Hallenfußball ist tot? Stimmt nicht! Zur Dortmunder Stadtmeisterschaft kommen jährlich über 25 000 Zuschauer. Es riecht nach Axe-Deospray und Rewas Arweladse. Kurzum: Es ist ganz wunderbar.
Für den großen Budenzauber war um die Jahrtausendwende Schluss. Die Bundesligateams stellten wegen der Verletzungsgefahr kaum noch Profis auf oder reisten ins Trainingslager in wärmere Länder. Der letzte DFB-Hallenpokal 2001 geriet zur Farce: Frankfurts Felix Magath ernannte Spieler Horst Heldt zum Co-Trainer, damit er selbst gemütlich durch die Halle spazieren konnte. 1860-Chef Werner Lorant wiederum ließ seinen sechsjährigen Sohn „aus Spaß“ die Mannschaft aufstellen. Sieger beim letzten Hallenrummel: die SpVgg Unterhaching.
Seitdem stirbt der Hallenfußball einen langsamen Tod. Das jedenfalls glauben (oder hoffen) die großen Verbände, die seit einigen Jahren lieber die Werbetrommel für Futsal rühren, also den Hallenkick ohne Bande und mit einem Ball, der weniger stark springt. Beliebtes Testimonial: Lionel Messi, der angeblich seine Technik beim Futsal gelernt habe. Aber mal ehrlich: Wer ist der schon gegen Hallenmasters-Legenden wie Wladimir But und Jörg Lipinski?
Und sowieso: Stimmt das überhaupt? Liegt der Hallenfußball auf dem Sterbebett? Im Januar herrschen für Indoorgroundhopper, die sich nicht so viel aus Ligazugehörigkeit machen, immer noch paradiesische Zustände. Vor allem in Westdeutschland. Jedes Wochenende kann man hier zahlreiche Turniere und Stadtmeisterschaften sehen. Die Profis sind zwar nicht mehr dabei, dafür aber traditionsreiche Amateurteams von der Kreis- bis zur Oberliga. Klubs wie Westfalia Herne, Fichte Bielefeld, FC Kray, VfB Hüls. Die Turniere sind gut besucht, und manchmal wird es richtig hitzig, denn im Grunde ist jede zweite Partie ein Derby. Ende Dezember musste eine Halle in Bielefeld geräumt werden, als Offizielle und Trainer zweier Teams aufeinander losgegangen waren.
„In Dortmund gibt es im Januar einen richtigen Hype um Hallenfußball“, sagt Thomas Schulzke, der seit zwanzig Jahren für die „Ruhr Nachrichten“ von den Dortmunder Stadtmeisterschaften berichtet, dem größten Wettbewerb dieser Art. 72 Mannschaften nehmen an dem Turnier teil, das sich über drei Wochen zieht. Insgesamt kommen über 20 000 Zuschauer zu den Qualifikationsturnieren, und die Endrunde findet Mitte Januar vor 4500 Fans in der Helmut-Körnig-Halle statt. Dieses Jahr sind 17 Reporter und Fotografen für die „Ruhr Nachrichten“ im Einsatz, die erstmals auch Live-Streams von allen Spielen anbieten. „Es ist ein Treffen der Amateurcommunity“, sagt Schulzke. Viele Spieler würden schon im Oktober davon sprechen. „Sie lieben es, denn sie können sich empfehlen.“
So wie etwa Taner Erel vom Kreisligisten Ay Yildiz Derne, der bei der diesjährigen Stadtmeisterschaft nach den Vorrunden die Torjägerliste anführte. „Der hat mal höher gespielt“, raunte es bei den Spielen von Derne über die Ränge. Und das stimmt ja auch. Denn eigentlich wollte Erel Profi werden und absolvierte ein Probetraining beim türkischen Zweitligisten Samsunspor. Und nun? Sucht der FC nicht einen neuen Stürmer?