Kai Havertz sucht wohl eine neue Herausforderung. Bayer Leverkusen verliert damit ein Wunderkind, sein neuer Klub gewinnt einen potentiellen Weltstar. Wohin es ihn auch zieht: Kai wird sich überall durchbeißen.
Kai Havertz ist nicht zu halten. Weder für seine Gegenspieler noch für Bayer 04 Leverkusen. Die Zeichen stehen nach der verpassten Qualifikation für die Teilnahme an der Champions League eindeutig auf Abschied. Havertz hat Bayer 04 bereits über seine Absichten informiert und um Freigabe gebeten. Die besten Karten im Rennen um den 21-jährigen Offensivmann hat momentan der FC Chelsea, doch auch Real Madrid buhlt um den gebürtigen Aachener. Ein Wechsel zum FC Bayern München scheint hingegen in weite Ferne gerückt zu sein.
Havertz wäre nicht der erste Deutsche, der sich Chelsea oder Read Madrid anschließt. Gedacht sei an Spieler wie Sami Khedira, Mesut Özil oder Toni Kroos, die es im Santiago Bernabeu nach ganz oben geschafft haben. Es sei aber auch an Marko Marin und André Schürrle gedacht, die sich an der Stamford Bridge nicht durchzusetzen wussten. In London würde Havertz auf ein junges Team um Tammy Abraham, Christian Pulisic und Callum Hudson-Odoi treffen. Die Integration könnten seine Nationalmannschaftskollegen Antonio Rüdiger und Timo Werner erleichtern. Zu Chelseas Rüdiger soll Havertz sogar schon Kontakt aufgenommen haben, heißt es.
Zwar ist die Premier League ein Haifischbecken, aber die Gefahr, dass Kai Havertz dasselbe Schicksal wie Marko Marin ereilt, ist unwahrscheinlich. Denn der Mittelfeldstratege bringt neben seiner herausragender Technik, seiner Kreativität, seiner Übersicht und seiner Geschwindigkeit noch weitere Attribute mit, die in der Premier League von Vorteil sein werden. Havertz verfügt über einen starken Abschluss und dank seiner Körpergröße von 1,89 Meter auch über die nötige Robustheit sowie ein gutes Kopfballspiel.
Mit diesen fußballerischen Qualitäten und körperlichen Voraussetzungen ist Kai Havertz perfekt ausgerüstet, um bei seinem neuen Verein künftig mehrere Positionen bekleiden zu können. Leverkusens Trainer Peter Bosz setzte ihn zuletzt beispielsweise des Öfteren als Rechtsaußen oder Mittelstürmer ein. In der Bundesliga gelangen ihm als alleinige Spitze auf Anhieb sechs Tore. Eine Position, die er auch in der deutschen Nationalmannschaft spielen könnte. Havertz bringt die Anlagen mit, sich auf jeder Position, in jedem Verein und in jeder Liga durchzubeißen.
„Meiner Meinung nach ist er das größte Talent, das wir in Deutschland haben. Was er leistet, ist teilweise grandios“, verkündete Julian Brandt 2018 stolz über seinen damaligen Mitspieler Kai Havertz. Den Talentstatus hat er mittlerweile abgelegt, dafür zeigt er schon zu lange beständige Leistungen. Als kleiner Junge war Kai Havertz Fan von Alemannia Aachen und eiferte Barcelonas Ronaldinho nach. Der Brasilianer war sein Idol. Ein Magier am Ball. Einer für die genialen Momente. Ein Dribbelkünstler.
Ein Dribbler wie Ronaldinho ist Kai Havertz nicht, er glänzt vielmehr durch seine unvergleichliche Ballsicherheit. Mit welch einer Ruhe und Gelassenheit er in seinem zarten Alter den Ball durch die Arenen der Bundesliga transportiert und verteilt, ist beeindruckend, gleichzeitig aber auch nicht verwunderlich. Immerhin hat Havertz schon jetzt 118 Bundesligaspiele auf seinem nicht vorhandenen Buckel.
Auch wenn die Kassen vieler Vereine wegen Corona klamm sind, die bisher höchste Ablösesumme für einen deutschen Fußballspieler von etwa 50 Millionen Euro für Flügelstürmer Leroy Sané wird der Havertz-Transfer mit Sicherheit knacken. Havertz wird mit seinem Wechsel zum teuersten deutschen Fußballer der Geschichte aufsteigen. Sogar ein dreistelliger Millionenbetrag scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Der Transfer spült das Geld in die Leverkusener Vereinskasse, das durch die verpasste Champions League-Quali fehlt und eröffnet zusätzlich den Kauf von weiteren Verstärkungen.
Die führenden Köpfe bei Bayer Leverkusen sind es gewohnt, ihre besten Männer ziehen lassen zu müssen. Michael Ballack, Zé Roberto, Lúcio, Dimitar Berbatov, Hakan Calhanoglu, Julian Brandt und jetzt Kai Havertz. „Er ist der beste deutsche Spieler der nächsten zehn Jahre“, ist sich Leverkusens Geschäftsführer Sport Rudi Völler sicher. Dennoch darf Leverkusen nicht verzagen: Mit Florian Wirtz steht das nächste Ausnahmetalent in den Startlöchern. Vielleicht entwickelt sich der 17-Jährige ja zum neuen Kai Havertz.