In der 11FREUNDE-Ausgabe #223 führen wir Euch an 150 geheime (und weniger geheime) Fußballorte in Deutschland, die jeder Fan gesehen haben sollte. Als kleiner Appetithappen hier 17 Orte aus Hamburg, die immer einen Besuch wert sind.
Für unsere aktuelle Ausgabe #223 reisen wir mit euch quer durch das Land und zeigen euch die 150 geheimen und weniger geheimen Fußballorte, die man gesehen haben muss. Als kleinen Vorgeschmack präsentieren wir an dieser Stelle die Lieblingsorte der 11FREUNDE-Redakteure. Diesmal: Florian Nussdorfer über das Bier unter der Dusche.
Kevin Singstar
Kevin Keegans „Head Over Heels in Love“ ist einer der wenigen erfolgreichen Songs eines Fußballprofis – er erreichte Platz zehn der Charts. Aufgenommen wurde er im Rüssl Studio (heute Gaga Studio) von Otto Waalkes.
Adresse: Lentföhrdener Weg 21, 22523 Hamburg
Lottogewinn und Nacktreiten
Im Dezember 1979 gründete ein Hamburger Malergeselle im Eppendorfer Bierbrunnen (später Sport Eck, heute: Bierkrug) einen Fußballverein. Sein Ziel: Die Bundesliga. Sein Startkapital: ein Lottogewinn. Und weil der erste Aufstieg gelingt, reitet er miteinem Esel nackt über den Marktplatz. Bis heute eine der berühmtesten und verrücktesten Amateurtypen Hamburgs.
Adresse: Tarpenbekstr. 55, 20251 Hamburg
Hier übte Andi Brehme den Elfmeter von 1990
Vergesst das Millerntor und den Volkspark. Das schönste Stadion Hamburgs war der Wilhelm-Rupprecht-Platz, auf dem der einstige Zweitligist Barmbek-Uhlenhorst seine Heimspiele austrug. Im Volksmund wurde es Barmbeker Anfield genannt, denn es lag mitten im Stadtteil und war ein enges Stadion ohne Lauf- bahn. Erbaut wurde es schon 1925, doch bis 1967 spielten die Fußballer auf Grand. Zur Eröffnung des Rasenplatzes 1967 gastierte der HSV. 7000 Zuschauer sahen, wie der sechsjährige Andi Brehme, Barmbeks berühmtester Sohn, Hamburgs größtem Fußballer Uwe Seeler feierlich einen Wimpel überreichte. Heute spielt BU in einem Stadion mit Kunstrasen, und auf dem alten Anfield stehen die Bagger.
Adresse: Steilshooper Straße 210, 22307 Hamburg
Der härteste Gegner ist immer die Kneipe
Eröffnung 1907, Einweihung einer der ältesten Holztribünen Deutschlands 1909, Länderspiele gegen Schweden und Holland, Austragungsort des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft zwischen Kiel und Karlsruhe 1912, Tribünenbrand 1921, 37 000 Zuschauer beim Finale der britischen Zonenmeisterschaft zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli 1948. Victorias Stadion Hoheluft könnte schon mit seiner Frühgeschichte ganze Fußballmuseen füllen. Umso trauriger, dass es in den vergangenen Jahren etwas von seinem Charme eingebüßt hat. So mussten wegen DFB-Auflagen (nicht gerade hübsche) Zäune zwischen den Tribünen aufgebaut werden. Immerhin: Man kann in dem Stadion gut Promi-Spotting betreiben. Cheftrainer von „Vicky“ ist Marius Ebbers, der früher für St. Pauli auf Torejagd ging und die letzten drei Jahre seiner Karriere bei Vicky kickte. Seine gerdmüllerhafte Quote: 78 Spiele, 60 Tore. Ein anderer Bald-Promi ist Damian van der Vaart, Sohn von Sylvie und Rafael (bekannt aus Funk und Fernsehen), der in der U14 des SC Victoria spielt. Und dann schwebt da noch der Geist der an Krebs verstorbenen St. Pauli-Legende Walter Frosch „(Erst mal ’ne Zigarette!“) über Rasen und Theke der altehrwürdigen und nun in „Victor“, (die Victorica-Klause) umbenannten Kneipe, die sich unter der Haupttribüne befindet und einige Jahre von Frosch geführt wurde. Vielleicht kam er hier zur Erkenntnis: „Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe.“
Adresse: Lokstedter Steindamm 87, 22529 Hamburg
Derbyfrieden beim Einkaufen
Wer vor dem Start ins Fußballwochenende noch letzte Erledigungen vornehmen will und sich mit genügend Astra versorgen muss, ist im Supermarkt zweier Ex-Fußballer genau richtig. Statt Derbyhass wird hier Derbyfrieden gelebt. St. Pauli-Legende Holger „Stani“ Stanislawski ist zusammen mit dem ehemaligen HSV-Spieler Alexander Laas Geschäftsführer des Marktes. Mit ein bisschen Glück bekommt man beide mal zu Gesicht und kann mit ihnen schnacken.
