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Am 14. und 15. Januar findet in Berlin der Fan­kon­gress 2012 statt. Der Grund­ge­danke lautet: Wie schaut der Fuß­ball in der Zukunft aus und welche Rolle spielen die Fans dabei?“ Am Samstag und Sonntag wird es Podi­ums­dis­kus­sionen und Work­shops zu Themen wie 50+1, Pyro­technik, Anstoß­zeiten, Selbst­be­stim­mung in der Kurve, soziale Ver­ant­wor­tung, Ein­tritts­preise etc. geben. Dis­kus­si­ons­teil­nehmer sind u.a. Martin Kind (Prä­si­dent von Han­nover 96), Jonas Gabler (Autor von Die Ultras“), Dirk Grosse (Sky Deutsch­land AG), Holger Hie­ro­nymus (Geschäfts­führer DFL), Hen­drik Große Lefert (Sicher­heits­be­auf­tragter DFB) oder Kevin Miles (Foot­ball Sup­porters Fede­ra­tion). Wei­tere Infos findet ihr auf www​.fan​kon​gress​-2012​.de.

Im Laufe dieser Woche lest hier auf der 11FREUNDE-Home­page Inter­views und Berichte zum Thema Fan­kultur. Ihr findet alle Berichte gesam­melt unter www​.11freunde​.de/fans. Der fol­gende Text wurde erst­mals im August 2011 ver­öf­fent­licht.


Es war ein Hil­feruf, mit dem sich die Bremer Sport­ju­gend 1981 im Weser-Kurier“ an die Bremer Bevöl­ke­rung wandte: Wegen der immer bru­ta­leren Gewalt in deut­schen Fuß­ball­sta­dien for­derte die Sport­ju­gend sozi­al­päd­ago­gi­sche Inter­ven­tionen“. Doch das wollten zu Beginn der acht­ziger Jahre, als wüste Tri­bü­nen­schlä­ge­reien zum Bun­des­lig­aalltag gehörten wie der Fisch zum Bröt­chen, nie­mand hören. Fuß­ball­fans, das waren Aso­ziale, Pro­leten, unver­bes­ser­liche Idioten, mit denen sich ver­nünftig zu unter­halten, ein­fach keinen Sinn zu machen schien.

Weil aller­dings zeit­gleich an der Uni Bremen einen Stu­den­ten­gruppe unter der Lei­tung des Wis­sen­schaft­lers Nar­ciss Göbbel die Werder-Fans unter sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Gesichts­punkten im Hör­saal unter­suchte, kam der Aufruf der Sport­ju­gend zur rich­tigen Zeit: Göbbel und seine Stu­denten ent­wi­ckelten das Kon­zept für das erste deut­sche Fan­pro­jekt, im Früh­jahr 1981 gingen die ABM-Kräfte Man­fred Knaust und Lutz Lin­ne­mann als erste offi­zi­elle Fan­pro­jektler Ihrer Arbeit nach.

Trau­riger Höhe­punkt: Der bru­tale Über­griff auf Daniel Nivel

Seitdem hat sich viel geän­dert in der deut­schen Fan­szene. Wenn auch nur sehr schlep­pend. Und unter Auf­brin­gung vieler unnö­tiger Opfer. Nur ein Jahr nach der Grün­dung des Bremer Fan-Pro­jekts starb der Werder-Fan Adrian Maleika bei Aus­ein­an­der­set­zungen mit Anhän­gern vom Ham­burger SV an den Folgen einer Kopf­ver­let­zung. In den späten acht­ziger und frühen neun­ziger Jahren schien die Gewalt auf den Rängen überall zu eska­lieren. Trau­riger Höhe­punkt der deut­schen Fuß­ball-Gewal­te­ex­zesse: Der bru­tale Über­griff deut­scher Hoo­li­gans gegen den fran­zö­si­schen Poli­zisten Daniel Nivel bei der WM 1998.

