Wolverhampton und Tottenham machten im vergangenen Jahr den Anfang. Nun führt auch Manchester United die Stehplätze wieder ein – wenn auch durch die Hintertür.
Noch ist es ein eher zarter Trend. Aber einer, der wohl nicht mehr zu stoppen ist. Die Stehplatzbereiche erobern klammheimlich die Hintertor-Tribünen der englischen Topliga zurück. Nun ja, es sind nicht gerade die „Terrifying Terraces“ der wilden 80er-Jahre, also jene mit nackten Betonstufen und einigen wenigen Wellenbrechern ausgerüsteten Stehränge der alten Schule. Doch immer mehr Fans auf der Insel dürfen wieder dauerhaft auf ihren Füßen stehen – ohne, dass ihnen gleich ein breitschultriger Steward auf die Schulter tippt und droht: „Sit down, or you’re out!“
Statt auf Repressalien zu setzen, geben immer mehr Klubs nach: Die Wolverhampton Wanderers, Tottenham Hotspur und neuerdings auch Englands Rekordmeister Manchester United setzen auf „Safe Standing“ – vor allem in jenen Stadionbereichen, in denen es immer wieder zu Ärger zwischen Zuschauern mit großem Stehvermögen und Stewards mit dünnem Geduldsfaden gekommen war. Gewährleistet werden soll das sichere Stehen durch so genannte Rail-Seats, also jene Klappsitze, die an ca. 1,30 Meter hohen Geländern montiert sind und die, wenn sie eingeklappt sind, Platz für jeweils einen „Steher“ bieten.
Deutsche Fans kennen derlei Konstruktionen etwa aus Leverkusen, Stuttgart oder Düsseldorf. Oder von den umgerüsteten Pseudo-Sitzplatzkurven bei Europacup-Partien. Die Geländer (englisch: Rails) sind zwar nicht schön, sorgen aber dafür, dass die einzelnen Reihen gegeneinander abgegrenzt sind und stellen sicher, dass selbst im größten kollektiven Jubelrausch niemand von einer herunter rollenden Menschentraube zerquetscht wird.
Gerade erst enthüllte die „Daily Mail“, dass auch Englands kriselnder Gigant Manchester United einen kleinen, rund 1.500 Plätze umfassenden Tribünenbereich im Nordost-Quadranten von Old Trafford mit Rail-Seats ausstatten will. Und zwar noch während der laufenden Premier-League-Saison. Vereinsquellen sprechen von einem Modellversuch, Zyniker sehen darin eher einen populistischen Schachzug des harsch kritisierten Klubchefs Ed Woodward. Die Wahrheit liegt womöglich in der Mitte, aber Fakt ist auch: „Safe Standing“ ist weiter auf dem Vormarsch.
Erst seit November 2018 gestattet der so genannte „Green Guide“, eine amtliche Sicherheitsrichtlinie für englische Fußball-Stadien, die Verwendung von Rail-Seats in der Premier League und in nachfolgenden Profiligen. Studien in England und andernorts stellen dem „Safe Standing“ seit je her ein durchweg positives Zeugnis aus: Vor allem jene Stadion-Areale, in denen die Fans ohnehin permanent stehen, werden dadurch nachweislich sicherer. Doch auch in „gesetzteren“ Tribünen-Bereichen entstehen dank der Geländer weniger Verletzungen (etwa durch Stürze).