Seit 2006 kührt die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur den besten Spruch des Fußballjahres. Von der Angst vor Olli Kahn über ironische Betrachtungen des eigenen Klubs bis hin zu ernster Gesellschaftskritik von Fans: Diese elf Zitate sind für den Fußballspruch des Jahres 2020 nominiert.
– Fans von Eintracht Frankfurt
Die Frankfurter Fans boten dem Trainer ihrer Eintracht an, eine mögliche Hopp-Kritik-Spielunterbrechung im DFB-Pokal gegen Werder Bremen taktisch zu nutzen. Aber: Frankfurt gewann auch so mit 2:0.
– Deniz Aytekin
Eigentlich hätte das komplette Interview mit Deniz Aytekin nach dem ersten Geisterspiel der Bundesligageschichte zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln nominiert werden können. Er sagte so kluge Dinge wie: „Irgendwas fehlt – und zwar massiv. (…) Es ist wirklich einfach beängstigend und irgendwie hat es mit Fußball auch nichts zu tun. Die Leidenschaft fehlt.“ oder „Egal wie – die Fußball-Familie muss zusammenhalten, dass Fußball-Fans auch im Stadion sein und die Mannschaften anfeuern können.“
– Dr. Thomas Grethlein
Auf der Homepage des 1. FC Nürnberg wird Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Thomas Grethlein mit einem kurzen Interview vorgestellt. Dort sagt er: „Meine Stärke ist, komplexe Situationen zu analysieren und gute Lösungen zu entwickeln.“ Als Philosoph hat er kurzerhand das Leben mit einer phänomenalen Fußballmetapher erklärt. Das Leben ist halt eher wie der Club und der Club ist ja bekanntlich ein Depp.
– Manuel Gräfe
Eier-Rating in der Bundesliga (2004)
Oliver Kahn: 2
Manuel Gräfe: 0
– Kevin-Prince Boateng
Schon 2018 war Kevin-Prince Boateng für den Fußballspruch des Jahres nominiert. Auch damals mit einer Kritik am Umgang mit Rassismus. „Es kommt mir vor, als ob wir mehr gegen Pyrotechnik kämpfen als gegen Rassismus“, hat er damals gesagt. Dieses Jahr ist er mit einem Spruch zu den laschen Sanktionen von Schalke 04 in Bezug auf die rassistischen Äußerungen des (mittlerweile ehemaligen) Aufsichtsratchefs Clemens Tönnies vertreten.
– Nils Petersen
Auch Nils Petersen war 2018 mit der Erkenntnis, er würde seit zehn Jahren im Fußballgeschäft verblöden, schon einmal nominiert. Ganz verblendet ist seine Sicht auf die Welt auch zwei Jahre später noch nicht. So freut er sich über die Anerkennung von Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen.
– Jens
Eine Gedenkminute zu unterbrechen, fällt normalerweise unter die Kategorie respektlos. Wenn einer aber – wie Jens – einem Gedenkminuten-Unterbrecher die Meinung geigt, dann kann das durchaus eine positive Signalwirkung haben. Nachdem ein Zuschauer während der Gedenkminute für die Opfer des Anschlags in Halle beim Spiel der Nationalmannschaft gegen Argentinien die deutsche Nationalhymne gesungen hatte, brüllte ihm Jens entgegen und bekam dafür vom ganzen Stadion Applaus. Was Jens über seinen Spruch denkt, lest ihr hier.
– Hassan Talib Haji
Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber kreative Gags auf Kosten von Schalke 04 werden einfach nicht alt. So wie dieser von Journalist und Schalke-Fan Hassan Talib Haji. Wobei hier die Lieblingsmannschaft relativ beliebig hätte ausgetauscht werden können: Nürnberg, Bremen, Hamburg, Hannover, Hertha…
– Fans von Union Berlin
Sahar Khodayari verkleidete sich vergangenes Jahr als Mann, um endlich ihren Lieblingsklub Esteghlal Teheran live im Stadion erleben zu können. Doch die 29-Jährige flog auf und musste mit einer Haftstrafe rechnen, denn das Mullah-Regime im Iran verbietet Frauen den Stadionbesuch. Als Protest dagegen zündete sich Khodayari selbst an und erlag ihren Verbrennungen. Die Union-Fans zeigten sich beim Heimspiel gegen Werder Bremen solidarisch. Die weltweite Protestwelle war erfolgreich: Am 10. Oktober 2019 durften Frauen das Heimspiel der iranischen Nationalmannschaft gegen Kambodscha verfolgen.
– Fans des FC Bayern München
Bayern-Fans nutzten im März die Bühne in der „Causa Hopp“, um auf die verschobene Themensetzung in der öffentlichen Debatte aufmerksam zu machen. Ein halbes Jahr später musste erst Moria brennen, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Missstände der EU-Außenpolitik zu lenken.
– Daniel Thioune
Der Fall „Bakery Jatta“ bestimmte wochenlang die Schlagzeilen des deutschen Fußballs. Der Vorwurf, er sei als Geflüchteter mit der falschen Identität von Bakary Daffeh nach Deutschland gekommen, hält sich bis heute hartnäckig. Daniel Thioune, damals noch als Osnabrück-Trainer Konkurrent seines heutigen Arbeitgebers, hielt nicht viel von den Einsprüchen gegen die Spielwertung von Nürnberg, Bochum und Karlsruhe.