Fan-Initiativen: Wer mit wem?Erst danach merkten auch die letzten deut­schen Fuß­ball-Funk­tio­näre, dass die unaus­ge­spro­chenen Pro­bleme der hie­sigen Fan­szenen ernst zu nehmen sind. In den Fol­ge­jahren ploppten Ini­ta­tiven und Orga­ni­sa­tionen aus dem Boden, einige gibt es schon nicht mehr, viele sind geblieben. Die großen über­re­gio­nalen Pro­jekte heißen heute B.A.F.F., KOS, FSE oder BAG – das klingt nach Bun­des­wehr und Schnell­feu­er­ge­wehren, ist aber die Bestä­ti­gung dafür, dass Fuß­ball­fans eben nicht nur aso­zial und dumm wie Boh­nen­stroh sind, son­dern ihre Inter­essen for­mu­lieren und vor allem ange­messen ver­treten können. Auch die aktu­ellste Debatte um eine mög­liche Lega­li­sie­rung von Pyro­technik in Sta­dien zeigt: Längst ope­riert die hie­sige Fan­szene nicht mehr nur in schumm­rigen Eck­kneipen und sta­di­on­nahen Garagen, son­dern kom­mu­ni­ziert mit den Ent­schei­dern im deut­schen Fuß­ball über eine gerech­tere Behand­lung der Lieb­haber und Ver­rückten, die Woche für Woche dafür sorgen, dass die deut­schen Bun­des­ligen zu den auf­re­gensten Spiel­klassen im Welt­fuß­ball gehören.

Von B.A.F.F. bis KOS von Kein Zwanni fürn Steher“ bis QFF – noch nie waren Fan­pro­jekte und Fan­in­itia­tiven so wichtig wie heute. Wir stellen die größten über­re­gio­nalen Orga­ni­sa­tionen vor.


B.A.F.F. – Bündnis Aktiver Fuß­ball­fans

Lassen wir die Macher von BAFF doch ein­fach selber spre­chen, wenn es um die Frage geht, was BAFF will: Ele­men­tares Ziel ist der Erhalt der his­to­risch gewach­senen Fan­kultur als Sta­dion-Live-Ereignis mit hohem Unter­hal­tungs- und sozialem Inte­gra­ti­ons­wert.“

Netter hätten wir näm­lich auch nicht for­mu­lieren können, was das schon seit 1993 bestehende ver­eins­über­grei­fende Bündnis auch noch im Jahre 2011 antreibt. Unter den deut­schen Fan-Initia­tiven ist BAFF längst so etwas wie der weise Groß­vater. Fast 20 Jahre ehren­amt­liche Arbeit zum Erhalt der deut­schen Fan-Kultur haben ihre Spuren in der hie­sigen Szene hin­ter­lassen. Das sagt auch BAFF-Mit­glied Wilko Zicht: Wir kämpfen noch immer gegen Wind­mühlen. Zwar werden Fans von den Ver­einen und Ver­bänden nicht mehr als grund­sätz­lich min­der­be­mit­telt betrachtet, aller­dings ist die Bereit­schaft, Dinge aus Fan­sicht zum Posi­tiven hin zu ver­än­dern, noch immer gering. Im Wesent­li­chen führen wir Rück­zugs­ge­fechte, damit es nicht noch schlimmer wird.“

Home­page: www​.aktive​-fans​.de
E‑Mail: info@​aktive-​fans.​de
QFF – Queer Foot­ball Fans

Den Schieds­richter als schwule Sau‘ zu bezeichnen“, hat Dirk Brüllau, Spre­cher der Queer Foot­ball Fans, mal im 11FREUNDE-Inter­view gesagt, gehört in deut­schen Sta­dien noch immer zum guten Ton.“ Des­halb gibt es QFF, ein Netz­werk für schwul-les­bi­sche Fan­clubs in Deutsch­land und Europa. Aktuell gehören 19 deut­sche und drei schwei­ze­ri­sche Fan­klubs zu QFF, Ten­denz stei­gend. Natür­lich sind und bleiben unsere Kern­themen die Bekämp­fung von Homo­phobie und Sexismus in deut­schen Sta­dien“, sagt Brüllau, der aller­dings betont, für eine ganz nor­male Fan-Orga­ni­sa­tion mit anderer sexu­eller Prä­fe­renz“ zu spre­chen. Heißt: Auch die QFF befasst sich mit den Brenn­punkten in deut­schen Fan­kurven: Pyro­technik, Steh­plätze, stei­gende Ticket­preise. QFF muss aller­dings unweit mehr für Aner­ken­nung inner­halb der aktiven Fan­szene kämpfen.

