Fitze gerührt und Frau Fitze fügt an, nicht ohne Stolz: Ich kenne alle seine Frauen.“