Endlich wird wieder gestreikt. Neymar und Griezmann legen die Arbeit nieder und wollen sich ihr Recht auf den richtigen Verein erkämpfen. Dass ihr Kampf nicht umsonst sein wird, zeigt unsere Chronik der großen Streiks des Fußballs.
Heiko Herrlich
Den ersten großen Arbeitskampf führte Heiko Herrlich 1995. Für den damals 23-jährigen Gladbacher gab es zum angestrebten Wechsel zu Borussia Dortmund nur eine Alternative: »Bevor ich noch einmal meine Schuhe für Mönchengladbach schnüren muss, höre ich lieber mit dem Fußball auf.«
Soweit kam es zum Glück nicht. Nach wochenlangem mutigem Verweigerungskampf gegen die Fesseln des eigenen Vertrags und Vermittlung durch den DFB durfte Herrlich seine Karriere beim BVB fortsetzen.
Robinho
Als sich der FC Santos und Real Madrid 2005 nicht auf eine Ablösesumme für Róbson de Souza einigen konnten, boykottierte der auch als Robinho bekannte Dribbler die Übungen.
Und verhalf so den beiden Klubs zur Einigung. Die 40 Prozent der Ablöse, die ihm vertraglich zugesichert waren, hatte er sich also verdient.
Demba Ba
2011 teilte Demba Ba der TSG Hoffenheim durch Abwesenheit im Trainingslager auf geschäftsüblichem Weg seinen Wechselwunsch mit. Die Hoffenheimer Pedanten pochten jedoch auf die Einhaltung des Arbeitsvertrages. Ba aber blieb stark und dem Training fern.
Zunächst sah es so aus, als sei der aufopferungsvolle Kampf umsonst. Nach erfolgreichem aber auch kräftezehrendem Streik fiel der Aufstiegs- und Arbeitnehmerheld Ba durch den Medizincheck bei Stoke City.
Zum Glück ging es Ba kurze Zeit später besser, als West Ham United ihn aus dem Kraichgauer Kontraktknast befreite.
Hakan Çalhanoğlu
Dass der Kampf für die Freiheit gesundheitsgefährdend sein kann, zeigt auch der Fall Çalhanoğlu. Der erst kurz vorher von einem neuen HSV-Vertrag in Haft genommene Mittelfeldspieler musste sich nach geäußertem Wechselwunsch erst einmal krankschreiben lassen.
Der schließlich gelungene Wechsel zu Bayer Leverkusen setzte dann neue Kräfte frei.
Luka Modric
Als Luka Modric im Sommer 2012 bei Tottenham in Streik ging, musste er nicht nur auf das Training verzichten, sondern auch noch die drakonische Strafe von 80.000 Pfund hinnehmen.
Wir hoffen, dass er bei Real Madrid einigermaßen angemessen entschädigt wurde.
Philippe Coutinho
Der Streik, zu dem sich Philippe Coutinho im Sommer 2017 genötigt sah, blieb zunächst erfolglos. Der sensible Techniker litt daraufhin unter einem Zwicken in der Leiste. Der brasilianische Teamarzt Michael Simoni erklärte: »Wenn man nicht weiß, wo man bald arbeitet, fühlt man sich unsicher. Ich denke das ist der Ursprung der Schmerzen.«
Erst nach einem halben Jahr voller Zwicken und Zumutungen, unter anderem musste er für Liverpool Champions League spielen, gab man Coutinho für den Wechsel nach Barcelona frei. Heute soll es dem mittlerweile 27-jährigen besser gehen.
Ousmane Dembélé
Ousmane Dembélé ist nicht nur DIE Ikone im Kampf gegen das peinlich penible Einhalten von Verträgen. Er ist auch der große Denker des Arbeitskampfes und stellte nach seinem erstreikten Wechsel von Dortmund nach Barcelona die richtige Frage: »Was hätte ich denn machen sollen?«
Auf jeden Fall nicht den Vertrag einhalten! Nicht zum Training gehen und dann ab nach Spanien. So macht man das.
Neymar und Antoine Griezmann
Auch Neymar und Griezmann wollen sich nicht länger von einer Unterschrift knechten lassen und können nun zu Helden des Arbeitskampfes werden. Da sich mutige Arbeitspapieraufbegehrer oft viel Gegenwind ausgesetzt sehen, sind wir froh, dass der Zielklub der beiden für seinen Einsatz in der Streikkultur bekannt ist.
FC Barcelona
Denn beide haben sich mit dem FC Barcelona einen Verein ausgesucht, der més que un Arbeitgeber ist. Die Katalonier unterstützen regelmäßig in vertraglichen Verpflichtungen gefangene Fußballer, indem sie die unglücklichen Vereinbarungsgeiseln zum Streik ermutigen.