Brüllau: Man wirft uns häufig vor, zu ein­di­men­sional zu denken. Aber das ist ein­fach nicht richtig.“ Vor­ran­giges Ziel in der neuen Saison sei es, die Kam­pa­gnen und Aktionen der QFF-Mit­glieder zu unter­stützen und mit dem vor­han­denen Know-how zu füt­tern. Zum größten Pro­blem inner­halb der Fan­szenen könnte laut Brüllau die immer häu­figer und aggres­siver auf­tre­tende Gewalt im Umfeld der Spiel­tage werden: Die alten Hoo­li­gans waren eigent­lich längst aus dem Sta­dion ent­fernt worden, jetzt kommen sie nach und nach zurück.“

Home­page: www​.que​er​foot​ball​fan​clubs​.org
E‑Mail: info@​queerfootballfanclubs.​org

FSE – Foot­ball Sup­porters Europe

Ent­standen aus dem ersten euro­päi­schen Fan-Kon­gress 2008 in London, sieht sich die Foot­ball Sup­porters Europe, kurz FSE, als län­der­über­grei­fendes Netz­werk für Fans in ganz Europa. Mit­glieder sind stell­ver­tre­tend für tau­sende deut­sche Fans unter anderem BAFF (Bündnis aktiver Fuß­ball-Fans) und Unsere Kurve“. Als Ver­treter von Fan-Inter­essen auf euro­päi­scher Ebene“, sagt Daniela Wurbs, eine von zwei festen Mit­ar­bei­tern der in Ham­burg sit­zenden Orga­ni­sa­tion, sind wir der offi­zi­eller Gesprächs­partner der UEFA.“ Heißt: Mehr als alle anderen Fan-Pro­jekte hat die FSE einen Draht zu den Ent­schei­dern um UEFA-Boss Michel Pla­tini. Wurbs: Unsere Kern­themen sind die Ver­net­zung von Fuß­ball-Fans, Lob­by­ar­beit für Fan­themen, Bera­tung und Unter­stüt­zung von Fans bei Kam­pa­gnen und Pro­jekten.“

Die FSE zählt Fan-Pro­jekte aus 37 Län­dern zu ihren Mit­glie­dern. Eines der jüngst auf dem Fan-Kon­gress in Kopen­hagen bespro­chenen heißen Eisen“ für die neue Saison: Stei­gende Ticket­preise bei inter­na­tio­nalen Begeg­nungen sowie der Umgang der Polizei mit Fuß­ball­fans.

Home­page: www​.fans​eu​rope​.org
E‑Mail: info@​footballsupporterseurope.​org

Fan­rech­te­fonds

Schon mal einen Pro­zess gegen den eigenen Verein anstrengen wollen und dann gemerkt, dass irgend­wann das Geld für die juris­ti­sche Her­um­strei­terei fehlt? Dafür gibt es seit einiger Zeit den Fan­rech­te­fonds“, ein Sam­mel­be­cken für finan­zi­elle Spenden, mit denen bestimmte juris­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zungen zwi­schen Fans und Vereinen/​Verbänden unter­stützt werden. Fan-Akti­vist Wilko Zicht, einer von fünf Mit­glie­dern des Kas­sen­rates, sagt: Ein altes Sprich­wort besagt: Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Der Fan­rech­te­fonds ist also dazu da, um in Mus­ter­fällen, die für die gesamte Fan­szene ent­schei­dend sein können, finan­zi­elle Unter­stüt­zung zu leisten.“ Fans haben die Mög­lich­keit, dem Fan­rech­te­fonds ihr Pro­blem zu schil­dern. Der Kas­senrat und der Beirat (Mit­glieder u.a. Frank Rost und Günter Koch) ent­scheiden dann, ob Mittel aus dem Fonds für diese Zwecke ver­wendet werden sollten. Wer einen Ordner ver­prü­gelt und dafür ein Sta­di­on­verbot kas­siert hat, dürfte eher geringe Chancen auf die Unter­stüt­zung des Fan­rech­te­fonds haben, Prä­ze­denz­fälle, die für die gesamte Szene Aus­wir­kungen haben könnten, schon eher.

