Ein Mainzer tanzt sich durch Düsseldorf, Mitleid mit Mario Götze und Thomas Müller findet Bayerns Form wieder. Das ist die 11 des Spieltags.
Jean-Philippe Mateta
Eigentlich war die Szene schon beendet. Mainz’ Mateta stand vor Düsseldorfs Bormuth, ohne Aussicht vorbei zu kommen. Doch dann setzte Mateta an zum besten Einzeltanz seit Giovane Elbers Auftritt bei »Let’s Dance«. Dass Fortuna-Keeper Michael Rensing noch freundlich mithalf und den Schuss nicht hielt, geschenkt. Mateta tanzte einfach weiter. Was wir uns von Giovane Elber auch gewünscht hätten.
Mario Götze
Jedes Wochenende die gleiche Leier: Dortmund tut sich schwer gegen einen tief stehenden Gegner, die wenigen Chancen, die sich das Team erspielt, werden vergeben und dann, dann wechselt Lucien Favre Paco Alcacer ein. Der schürt mit seinem ersten Ballkontakt den Doppelpack, bereitet seine beiden nächsten Treffer selber vor, entwickelt noch vor Abpfiff genau das günstige, ökologische und wirksame Krebs-Gegenmittel, nach der die Welt so dürstet, und küsst in der Nachspielzeit mit einer gigantischen Spende noch die Zeche Zollern und damit die Existenzen diverser Kumpels wieder wach. An wen bei so vielen Heldentaten keiner denkt? Mario Götze. Dabei ist er es, der die gegnerischen Verteidiger Woche für Woche in der Stunde vor Alcacers Einwechslung müde läuft. Oder einschläfert. Oder beides. Wie auch immer: Kompliment.
Haji Wright
Steht vor allem in der 11 des Spieltags, weil man jedem reflexhaft »Gesundheit« zurufen will, der seinen Vornamen sagt. Und wir uns an solch kleinen Spielereien – im Gegensatz zu euch Fadianen – nun mal erfreuen können. Steht aber auch ein bisschen in der 11 des Spieltags, weil er statt…
Franco di Santo
… am Wochenende in der Schalker Startelf stand (was wiederum die meisten Schalker Fans erfreuen dürfte). Obwohl mit Breel Embolo, Mark Uth, Steven Skrzybski und Cedric Teuchert gleich vier direkte Konkurrenten di Santos verletzt fehlten. Und obwohl Guido Burgstaller angeschlagen war. Wir haben zwar keinen Master in Forstwirtschaft, sind uns aber sicher: Radikaler abgesägt wurde in Deutschland kaum einer.
Jordan Torunarigha
Von Innenverteidigern erwarten wir, dass sie Kopfballduelle resolut für sich entscheiden, dass sie nach vergebenen Chancen (die sie selbstverständlich nur nach Eckbällen oder Freistößen aus dem Halbfeld haben) vor sich hin fluchend und kopfschüttelnd wieder in die eigene Hälfte sprinten und dass sie sich ab und an, nach einem richtig dicken Klops, duckmäuserisch und widerstandslos vom eigenen Keeper anschnauzen lassen. Dass sie in nur einem Spiel – mit Absicht – selber treffen und dann auch noch per butterweicher No-Look-Flanke aus vollem Lauf (ebenfalls absichtlich) eine Torvorlage geben, erwarten wir dagegen nicht. Hut ab also, Jordan Torunarigha.
Jordan Pickford
Wir hielten 2018 für das Jahr, in dem die Naturgesetze des Fußball lückenlos außer Kraft gesetzt worden seien: Deutschland keine Turniermannschaft mehr, die Bayern schlagbar, Grindel nicht mehr der tollpatschigste Anzugträger im deutschen Fußball (Hoeneß), und, am schockierendsten, die Engländer plötzlich mit einem fähigen Torhüter. Und dann vergeigte Evertons Schlussmann gestern in der Nachspielzeit piplicaesk das Spiel seiner Mannschaft und verhalf Liverpool so zum Sieg. Und weil …
Divock Origi
… das ganze besiegelte (und Jürgen Klopp danach schön old-school-unsportlich aufs Feld rannte), ist das ja irgendwie auch ein Erfolg der Bundesliga. Wir sind wieder wer!
Thomas Müller
Wo ist sie hin, die Form des FC Bayern? Wer sieht, wie Thomas Müller gegen Werder Bremen spielte, könnte denken, sie lag bisher versteckt zwischen seinen einzelnen Muskelgruppen. Und ist sicher jetzt herausgefallen, als Müller mal wieder seine langen Stelzen durchschüttelte und nebenher vier Bremer aussteigen ließ, ehe er Serge Gnabry vor dem 2:1 mustergültig bediente. Mit dieser Leistung der zweitbeste Münchener an diesem Wochenende…
Johannes Bachmayr
… denn die beste Show eines Bayern-Mitglieds kam dieser Tage von Johannes Bachmayr. Ein bis dato unbekannter Teil der großen Bayern-Familie. Der mit seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung vielen Fans aus der Seele sprach. Zerpflückte die Themen Paul Breitner, Personalpolitik und Kooperationen mit Qatar Airways. So pointiert und gut vorbereitet, dass Uli Hoeneß die Klappe hielt. Das vielleicht größte Lob an dieser Stelle.
Die Unterhändler von RB Leipzig
Gestern vermeldete der sympathische Dosenklub aus Leipzig, dass der 19-jährige Tyler Adams im Winter von RB New York nach Sachsen wechseln wird. Ein toller Mann. Ein Talent. Sicherlich wahnsinnig schwierig für die Unterhändler, diesen Mann aus der Weltstadt New York loszueisen, obwohl Leipzig sonst ja nur auf Nachwuchs aus der Region setzt. Deshalb: Respekt!
Der Pass von Sascha Stegemann
Frankfurts Keeper Kevin Trapp war nach dem 1:2 gegen Wolfsburg derart angefressen, dass er Schiri Sascha Stegemann empfahl, seinen Pass bestenfalls abzugeben. Was wir uns nach derlei viel Ehrlichkeit jedoch fragen: Welchen Pass meint Trapp? Den butterweichen Pass von außen? Den 10er-Pass des örtlichen Hallenbads? Oder gehört Trapp zu jenen Verwirrten, die den Personalausweis für einen Dienstausweis halten, weshalb er Stegemann vor der Deutschland GmbH und Co KG warnen wollte? So oder so: traurig.