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Seite 2: „So, was ist hier eigentlich los?“

Hätte Ihnen ein Medi­en­be­rater geholfen?
Ich glaube inzwi­schen, dass es ohne kom­pe­tente Bera­tung – und nicht nur in Medi­en­fragen – gar nicht mehr geht, wenn man länger im Trai­nerjob bleiben will. Das betrifft durchaus auch das, was in einem Klub los ist. Wenn ich so eine Hilfe gehabt hätte, hätte ich in einigen Klubs wesent­lich länger arbeiten können, bei denen ich weg­ge­mobbt worden bin. Da wollten Leute ihre eigenen Geschäfte machen, und ich habe dabei im Weg gestanden. Dem war ich hilflos aus­ge­lie­fert, weil ich auf so etwas über­haupt nicht vor­be­reitet war.

Dabei spre­chen sie ihr starkes Gerech­tig­keits­ge­fühl an, das ich eben­falls habe. Manchmal frage ich mich: Ist Fuß­ball der rich­tige Ort dafür, oder muss ich Kom­pro­misse machen? Wie sehen Sie das?
Ich muss doch wei­terhin in den Spiegel schauen können. Sich bis zur völ­ligen Selbst­auf­gabe anzu­passen, kann es doch nicht sein.

Ich hatte in Han­nover einen Kon­flikt mit Dieter Hecking, als ich in der Halb­zeit­pause das Gefühl hatte, da wird Mit­spie­lern Unrecht getan. Darauf habe ich zwei­fellos unpas­send reagiert, bin sofort aus­ge­wech­selt worden und saß eine Woche draußen. Das ist inzwi­schen längst aus­ge­räumt, aber die gene­relle Frage bleibt: Wie viel eigene Mei­nung darf ein Spieler haben?
Ganz unab­hängig von diesem Ein­zel­fall glaube ich, dass eine Mann­schaft unbe­dingt Spieler mit einer eigenen Mei­nung braucht. Aber sie müssen wissen, wann sie ihre Mei­nung sagen, in wel­chem Zusam­men­hang das kon-struktiv für die Mann­schafts­leis­tung ist. Wenn das so ist, muss ich dem als Trainer auch Platz geben und kann mich nicht hinter einer künst­li­chen Auto­rität ver­ste­cken. Ich habe nie Auto­ri­täts­pro­bleme gehabt, weil ich den Spie­lern immer Raum gegeben habe, selbst wenn sie in der Halb­zeit­pause dazwi­schen­ge­grätscht sind.

Was in meinem Fall ein Fehler war.
Das kann sein. Aber ich habe die Spieler immer dazu ermun­tert, in einer Halb­zeit­pause auch mal Dampf abzu­lassen und zu fragen: So, was ist hier eigent­lich los?“ Wenn ich sie mit den glei­chen Kon­flikten zur zweiten Halb­zeit raus­schicke, dass der eine nie gelaufen ist und der andere seine Mit­spieler nicht unter­stützt hat, dann bekommt man es auch nicht kor­ri­giert. Ich habe Situa­tionen erlebt, da hat es in der Kabine total geknallt, aber das war super. 

Ich bin inzwi­schen 33 Jahre alt und habe das Gefühl, dass die jungen Spieler in vie­lerlei Hin­sicht anders ticken als ich. Mir geht es manchmal schon auf die Nerven, wenn vor einem Spiel total laut Musik in der Kabine gespielt wird …
Aber das musst du ja nicht akzep­tieren.

Nur will ich nicht einen Groß­teil der Mann­schaft vor den Kopf stoßen, weil mir das nicht gefällt.
Wenn der großen Mehr­heit der Mann­schaft das gut tut, musst du dir Ohr­stöpsel in die Ohren tun. Oder man muss einen Kom­pro­miss finden, dar­über kann man schließ­lich reden. Dann gibt es viel­leicht eine Zeit­lang Musik und ab einem gewissen Punkt nicht mehr, das ist doch wirk­lich nicht so kom­pli­ziert.

Ich glaube, dass die junge Gene­ra­tion anders tickt, etwa mit fla­chen Hier­ar­chien inner­halb von Mann­schaften. Wie stellen Sie sich darauf ein?
Ich finde, die Frage nach den unter­schied­li­chen Gene­ra­tionen wird viel zu wichtig gemacht. Die grund­le­genden Dinge im Fuß­ball ändern sich nicht. Der Fuß­ball und die Werte, die wir auf dem Platz leben und ver­kör­pern müssen, sind die­selben. Ich will eine Fuß­ball­mann­schaft haben, die erfolg­reich ist, die Spaß hat und das auch dem Publikum signa­li­siert. Es muss sichtbar sein, dass du aus den Mög­lich­keiten, die du hast, wie groß sie auch immer sind, alles her­aus­holen willst. Ich möchte auf dem Platz Eigen­in­itia­tive sehen und die Soli­da­rität, dass jeder dem anderen hilft. Aber das war früher schon so und wird in 50 Jahren so sein. 

Sie haben in Spa­nien, bei drei Klubs in Grie­chen­land und zuletzt in Rumä­nien gear­beitet. Ich habe Sie als Trainer erlebt, der sehr stark über Emo­tionen kommt. Sie haben bei Mann­schafts­be­spre­chungen teil­weise mehr geschwitzt als einige Spieler später auf dem Platz. Ver­liert sich davon nicht unheim­lich viel, wenn solche Anspra­chen ein Dol­met­scher über­setzen muss?
So ein großes Pro­blem ist das nicht. Spa­nisch kann ich sowieso, und die Amts­sprache bei den Klubs in Grie­chen­land und zuletzt bei Otelul Galati in Rumä­nien war Eng­lisch. Da gab es bes­ten­falls zwei oder drei Spieler, die das nicht ver­standen haben. In Grie­chen­land hätte mich die Hälfte der Spieler aber auch nicht ver­standen, wenn ich Grie­chisch gespro­chen hätte, weil so viele aus­län­di­sche Profis dort waren. Zudem gibt es immer die Mög­lich­keit, Ein­zel­ge­spräche mit einem Dol­met­scher zu führen. Wäh­rend der Halb­zeit­pause musste ich mich natür­lich beeilen. In Grie­chen­land habe ich auf Eng­lisch gespro­chen, dann wurde das ins Grie­chi­sche über­setzt, und dann habe ich das für die Süd­ame­ri­kaner und Iberer noch mal auf Spa­nisch gesagt. Da kommt man auch ins Schwitzen.