Langweilig? Vorhersagbar? Von wegen! In der Saison 2016/17 geschah Unfassbares: Die Bundesliga verlor ihre Vormachtstellung.
Am 34. Spieltag fielen noch mal reichlich Treffer in der Bundesliga, sodass sie am Ende 2,87 Tore pro Partie erreichte. Ein guter Wert. Doch nicht gut genug. Denn in Spanien kamen die Spieler auf 2,94 Tore und waren damit wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt produktiver als ihre deutschen Kollegen. (Als ich im Juli an dem Artikel saß, habe ich die Zahlen nur bis zum Jahr 1980 zurückberechnet. Es könnte also sein, dass in Spanien davor schon mal mehr Tore pro Spiel zu sehen waren als in Deutschland, aber das steht nicht zu vermuten.)
„Ist doch logisch, dass in Spanien mehr Treffer fallen“, werden jetzt viele Fans sagen, „Real und Barcelona ballern ja alles weg und haben zusammen 222 Tore geschossen.“ Das ist natürlich richtig. Aber auf exakt diesen Wert kamen die beiden Teams auch letzte Saison. Und 2015 erzielten sie sogar 228 Treffer. Beide Male reichte das nicht. Es scheint also eher so zu sein, dass die Klubs auf den billigeren Plätzen offensiver – oder einfach nur glücklicher – waren als in den Jahren zuvor. Zum Beispiel wurde Villareal 2016 mit nur 44 Toren (verteilt auf 38 Spieltage!) Vierter; diesmal hat von den ersten 14 Teams in der Tabelle nur ein einziger Verein vergleichbar wenige Treffer auf seinem Konto (Alaves als Neunter).
Selbst Italien schießt mehr Tore (vielleicht)
Wir halten fest: Eine 26 Jahre alte Serie ist gerissen. Und da eine Fußballweisheit besagt, dass so etwas dann immer gleich richtig geschieht, sind nicht nur die Spanier besser als die Deutschen! Im Moment stehen die Italiener bei 2,92 Toren pro Spiel und wenn sie die Sache nicht grande verkacken, dann wird auch die Serie A zum ersten Mal seit Menschengedenken mehr Treffer pro 90 Minuten aufweisen als die Bundesliga. (In Italien finden noch zehn Spiele statt, in denen 14 Treffer reichen würden, um Deutschland zu schlagen.)
Wenn nicht nur die Tiki-Taka-Artisten, sondern auch die Erben des Catenaccio mehr Tore als wahrlich nicht untätige Bundesliga-Stürmer schießen, dann ist wahrhaft Epochales geschehen. Ein schwacher Trost, dass wenigstens die Engländer (2,8 Tore) und die Franzosen (2,61) sich an den Weltenplan hielten.