Eines ist klar: Dieses Jahr werden wir keine Auswärtsspiele mehr erleben. Aber immerhin bleiben uns damit diese Fahrten vorerst erspart.
2.) Esprit-Arena, Düsseldorf
Du hattest eine harte Woche, dein Chef macht Stress, weil er Verdacht schöpft, dass du nach dem abgelehnten Urlaubsantrag am Freitag nicht krank bist, sondern auswärts fährst. Diesmal: Düsseldorf. Auswärts ist man asozial, dachtest du, dachten sich deine Freunde, und deshalb habt ihr ein Airbnb in der Altstadt gemietet.
Also kommt ihr am Bahnhof an, wahrscheinlich Gleis 17 und habt Bock. Einmal quer durch die Stadt, von der irgendein Stadtplaner in den Achtzigern gesagt hat: „So, ist gut jetzt, lassen wir so.” Doch als ihr, jeder zwei Maurerbomben in den Händen, auf der Bolkerstraße ankommt, seht ihr es: Junggesellenabschiede, Mädelsabende, zwei Typen, für die der Karneval noch immer nicht beendet ist. Kurz: Asozial? Ja. Aber es gibt Grenzen.
Im Stadion ist nichts los. Die bunten Sitzschalen, damit niemand sieht, dass keiner da ist, entpuppen sich noch als die beste Idee der Stadionarchitekten. Du wünschst dich irgendwann nur noch in einen der Malle-Flieger, die übers Stadion donnern. Die Rückfahrt dauerte ewig, weil am Stadion eine einzige U‑Bahnlinie fährt, weshalb sich die Anwesenden alle fünf Minuten in einen einzigen Zug drücken.
Zurück in der Stadt findest du dich gegen Mitternacht zwischen zwei verlassenen Junggesell*innen wieder, die sich im Oberbayern anschmachten. Auf der Tanzfläche steht, kein Scheiß, Porno-Klaus. Und du schwörst dir: Nächstes Mal gehst du einfach arbeiten.
1.) Betzenberg, Kaiserslautern
Ey, Kaiserslautern, wuhu, Betzenberg – so geil! Von wegen. Deine Zugfahrt führt entlang des Mittelrheins, der angeblich schönsten Bahnstrecke Deutschlands. Toll. Beziehungsweise: Hast du jemals wachgelegen, weil die ARD nachts um 5 die schönsten Bahnstrecken Deutschlands präsentierte? Ganz sicher nicht. Und jetzt weißt du auch wieso. Rechts von dir befindet sich eine massive Felswand. Aus dem Fenster zur linken Seite erspähst du den Rhein, Koblenz, Weinbaugebiete, die Loreley. Das geht stundenlang so. So schön, hörst du deine Eltern, deine Großeltern, deinen Erdkundelehrer sagen. Du aber bist seit 4 Uhr wach, sitzt im Abteil eines Sonderzugs mit deinen Freunden und weißt dir vor lauter Müdigkeit und Langeweile auch nicht mehr zu helfen. Also leert ihr den Kasten. Und noch einen. Und noch einen.
In Kaiserslautern angekommen, hast du dann relativ schnell eine Ahnung, wie so eine Region stirbt. Da oben thront das Fritz-Walter-Stadion, Segen und Fluch dieser Stadt, aber du musst jetzt erstmal diesen elenden Berg hoch. Eigentlich hast du ja Bock, weil Tradition und cooler Klub. Vor lauter Vorfreude hast du dir vorhin ein Olaf-Marschall-Nasenpflaster aufgeklebt. Doch es ist ein bisschen wie beim Wandern, das dir die Gesellschaft als It-Hobby aufgeschwatzt hat. Viel Aufwand für zwei-drei schöne Bilder. Und am Ende hast du nur sehr viel Hunger.
Denn der Betze brennt heute gar nicht. Genau genommen ist gar nichts los. Irgendjemand labert dich im breiten Pfälzisch voll, dass du dir erst eine Betze-Card zulegen musst, um dir ein Bier kaufen zu können. Das Restguthaben löst du nach Abpfiff natürlich nicht mehr ein. Geht ja gleich zurück – den Mittelrhein entlang.
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Was?! Ihr Vollexperten von 11FREUNDE habt die fünf schlimmsten Auswärtsfahrten gekürt und dabei Duisburg vergessen?! Und Sandhausen? Und Nürnberg? Euch zeig ich’s! Ja, bitte gerne. Hier geht’s zur Umfrage: