Der Trainer des SC Freiburg ist bekannt für seine Pressekonferenzen und hervorragende Jugendarbeit. Aber es gehört noch mehr zum „Mythos Streich“. Zum Beispiel: Platz fünf der Torschützenliste in der Amateur-Oberliga und eine WG mit Klemens Hartenbach.
1.
Christian Streich wuchs in Eimeldingen in Südbaden auf, eine knappe halbe Stunde Fußweg von der französischen Grenze entfernt. Auf der Wikipedia-Seite des Zweieinhalbtausend-Seelen-Dorfes wird er als einziger unter der Kategorie „Persönlichkeiten“ geführt. Glückwunsch. Oder wie Streich sagen würde: „Chapeau, sagt der Franzose.“
2.
Nachdem Streich seine Profikarriere 1990 beendete, spielte er noch vier Jahre für seinen ersten Verein im Herrenbereich, den FC Freiburg. In der Saison 1991/92 schaffte es der 27-jährige Mittelfeldspieler im besten Fußballalter mit 13 Treffern auf einen geteilten fünften Platz in der Torjägerliste der Amateur-Oberliga Baden-Württemberg. Torschützenkönig wurde ein damals noch relativ unbekannter junger Mann namens Fredi Bobic. Auch auf der Liste vertreten: Marcus Sorg, Guido Streichsbier, Ralf Allgöwer und Markus Gisdol. Wie war die Liga in diesem Jahr, Herr Streich? „Högschdes Vergnügen!“
3.
Das war allerdings nicht der größte Erfolg in Streichs Karriere. Das dürfte der Bundesligaaufstieg 1989 mit dem FC 08 Homburg gewesen sein. In zwei Jahren machte Streich 31 Spiele für die Saarländer. Und das, obwohl sein damaliger Trainer Slobodan Cendic damals mit den Worten bedachte: „Bist a langsame Schnecke und hast dünne Beine. Geh nach Hause und mach anständigen Beruf.“ (Für einen womöglich noch größeren persönlichen Erfolg, siehe 10.)
4.
Die Chance auf einen ehrlichen Job hatte er durchaus. Während seiner Jugend half Streich seinem Vater häufig in der familieneigenen Metzgerei aus, schlachtete und zerlegte. Heute zerlegt er nur noch auf Pressekonferenzen, dafür ist er dort recht flexibel. AfD, Schiedsrichter, Medienvertreter, Kritiker, Kommerzialisierung – was halt gerade so anfällt.
5.
Die Metzgerei hätte er auch übernehmen können. Das war aber keine Option für den jungen Christian Streich. Der packte stattdessen lieber einen Rucksack, backpackte quer durch Marokko, Indien und Indonesien, holte mit 25 das Abitur nach und fing ein Lehramtsstudium an. Urlaub macht Streich auch heute noch gerne: „So viel Fähigkeiten hab ich nicht, aber eine hab ich. Und das ist: Wenn Sie mich morgen wegfahren oder –fliegen lassen, paar hundert Kilometer, geht’s keine zwei Tage und ich bin weg“, sagte er im Mai auf einer Pressekonferenz. Wohin er fahre, wollte daraufhin ein anwesender Journalist wissen. „Irgendwo“, sagte Streich. „Irgendwo… wo ich hoffentlich Sie nicht treffe.“