Drei quälend lange Jahre durften die Magdeburger Fans im Stadion nicht hüpfen. Für das heutige Heimspiel gegen Rostock wurde das Verbot aufgehoben – die Anhänger sollen sogar springen. Was dahinter steckt.
Fußballfans sind zuweilen eine merkwürdige Spezies: Sie ernähren sich hauptsächlich von Bier und Bratwurst, tauchen an jedem zweiten Wochenende in fremden Revieren auf und hoffen, durch Verhaltensweisen wie kollektivem Einhaken oder gemeinschaftlichem Hüpfen auf der Tribüne noch ein paar Prozentpunkte mehr aus dem eigenen Team herauszukitzeln. Doch eben jenes Hüpfen im Block ist den Fans des 1. FC Magdeburg während der letzten drei Jahre verwehrt worden.
Nach dem Test eines Ingenieurbüros im Jahr 2016 kam die Stadt Magdeburg nämlich zu dem Schluss, dass das kollektive Hüpfen im Block U, dort wo sich die treuesten Fans versammeln, mit zu viel Risiko verbunden sei. Zwar drohe durch das Auf und Ab der Fans keine akute Einsturzgefahr, jedoch entstehe durch die Schwingungen schnell ein beklemmendes Gefühl, was letzten Endes sogar zu einer Massenpanik führen könne. Dementsprechend forderte die Stadt vom Verein und dessen Fans, das Hüpfen auf der Tribüne zu unterlassen. Ein herber Rückschlag für Fans, Team und natürlich die generelle Stimmung im Stadion, waren die FCM-Fans nicht zuletzt für ihre leidenschaftlichen Hüpfeinlagen geradezu berühmt.
Wer nicht hüpft ist Magdeburger
Nicht zuletzt mussten die Magdeburger einen Lieblingsgesang vieler Fankurven, „Wer nicht hüpft ist Rivale-XY“,(in diesem Fall der Hallesche FC), unfreiwillig einstellen. Oder etwas präziser formuliert: Wer nicht hüpft, war in den letzten drei Jahren höchstwahrscheinlich Anhänger des 1. FC Magdeburg.
Nachdem es durch die Statik-Mängel sogar zu einer Spielabsage der Partie gegen Halle kam, blieb dem Klub keine andere Wahl: Um das Hüpfverbot nicht zum Dauerzustand werden zu lassen, beschloss der FCM, sein Stadion um- und auszubauen. Nicht nur die Statik sollte verbessert, sondern auch zu andere Stadionbereiche erneuert werden. So wurde der vorher mit Sitzplätzen ausgestattete Block U nicht nur zu einer echten Stehtribüne umgeformt, sondern im gesamten Stadion auch mehrere neue Sanitär-Anlagen und Kiosks eingebaut. Elf Millionen Euro investierte der Verein insgesamt, sorgte damit aber auch für eine Kapazitäts-Steigerung von 5000 Plätzen.
Härtetest gegen Hansa Rostock
Durch die ebenfalls neu installierten Stahlträger an den Blöcken 1 bis 4 sind zudem die von der Stadt geforderten Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Seit drei Spieltagen ist die Nordtribüne wieder frei zugänglich, für das heutige Spiel gegen Hansa Rostock ist der letzte Härtetest angesetzt.
Und so dürfen, nein sollen die Fans des FCM heute endlich wieder hüpfen. Halten die Messergebnisse die Richtwerte ein, können die Anhänger auf der umgebauten Tribüne wieder so ausgelassen springen, hüpfen und wippen wie sie wollen.
Und hoffentlich, so wünschen wir es den Magdeburgern fast, sind dann in Zukunft diejenigen, die nicht hüpfen, einfach Fans des Halleschen FC.