Die DFL hat einen Leitfaden für eine teilweise Rückkehr von Fans in die Stadien veröffentlicht. Doch darin finden sich vor allem Wenn und Aber. Ein Blick in das Papier lässt erahnen: Von einem gewohnten Stadionerlebnis sind wir noch weit entfernt.
Wagen wir mal einen Blick in die nähere Zukunft. Es ist Freitag, der 18. September 2020 und die Bundesliga startet verspätet in die neue Saison. Weil die Bayern im August noch das Triple perfekt gemacht haben, bekommt der Rekordmeister noch ein wenig länger Pause. So startet die neue Spielzeit mit dem Spiel zwischen Schalke 04 und Aufsteiger VfB Stuttgart. Heimspiel in der Veltins-Arena. Freitagabend. Flutlicht. Und tatsächlich wieder Fans im Stadion! Oder besser gesagt: teilweise ausgelastetes Stadion.
So oder ähnlich stellt sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) wohl die kommende Saison vor. Zumindest wenn es nach dem am Mittwoch vorgestellten Leitfaden geht. Nach der Endphase der vergangenen Saison klingt das als Fan sogar irgendwie hinnehmbar – auf den ersten Blick.
Die genaueren Erläuterungen im „Leitfaden für die Konzepterstellung zwecks Wiederzulassung von Stadionbesuchern“ sind allerdings an viele Bedingungen geknüpft und könnten einen bunten Flickenteppich an Zuschauern in die Stadien der Republik zaubern.
Denn zunächst einmal soll der Leitfaden nur als Orientierungshilfe für die Klubs dienen, um ein lokales Konzept zu erstellen. Das muss dann jeweils noch von den örtlichen Gesundheitsbehörden freigegeben werden. Allein das birgt die Gefahr, dass die Konzepte von Freiburg bis Bremen komplett verschieden sind. Und weil vor der Corona-Unterbrechung deutlich mehr Heimteams ihre Spiele gewonnen haben (43,3 Prozent) als nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs (27,4 Prozent), lässt sich definitiv über eine Wettbewerbsverzerrung diskutieren, wenn etwa Union Berlin in der gefüllten Alten Försterei spielt, während beim FC Augsburg aufgrund eines akuten Infektionsgeschehens nur 200 Zuschauer ins Stadion dürfen.
Der DFL-Leitfaden sieht Infektions-Grenzwerte für die Zulassung von Zuschauern vor. Erst bei unter 35 Neuinfektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner in einer Region ist überhaupt eine teilweise Zulassung von Zuschauern denkbar. Aber die DFL betont zeitgleich, dass die Grenzwerte lediglich Anhaltspunkte sein sollen, denn auch die aktuelle Infektionsdynamik müsse berücksichtigt werden.
Die DFL empfiehlt den Klubs zudem, Kontaktdaten der Besucher zu registrieren. Von einer verpflichtenden Installation der Corona-Warn-App wird abgesehen. Um im Stadion die Mindestabstände einhalten zu können, legt der Leitfaden exemplarische Modelle vor, die eine Auslastung von bis zu 50 Prozent erlauben könnten. Das ginge allerdings nur, wenn die vorgesehene Zahl an Zuschauern auch anreisen könnte, ohne gegen die Abstandsvorschriften zu verstoßen. Dann muss die Stadionauslastung noch einmal überdacht werden. Daher hat die DFL auch Modelle für 33,3 oder 44,4 Prozent vorgelegt.
Die DFL schlägt unterschiedliche Modelle vor, um die Mindestabstände im Stadion zu gewährleisten.
Stehplätze wird es derweil keine geben, das machte das Bundesgesundheitsministerium deutlich, dem der Leitfaden vor Veröffentlichung vorgelegt wurde. Auch Alkohol soll demnach im Stadion vorerst nicht ausgeschenkt werden.