Eigentlich sollte Gedson Fernandes am Montag in Istanbul vorgestellt werden. Doch Galatasarays Neuzugang wurde positiv auf Corona getestet. Woraufhin die kurioseste, wie wahnsinnigste Geschichte des Transferwinters folgte.
Dass Gedson Fernandes in den vergangenen Monaten bei Tottenham Hotspur nicht einschlug, dürfte die Verantwortlichen von Benfica Lissabon ziemlich verärgert haben. Schließlich galt der Wechsel des portugiesischen Mittelfeldspielers unter Kennern als Geschäft des Jahrhunderts. Denn im Vertrag war eine Kaufoption über 50 Millionen Euro vereinbart. Und Lissabon hatte den damals Zehnjährigen nun wirklich zum Schnäppchenpreis erhalten: 250 Euro und 25 Fußbälle sollen sie an den Fernandes’ Jugendverein SC Frielas überwiesen haben. Seit gestern ist das aber nur noch die zweitbeste Geschichte, die es um Gedson Fernandes in Sachen kuriose Wechsel gibt.
Denn der Leihspieler kam in der Premier League und bei Tottenham Hotspur nie so richtig an. Nur zwei Spiele machte der portugiesische Nationalspieler für die Mannschaft von José Mourinho. 63 Minuten gegen den FC Chelsea, allerdings im Carabao Cup, und ein Auftritt gegen die Amateurtruppe von Marine FC im FA-Cup – das war’s dann. Weshalb Tottenham im Sommer auf keinen Fall 50 Millionen Euro zahlen wollen würde und der Klub seinen Leihspieler schon nach einem halben Jahr zurück an Lissabon reichte.
Dort aber hatte offenbar auch niemand Verwendung für Fernandes. Noch bevor er in Portugal aufschlagen konnte, vereinbarten die Portugiesen einen neuen Leihdeal – mit Galatasaray. Doch ehe der Deal am letzten Transfertag abgewickelt werden konnte, ergab sich das nächste, wirklich drängende Problem: Gedson Fernandes wurde positiv auf das Coronavirus getestet.
Nur zur Erinnerung: Zwar wird trotz der ernsten pandemischen Lage in Europa überall Fußball gespielt, trotzdem gelten in den meisten Fällen die üblichen Reisebeschränkungen. Deutschland beispielsweise erlaubt keine Einreise aus Großbritannien ohne frischen, negativen COVID19-Test. Und auch die Türkei hatte zu Jahresbeginn einen Einreisestopp aus Großbritannien verhängt, nachdem 15 eingereiste Briten auf die neue Virusmutation getestet worden waren.
Und was also ein Problem dargestellt haben dürfte, als sich die Verantwortlichen von Benfica Lissabon und Galatasaray über den Wechsel einig waren, aber Gedson Fernandes in keinen Touristenflieger steigen durfte. Was dann aber, nun ja, kreativ und mit immensem Aufwand gelöst wurde. Denn Fernandes wurde per Krankentransport nach Istanbul gebracht, um – wie es heißt – die letzten Wechselmodalitäten zu erfüllen.
Für Aufmerksamkeit sorgte dabei ein dunkelroter Privatjet, dessen Landung auf dem Flughafen in Istanbul live im türkischen Fernsehen übertragen wurde und der von einem Komitee aus Menschen in Schutzausrüstungen begrüßt wurde. Einziger Passagier: Gedson Fernandes, der sogleich vom Rollfeld in häusliche Quarantäne gebracht wurde. Laut dem Online-Service „flightradar24“ handelt es sich bei der Maschine um eine Learjet 45XR, die am Montagmorgen um 9.33 Uhr Ortzeit in Istanbul gestartet war und nach London-Southend flog. Von dort kehrte die Maschine mit der Kennung TC-RSB um 17.04 Uhr wieder zurück.
Die Maschine gehört der Redstar Aviation, einem türkisches Unternehmen, das sich auf weltweite Krankentransporte spezialisiert hat. Laut eines Brancheninsiders, der sich gegenüber 11FREUNDE äußerte, dürfte der Flug mehr als 25.000 Euro gekostet haben. Viel Geld. Und ziemlich viel Aufwand, um einen infektiösen Patienten zu seinem neuen Arbeitgeber zu bringen. Andererseits: Wer hätte gedacht, dass bei den Summen des Marktes ausgerechnet 25.000 Euro für die kurioseste Geschichte des Transferwinters sorgen würden?