Adresse: Dorotheenstraße 116, 22301 Hamburg
„Lass am Stellinger treffen!“
Wer vor einem Besuch im Volksparkstadion etwas Atmosphäre einsaugen möchte, trifft sich am besten am Stellinger Bahnhof. Von dort ist es nicht mehr weit bis ins Stadion und genügend andere Fußballfans zum Bier trinken oder philosophieren, findet man in jedem Fall.
Adresse: Volksparkstr. 69, 22525 Hamburg
Uns Uwes Fuß
Der bronzene Seeler-Fuß hinter der Nordtribüne des Volksparkstadions ist 3,5 Meter hoch und wiegt vier Tonnen. Eingeweiht wurde er zur Saison 2005/06. Damals, als sich der HSV für die Champions League qualifizierte.
Adresse: Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg
Ursprung der Deutschen Meisterschaft
Auf der Exerzierweide fand 1903 das erste Endspiel um die Deutsche Meisterschaft statt (VfB Leipzig – DFC Prag). Heute stehen hier Büros, aber dort, wo früher das östliche Tor war, findet man einen Gedenkstein.
Adresse: Rondenbarg 6, 22525 Hamburg
Altonas Schmuckkästchen
Die Adolf-Jäger-Kampfbahn ist nicht nur eine der ältesten Spielstätten Deutschlands (Eröffnung: 1908) sondern auch Heimat von Altona 93. Interessanterweise hat der Oberligaverein gleich drei sehr verschiedene Fan-Gruppen, die sich alle im Stadion tummeln. Mit einer selbstgerechten Anzeigetafel ausgestattet ist auf dem sogenannten „Zeckenhügel“ die Ottenser- Punk– und Bauwagenszene zu finden, die sich hinter dem westlichen Tor versammelt. Neben der Haupttribüne, die aus 1400 Sitzschalen aus dem alten Volksparkstadion besteht, befindet sich die „Meckerecke“. Passenderweise sind dort vor allem traditionelle AFC-Fans ansässig, die auch gelegentlich Heimspiele des HSV besuchen. Ihnen gegenüber haben auf der linken Seite der Gegengerade ehemalige Mitglieder des FC St. Pauli eine neue Heimat gefunden. Der „Schwarze Block“ protestiert unter dem Motto „St. Pauli, McDonalds und die CDU“ gegen die angebliche Verbürgerlichung und Kommerzialisierung des Kiez-Clubs.
Adresse: Griegstraße 62, 22763 Hamburg
Wo der HSV zu Hause war
Bis zum Bundesligastart 1963 die Heimstätte des HSV, fand am 19. August 1989 schließlich das letzte Pflichtspiel einer Profimannschaft im traditionsreichen Stadion statt. Die Südtribüne fiel schon 1980 einem Orkan zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut. Obwohl der HSV noch versuchte das Gelände unter Denkmalschutz zu stellen, fand ein großes Stück HSV-Geschichte 1997 ein Ende. Jetzt stehen da zwar Wohnhäuser und Unigebäude, aber zumindest der Geist von Seeler, Dörfel und Co ist noch da.
Adresse: Hallerstraße 89, 20149 Hamburg
Gut Kick!
