Widerliche Beleidigungen, Smilies und knallharter Rassismus. Gegen einen Trainer im Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern mehren sich Rassismus-Vorwürfe. Wie reagiert der Verein?
„Auf dem Platz und überall in der Welt – Rot gegen Rassismus!“, schrieb der Branchenführer aus München noch im März auf seiner Homepage und verkündete: „FC Bayern engagiert sich für Vielfalt und Toleranz.“ Anlass war das bevorstehende Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg, das ganz im Zeichen einer Anti-Diskriminierungs-Kampagne stand. Doch Predigen und Handeln sind mitunter zwei Paar Schuhe. Laut Recherchen des WDR-Investigativmagazins „Sport inside“ gibt es nun einen Fall von Rassismus im eigenen Haus.
„Sport inside” verweist auf Handy-Chat-Protokolle, die zahlreiche rassistische Äußerungen eines verantwortlichen Mitarbeiters des Münchner Nachwuchsleistungszentrums „FC Bayern Campus“ dokumentieren. Es geht dabei um den Cheftrainer einer U‑Mannschaft der Münchner, der Name des Beschuldigten ist dieser Redaktion bekannt. In einem Fall postete der Mann, der laut FCB-Homepage nach wie vor im Amt ist, das Foto eines Lastwagens mit der Aufschrift „Bimbo“ und kommentierte: „Transport. Hier werden die Neger von A nach B transportiert.“ Der Post wurde von weiteren Mitgliedern der Gruppe, offenkundig anderen Trainern bzw. Mitarbeitern des FC Bayern, mit lachenden Emojis kommentiert.
In einem weiteren Chat heißt es in Richtung eines langjährigen FCB-Jugendbetreuers mit Migrationshintergrund: „Halts Maul Kameltreiber“ (Rechtschreibung und Zeichensetzung sind an dieser Stelle nicht korrigiert; die Redaktion). Bemerkungen wie diese bekommt der Betreuer offenbar regelmäßig vor den Latz geknallt, an anderer Stelle heißt es: „Fick dich du kanake“. Auch wenn hier vordergründig scherzhaft hin und her gefrotzelt wird, lässt sich keinerlei Distanz zur Diktion von beinharten Rassisten erkennen.
Weite Teile der angeführten Chat-Protokolle finden sich in einem Twitter-Account, der in der vergangenen Woche unter dem Namen des beschuldigten Mitarbeiters eingerichtet wurde. Dabei dürfte es sich um einen Fake-Account handeln, erstellt mit dem Ziel, den FCB-Mitarbeiter öffentlich zu belasten. Sollten die dort abgebildeten Chat-Protokolle authentisch sein, dürfte dies den Rekordmeister aus München und seinen 2017 eingeweihten „FC Bayern Campus“ bis in die Grundfesten erschüttern.
Dramatisch sind nicht nur die offenbar wiederkehrenden rassistischen Ausfälle des Beschuldigten sowie mangelnder Widerspruch und sogar offenkundiger Zuspruch seiner Mitarbeiter. Die angeführten Chat-Protokolle sollen bereits rund zwei Jahre alt sein. Derzeit ist der FC Bayern mit der Aufarbeitung des Falles beschäftigt, ob und inwieweit der betreffende Mitarbeiter für die Posts verantwortlich gemacht werden kann. Sollte ihm eine Urheberschaft nachgewiesen werden können, handelt es sich hier ganz offenbar um einen besonders harten Fall.