Pro­mi­nen­testes Bei­spiel ist der Fall eines Bayern-Fans, der nach einem Sta­di­on­verbot in Duis­burg zunächst vor der BGH und nun vor das Ver­fas­sungs­ge­richt gezogen ist. Mit dem Geld aus dem Fonds erhoffen sich die Akti­visten eine Neu­re­ge­lung der Sta­di­on­ver­bots­richt­li­nien“ des DFB, die bis­lang ein Sta­di­on­verbot nur auf Ver­dacht pro­kla­mieren. In knapp einem von zehn Fällen unter­stützen wir Fans mit finan­zi­ellen Mit­teln aus dem Fonds vor Gericht“, sagt Zicht.

Home­page: www​.fan​rech​te​fonds​.de
E‑Mail: kontakt@​fanrechtefonds.​de

F_​in – Frauen im Fuß­ball

Bereits seit 2004 gibt es das Netz­werk F_​in“, ein Zusam­men­schluss fuß­ball­ver­rückter Frauen, die sich vor allem ein Thema zur Haupt­auf­gabe gemacht haben, wie Mit­glied Nicole Selmer verrät: Unser Ste­cken­pferd ist und bleibt der Kampf gegen Sexismus in deut­schen Fuß­ball-Sta­dien. Aber natür­lich sind auch die übli­chen Fan-Themen – Repres­sion durch die Polizei, Kom­mer­zia­li­sie­rung, Pyro­technik – Inhalt unserer Arbeit.“

Nicht selten errei­chen die Mit­glieder Hil­fe­rufe aus den unter­schied­lichsten Ver­einen. Eines der kras­seren Bei­spiele kommt aus Berlin, wo ein Fan­zine mit dem Hin­weis, man solle doch das schwanz­lose Gesindel“ gefäl­ligst nicht ins Sta­dion lassen, empörte. Die meisten Reak­tionen auf unsere Arbeit sind positiv“, sagt Selmer, aber natür­lich gibt es auch nega­tives Feed­back. Was deut­lich macht, dass Sexismus im Fuß­ball wei­terhin sehr ver­breitet ist.“

Home­page: www.f‑in.org
E‑Mail: info@f‑in.org

Kein Zwanni – Fuß­ball muss bezahlbar sein

Das Revier­derby gehört zu den High­lights der Fuß­ball­fans. Wenn die sich also ent­scheiden, zu Hause zu bleiben, dann muss etwas Gra­vie­rendes pas­siert sein. Eine Erhö­hung von 50 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr bei den Karten für den Gäs­te­block war für die Fans von Borussia Dort­mund nicht tole­rierbar. Es bil­dete sich die Initia­tive Kein Zwanni für nen Steher“, die vor allem gegen den so genannten Top­spiel­zu­schlag Alarm schlägt. Die Erhö­hung bei ein­zelnen Spielen führe dazu, dass auch höhere Preise bei nor­malen Spielen‘ als weniger über­teuert wahr­ge­nommen werden“, so die Initia­tive. Dabei geht es nicht nur um Steh‑, son­dern auch um die Sitz­plätze.

Im Ver­lauf der ver­gan­genen Saison bekun­deten zahl­reiche andere Fan­gruppen wie die von Mainz 05 und dem Ham­burger SV ihre Soli­da­rität. Immer mehr Fan­szenen greifen die Idee auf, ohne dass wir direkt invol­viert sind“, sagt Marc Quam­busch, einer der Initia­toren. So tragen zwar bun­des­weit viele Gruppen die Idee mit, ein festes Netz­werk besteht aber nicht. Es macht momentan keinen Sinn, eine auf­ge­blähte Orga­ni­sa­tion zu haben. Wir können ver­mit­teln, beraten und unter­stützen, aber nicht bun­des­weit vor Ort agieren. Han­deln und ent­scheiden müssen die jewei­ligen Fan­szenen.“

Dabei sehen die Initia­toren den Boy­kott nur als letztes Mittel, eigent­lich setzt man auf den Dialog. Bestes Bei­spiel dafür war das Pokal­spiel der Dort­munder in Sand­hausen, als der Ama­teur­verein zunächst 18 Euro für einen Steh- und 49 Euro für einen Sitz­platz ver­langte. Nach einem Brief­wechsel mit den Ver­ant­wort­li­chen von Sand­hausen wurden immerhin die Steh­platz­preise auf 15 Euro redu­ziert.

