Deutscher Meister, Weltmeister und gefeierter Trainer in Japan – Guido Buchwald hat viele Erfolge eingefahren. Heute wird der Schwabe 60. Wir sprachen einst mit ihm über japanische Autogrammjäger und Diego Maradonas Flüche.
Dieses Interview erschien erstmals im Januar 2011.
Guido Buchwald, haben die Fans der Stuttgarter Kickers Sie 1983 verachtet?
Weil ich zum VfB Stuttgart gegangen bin? Nein. Das war damals was ganz Normales, weil die Kickers in Stuttgart ganz klar die Nummer zwei waren. Ich war schließlich nicht der Erste, der das gemacht hat. