Für den eigenen Präsidenten ist der Abstieg von Hannover 96 quasi schon besiegelt. Falls es doch noch etwas mit dem Klassenerhalt werden sollte, muss sich nicht nur Martin Kind bei seinem Torwart bedanken. Und bei dessen Diätplan.
Nachdem „Bruno“ Esser, über dessen Spitznamens Herkunft wir nur spekulieren können, etwas abgespeckt hatte, lud ihn ausgerechnet Bochum zum Probetraining ein. Diesmal war er nicht mehr zu klein. Auch nicht zu schlecht, weshalb er beim VfL seinen ersten Profivertrag unterschrieb. Über die Stationen Sturm Graz und SV Darmstadt 98, mit denen er 2016/17 seine erste Bundesligasaison absolvierte, landete Esser in Hannover. Dort machte ihn André Breitenreiter vor Saisonbeginn zum Stammtorwart – eine Entscheidung, die ihm zwar nicht den Job rettete, seine Entlassung aber vermutlich zumindest hinauszögerte, so oft wie Esser seine Mannschaft vor der totalen Blamage bewahrte.
Trotzdem, auch dessen Rekordspiel gegen Bremen verlor Hannover mit 0:1. Bezeichnend für Essers eigentlich überragende Saison. Denn um so viel halten zu können, muss man eben auch genug zum Halten bekommen. Und Esser bekommt reichlich. Noch während der Darmstädter Zeit nach seinen starken Leistungen in der Bundesliga gefragt, sagte Esser im 11FREUNDE-Interview: „Ich freue mich einfach auf jedes Spiel. Vielleicht ist das der Grund.“ Momentan fällt ihm das vermutlich etwas schwerer.
164 Schüsse auf sein Tor
164 Schüsse aufs Tor ließen seine Vorderleute zu. Das sind fast 30 mehr als die Freiburger Abwehr, die in dieser Statistik auf Rang zwei liegt. Quotenmäßig liegt Esser dadurch eher im Mittelfeld. Weil Hannovers Abwehr häufig vogelwild oder je nach Bedarf auch verschlafen auftritt, gibt es aber immer häufiger auch nicht mehr viel zu retten.
Auch beim 1:5 in Stuttgart war Esser einmal mehr der beste Spieler seiner Mannschaft, verhinderte ebenso viele Tore, wie er kassierte. Bei den Gegentreffern war er machtlos. Die Niederlage, die für Martin Kind den Abstieg besiegelte, konnte er nicht verhindern. Schuld daran war er aber ebenso wenig.
Sollte die Mannschaft den Präsidenten eines Besseren belehren und doch die Klasse halten, gebührt beider Dank Michael Esser, der sich als einziger von Anfang an gegen den Abstieg stemmte. Steigt 96 aber planmäßig zum sechsten Mal aus der Bundesliga ab, sollte er sich womöglich nach anderen Arbeitgebern umschauen. Denn weder dieses Team, noch dieser Präsident, haben ihren Torwart aktuell verdient.