Home­page: www​.kein​z​wanni​.de
Kon­takt: info@​the-​unity.​de

Pro Fans

Gegründet wurde die Initia­tive als Pro 15:30, benannte sich im Herbst 2002 aber um in Pro­Fans. Der ursprüng­liche Name wurde dem breiten The­men­spek­trum ein­fach nicht mehr gerecht“, erklärt Philipp Mark­hardt. Plötz­lich ging es auch noch, aber nicht mehr nur um die Spiel­tags­zer­stü­cke­lung. Das Rad der Kom­mer­zia­li­sie­rung drehte sich weiter und schneller. Wir beschäf­tigen uns auch mit Repres­sionen sei­tens der Polizei, mit Fanu­ten­si­lien, Sta­di­on­ver­boten und der Gewalt­tä­ter­datei“, zählt Mark­hardt auf. Pro­Fans will dabei nicht das Rad der Zeit zurück­drehen, ist kein Verein ver­klä­render, in Nost­algie badender Roman­tiker. Es geht um Maß und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit.

Pro­Fans rekru­tiert sich vor­nehm­lich aus den Ultra-Szenen, Stand jetzt sind etwa 40 Gruppen in der Initia­tive orga­ni­siert. Zwei Mal im Jahr gibt es ein Treffen, zu dem die Teil­nehmer ihre Vetreter ent­senden, der letzte Kon­gress tagte im Juli 2011 in Mainz. Da wurden die Kern­themen der neuen Spiel­zeit dis­ku­tiert – und damit eine Rück­kehr zu den Wur­zeln. Denn bald werden ja die TV-Rechte neu ver­geben“, sagt Mark­hardt, die DFL hat zwar gesagt, es werde nicht weiter gesplittet, aber das glaube ich erst, wenn es wirk­lich soweit ist.“

Home­page: www​.pro​fans​.de
Kon­takt: kontakt@​profans.​de

BAG – Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Fan­pro­jekte

Die Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft der Fan­pro­jekte, kurz BAG, hat ihre Nische im Pool der vielen Initia­tiven gefunden, indem sie sich auf jugend­liche und her­an­wach­sende Fuß­ball­fans kon­zen­triert. Mit dieser Alters­gruppe soll prä­ventiv und sozi­al­päd­ago­gisch gear­beitet werden. Das kann in einem Fit­ness-Som­mer­camp, auf einer Tagung oder in Fuß­ball­schulen pas­sieren. Die BAG will jugend­liche Sub­kul­turen erhalten und för­dern.

Inter­es­sant ist, dass soge­nannte Pro­blem­gruppen“ wie Hoo­li­gans oder Skin­heads bei der BAG nicht aus­ge­grenzt werden. Wider dem Status Quo im Fuß­ball wird hier der Dialog gesucht. Das passt zum Selbst­ver­ständnis, sich nicht als sta­ti­sches Kon­strukt, son­dern als ler­nendes System, wel­ches seine Grund­sätze stets über­prüft (…) und sie bei Bedarf an gesell­schaft­liche Ent­wick­lungen anpasst“, zu sehen. Klingt nach zu viel ver­kopfter Zer­re­dung, sagt ihr? Ist aber im Sinne einer kri­ti­schen Lobby“ und für den Erhalt von Fan­szenen“, sagt die BAG.

