Mit Jean-Philippe Mateta hat Mainz das nächste französische Talent an Land gezogen. Dessen Start verlief vielversprechend. Was vor allem daran liegt, dass er sich vor niemandem versteckt. Nicht mal vor Zlatan Ibrahimovic.
Dass er trotzdem noch viel zu lernen hat, weiß auch sein Trainer. „Er hat eine gute Präsenz und Technik“, sagt Schwarz. „Aber er ist noch ganz am Anfang seiner Entwicklung.“ Manchmal bleibt er zu lange am Ball, scheint die Abseitsregel zu vergessen oder ist etwas zu verspielt. „Er muss weiter an sich arbeiten“, findet auch sein Kollege Gaetan Bussman, der so etwas wie ein großer Bruder für ihn ist. Aber Mainz 05 ist eben kein Klub, der einen kompletten Stürmer kaufen kann.
Einen Stürmer wie Zlatan Ibrahimovic zum Beispiel. Ein Glück, dass Mateta dem Schweden nicht unähnlich ist. Zumindest behauptet er das von sich selbst: „Ich bin etwa gleich groß wie Zlatan. Und ich spiele einen ähnlichen Stil“, sagte er während der Vorbereitung. Zlataneskes Selbstbewusstsein hat er offensichtlich auch.
Objektiv betrachtet ist der junge Franzose noch lange nicht auf Ibrahimovics Level. Ob er es jemals erreichen wird, ist schwer zu sagen. In Mainz aber versprüht er Hoffnung. Und weckt Erinnerungen. An Adam Szalai, oder, noch ein wenig weiter zurück, Aristide Bancé. Gute Erinnerungen, an Zeiten, in denen Mainz aufregenden Offensivfußball spielte. Als die „Bruchwegboys“ um Szalai die Liga aufmischten oder Bancé gegnerische Abwehrreihen im Alleingang durchpflügte. Zeiten, bevor die Mainzer Offensivtristesse einsetzte. Letztes Jahr schoss 05 an 34 Spieltagen nur 38 Tore. Der letzte, der für Mainz zweistellig traf, war Yunus Malli. Mateta könnte das ändern – wenn er sich auf das wichtige konzentriert.
Hakuna Mateta
„Er ist ein überragender Kerl, aber du musst immer gucken, was der Kamerad veranstaltet“, sagt Schwarz. Es solle aber nicht der Eindruck entstehen, Mateta sei ein „Hallodri“. Ganz unproblematisch war dessen Verhalten in der Vergangenheit aber nicht. In Châteauroux schwänzte er das Training, um seinen Wechsel nach Lyon zu erzwingen. Der jüngste Charaktertest folgte bei der angeblichen Schwalbe im Heimspiel gegen Hannover.
Mateta schwankt immer etwas zwischen Leichtigkeit und Schwermut. „Ich strebe nach dem maximalen Erfolg. Ich bin ein Wettkämpfer, der jede Saison, jeden Tag das Beste rausholen und gewinnen will“, sagte er dem Kicker. „Ich wollte schon immer gewinnen und die Leute zum Lachen bringen.“ Vor dem Tor ist er mal fahrlässig, mal klinisch genau. In der Kabine ist er für die Musik verantwortlich und animiert auf dem Platz nach jeder gelungenen Aktion die Zuschauer, während er im Interview abseits des Feldes Sätze sagt wie: „Wenn ich ein Politiker wäre, würde ich den Leuten helfen, die in den Banlieues leben und nicht so viel Glück im Leben haben.“
Er selbst hat dieses Glück gehabt, hat es sich erarbeitet. Deshalb genießt er einfach den Moment. Solange die Sorgen fernbleiben. Das wiederum heißt auf französisch wahrscheinlich „Hakuna Mateta“.