Die Kneipe, in der die legendäre Tischkicker-Szene aus Absolute Giganten gedreht wurde. Die Bar im Film sind eigentlich zwei: Das heutige headCRASH und die ehemalige Zoë Bar (heute Möwe Sturzflug). In einem Interview gab Guido A. Schick alias Dulle zu, dass er vorher nie einen Kicker von Nahem gesehen hatte und auch heute beim Kickern nur auf die Mütze bekommt. Gut, dass hinter dem Kickertisch zwei Kickerweltmeister standen.
Adresse: Hamburger Berg 13, 20359 Hamburg
Hugo weiß Bescheid
Die Kultkneipe ist seit Jahrzehnten der Treffpunkt der gesamten Hamburger Fußballszene. Hier kennt jeder jeden, und jeder redet meist über Fußball. Ein Treffpunkt vor allem für Spieler des FC St. Pauli, denn hier feierten die Spieler den Aufstieg 2002. Früher begrüßte Besitzer Isi jeden Gast per Handschlag, heute übernimmt das Bruder Hugo. Wer also immer mal einen Hamburger Fußballer treffen wollte, sollte sich die „Blaue Nacht“ nicht entgehen lassen.
Adresse: Friedrichstraße 4, 20359 Hamburg
Klopapier und einen Masturbator X, bitte!
Früher war er Derbyheld, heute verkauft er auf der Reeperbahn Dildos und Margarine. Der ehemaligen Derby-Held Benedikt Pliquett hat dem Fußballgeschäft zwar den Rücken gekehrt, ist St. Pauli aber trotzdem auch nach seiner aktiven Karriere treu geblieben. Als Sex-Shop Betreiber versorgt er seine Kunden nun in seiner Darkside Boutique mit allerhand Spielzeug. Um seinen Laden auch während der Corona-Pandemie öffnen zu dürfen, hat er sein Sortiment kurzerhand noch um Klopapier und Lebensmittel erweitert.
Adresse: Reeperbahn 152, 20359 Hamburg
Gute Aussicht
Vom Riesenrad kann man 19,10 Prozent des Millerntor-Rasens sehen. Übrigens, der Dom ist auch Ursprung des total kultigen St. Pauli-Freibeuter-Images. Doc Mabuse, ein Punk aus der Hafenstraße, kaufte hier vor über 30 Jahren eine Totenkopffahne und brachte sie ins Stadion.
Adresse: Heiligengeistfeld 1, 20359 Hamburg
Teambesprechung im Vereinsheim
Auch hier hingen die St. Pauli-Spieler ab: Früher war das Vereinsheim direkt neben dem Spielertunnel, weshalb viele Profis von Marihuana benebelt aus den Katakomben kamen. Hier wird auf Bierbänken und Ballsaalstühlen gesessen und ein Schild am Eingang weißt darauf hin, dass das Mitbringen von Hunden nicht gestattet ist.
Adresse: Harald-Stender-Platz 1, 20359 Hamburg
Brutstätte von Millerntor Roar
Hier erschien vor über 30 Jahren die Nullnummer des Fanzines Millerntor Roar, und plötzlich war alles anders: Fans mischten sich in die Vereinspolitik ein; sie standen auf gegen die Rassisten in der Kurve; sie gründeten Fanprojekte, Fanläden und andere Fanzines. Sie waren nicht mehr nur die zahlenden Kunden, sondern nahmen aktiv an einer sich wandelnden Fußballkultur teil.
Adresse: Heiligengeistfeld 1, 20359 Hamburg
Ein Hauch vom alt(ernativ)en Hamburg
In der Hafenstraße ist die besondere Verbindung zwischen Kiez und Club noch spürbar. Wenn man über sie schlendert, könnte einem der ehemalige Pauli-Keeper Volker Ippig über den Weg laufen, der nicht nur das linksalternative Gesicht des FC-St.Paulis prägte sondern auch dort seine ehemalige WG hatte. Vielleicht philosophiert man mit ihm dann über die großen Fragen des Lebens, über Gerechtigkeit, Solidarität und wo es am Hafen den besten Fisch gibt.
Adresse: Hafenstraße, 21079 Hamburg