Home­page: www​.bag​-fan​pro​jekte​.de
Kon­takt: info@​bag-​fanprojekte.​de

Pyro­technik lega­li­sieren – Emo­tionen respek­tieren

Pyro­technik lega­li­sieren“ setzt sich für den ver­ant­wor­tungs­be­wussten Umgang mit Ben­galos, Fackeln und Feuern ein und ist von den hier vor­ge­stellten Initia­tiven wohl die mit der zuletzt größten medialen Prä­senz. Das Kon­glo­merat aus mehr als 150 Ultra-Gruppen ent­warf näm­lich eine kon­struk­tive Streit­schrift, an der Ver­treter des DFB und der DFL nicht mehr vor­bei­kamen. So setzte man sich end­lich zusammen, die offi­zi­ellen Instanzen sagten den Dialog zu, die Initia­tive erklärte sich im Gegenzug zu einem Pyro-Ver­zicht bis zum 22. August bereit. Es ist ein Annä­hern, ein zag­haftes zwar nur, aber es nährt die Hoff­nung, der rigo­rosen Null-Tole­ranz-Politik in deut­schen Sta­dien eine ver­nünf­tige Alter­na­tive an die Seite zu stellen. Beide Seiten sind gesprächs­be­reit“, sagt Jannis Busse, Spre­cher der Gruppe, Ich halte es nicht für aus­ge­schlossen, dass Fans in nicht allzu ferner Zukunft Ben­galos legal abbrennen können.“

Um diese Vision Wirk­lich­keit werden zu lassen, müssen vor allem zwei Punkte geklärt werden: Die Schaf­fung von Rah­men­be­din­gungen für legales Abbrennen von Pyro­technik“, wie es das Mani­fest der Gruppe for­mu­liert, einer­seits, und dazu eine Eigen­ver­ant­wor­tung für Fan­szenen und Ver­eine.“ Viel­leicht ist das öster­rei­chi­sche Vor­bild eine Lösung: in der Bun­des­liga des Nach­bar­landes gilt eine Rege­lung, die das legale Zündel unter Auf­lagen erlaubt. Pyros müssen bei den Behörden ange­meldet, von Sicher­heits­experten kon­trol­liert und in aus­ge­wie­senen Zonen abge­brannt werden. Viel­leicht kann in den gemein­samen Treffen aber auch eine eigener, deut­scher Weg erar­beitet werden. Ein Kom­pro­miss, der Rauch­töpfe nicht per se als Hoo­li­ga­nismus oder mar­tia­li­sches Ver­let­zungs­ri­siko deckelt, son­dern die lei­den­schaft­liche und visu­elle Wir­kung berück­sich­tigt. Unter­stützt wird Pyro­technik lega­li­sieren“ übri­gens von der Arbeits­ge­mein­schaft Fan­an­wälte, reger Zulauf ist aus allen Ecken der Bun­des­re­pu­blik zu ver­zeichnen. Fast im wöchent­li­chen Rhythmus schließen sich wei­tere Fan­szenen und Ver­eine dem Vor­haben an.

Home­page: www​.pyro​technik​-lega​li​sieren​.de
Kon­takt: info@​pyrotechnik-​legalisieren.​de

Bunte Kurve

Die kleine Fan­in­itia­tive aus dem Leip­ziger Raum star­tete im April 2006 als Wir sind Ade“ und schaffte es bun­des­weit in die Schlag­zeilen. Der Pro­test für Ade­bo­wale Ogung­bure, dama­liger nige­ria­ni­scher Spieler im Kader vom FC Sachsen, und gegen die ras­sis­ti­schen Anfein­dungen war mutig und wichtig. Heute spielt Ogung­bure nicht mehr in Leipzig, als Bunte Kurve“ steht die mehr­heit­lich links­po­li­tisch geprägte Gruppe aber immer noch für Tole­ranz in Fuß­ball­sta­dien ein. Zur Akti­ons­pa­lette gehören Demons­tra­tionen, Kino­abende und Aus­stel­lungen. Zuletzt wurden auf Geheiß der Kurve in Leipzig ein Stol­per­stein ver­legt, im Oktober 2010 las Paul Cano­ville, erster schwarzer Pro­fi­spieler bei Chelsea London, aus seiner Bio­gra­phie.

