Thomas Schaaf trainiert Werder Bremen für einen Spieltag. Die Mission: Nicht-Abstieg. Aber worauf genau sollte Kohfeldts Nachfolger jetzt den Fokus legen?
Bremens spielerische Schwächen führen direkt zur größten Problemzone. Angesichts von Torflaute und Gegentorflut würde man sie im Sturm oder in der Abwehr vermuten. Die größten Probleme hat Werder jedoch im Mittelfeld: Sowohl mit als auch gegen den Ball fehlt hier die Ordnung.
Gegen Augsburg lieferten Maximilian Eggestein und Christian Groß auf der Doppelsechs ein abschreckendes Beispiel. Eggestein bewegt sich viel, findet sich aber oft in falschen Räumen wieder und erhält selten den Ball. Groß wiederum zeigte sich erneut überfordert in Spielaufbau und Konterabsicherung. Seine Gelb-Rote Karte war der Anfang vom Ende.
Schaafs Problem dürfte sein, dass die Alternativen rar gesät sind. Yuya Osako und Kevin Möhwald laufen ihrer Form hinterher. Nicht ausgeschlossen, dass es zum Comeback des 32-Jährigen Philipp Bargfrede kommt. Er hat schon vor acht Jahren unter Schaaf gespielt.
Vergangene Saison plagte Werder eine riesige Schwachstelle: Standards. 19 Gegentore ließen die Bremer nach ruhenden Bällen zu, ein wesentlicher Grund für den Fast-Abstieg. In diesem Jahr sollte das Problem angegangen werden. Gerade in der Hinrunde zeigte sich Werder in dieser Hinsicht verbessert. Der Trainer wechselte nicht mehr so häufig zwischen Mann- und Raumdeckung.
Mittlerweile ist die alte Unordnung wieder hergestellt. Werder kassierte zuletzt mehrere wichtige Gegentore nach ruhenden Bällen, so auch das 0:1 gegen Augsburg. Mit insgesamt elf Gegentoren steht man auf dem drittletzten Rang der Liga hinter Hertha (12) und Schalke (23). Offensiv hat man wiederum nur ein Standard-Tor mehr erzielt (sechs) als in der katastrophalen vergangenen Spielzeit (fünf). Im finalen Spiel gegen Gladbach darf man sich diese Standardschwäche nicht leisten.
Was exakt die Schwächen der Bremer sind, ist aber eigentlich nebensächlich. Schaaf wird sein Team kaum innerhalb einer Woche fußballerisch verbessern können. Allenfalls über seine Ansprache könnte er die Spieler erreichen. Mehr als ein Fight um die letzte Chance auf den Klassenerhalt ist nicht drin.
Das dürfte auch die einzige Bremer Hoffnung sein: Sie tun irgendwas, um am Ende nicht sagen zu müssen, sie hätten nicht alles versucht. Ob das gutgeht? Bielefelds Beispiel aus dem Jahr 2008 sollte die Bremer eigentlich abschrecken.