Dass man vor allem auf lokaler und regio­naler Ebene agiere, sei nicht schlimm, erklärt Chris­to­pher Zenker: Im Kleinen, also aus der eigenen Fan­szene heraus, erreicht man oft mehr. Und viel­leicht findet sowas ja dann bun­des­weit Nach­ahmer …“ Das Credo für erfolg­reiche, effek­tive Anti­dis­kri­mie­rungs­ar­beit lie­fert der Spre­cher gleich mit: Man sollte nicht nur bei ganz kon­kreten Vor­fällen aktiv werden und auch nicht erst, wenn schon was pas­siert ist. Agieren statt reagieren, das ist unser Motto.“

Home­page: www​.bunte​-kurve​.de
Kon­takt: info@​bunte-​kurve.​de

KOS – Koor­di­na­ti­ons­stelle Fan­pro­jekte

Seit 1993 exis­tiert die KOS, um Fan­pro­jekte zu begleiten, zu koor­di­nieren und wei­tere Pro­jekte zu initi­ieren. Ihre Arbeit fußt auf dem natio­nalen Kon­zept für Sport und Sicher­heit (NKSS). Statt­liche 46 Stand­orte mit 51 Fan­szenen werden betreut und dazu, in regel­mä­ßigen Abständen, fuß­bal­le­ri­sche Groß­pro­jekte, aktuell das Fan- und Besu­cher­be­treu­ungs­pro­gramm zur EM 2012. Wie man sich das kon­kret vor­stellen darf? Wir infor­mieren und zer­streuen Vor­ur­teile. Bei der WM in Süd­afrika hieß es, alle Rei­chen würden sicher­lich aus­ge­raubt oder ent­führt werden“, führt Volker Goll aus, und jetzt, mit Blick auf das Tur­nier in Polen und der Ukraine, gras­siert die Angst vor Hoo­li­gans, vor unfer­tigen Sta­dien und man­gel­hafter Infra­struktur.“

Die KOS ist bei der deut­schen Sport­ju­gend in Frank­furt am Main ange­sie­delt, vier Referent/​innen und eine Ver­wal­tungs­fach­kraft arbeiten hier – Leute, die früher selbst bei Fan­pro­jekten enga­giert waren“, ver­weist Goll. Eine emo­tio­nale Nähe ist also vor­handen, genauso wie Empa­thie, Ein­füh­lungs­ver­mögen und Sen­si­bi­lität für Fan­be­lange, so dass diese nicht an einer büro­kra­ti­schen Mauer zer­schellen. Alle zwei Jahre tagt die Bun­des­kon­fe­renz und dis­ku­tiert neue Kern­themen, der Beirat kommt zweimal im Jahr zusammen. Ganz neu ver­gibt die Koor­di­na­ti­ons­stelle auch Qua­li­täts­siegel für Fan­pro­jekte, wird so zu einer Art Stif­tung Waren­test für Kurven und Initia­tiven.

Home­page: www​.kos​-fan​pro​jekte​.de 
Kon­takt: kos.​fanprojekte@​dsj.​de

Unsere Kurve

Unsere Kurve setzt sich seit Jahren auf allen rele­vanten Ebenen für den Erhalt der 50+1‑Regelung ein und konnte bereits in vielen Ver­einen einen zusätz­li­chen Schutz der Mit­glie­der­rechte durch die Auf­nahme in die Ver­eins­sat­zungen errei­chen. Gegründet 2005 wäh­rend des 4. Bun­des­treffen der deut­schen Fan­ab­tei­lungen, suchen wir aus der Mitte der in den Ver­einen orga­ni­sierten Fans einen kon­struk­tiven Dialog mit Ver­einen, DFL, DFB, UEFA und poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern rund um das Thema Fuß­ball, um die Inter­essen, Vor­stel­lungen und Ziele des aktiven Fuß­ball­fans in den Mit­tel­punkt zu rücken“, wie es die Initia­toren auf ihrer Home­page ver­künden.

Durch die Initia­tive der Gruppe kam die Ände­rung der Sta­di­on­ver­bots­richt­li­nien ins Rollen. Die neuen Sta­di­on­ver­bots­richt­li­nien traten zum 31. März 2008 in Kraft und legten u.a. die Redu­zie­rung der Höchst­strafe von fünf auf drei Jahre Sta­di­on­verbot fest.

Nur Fan­in­itia­tiven, die in die ver­eins­po­li­ti­sche Fan­ar­beit inte­griert sind, können Mit­glied werden.

Home­page: www​.unse​re​kurve​.de
E‑Mail: info@​unserekurve.​de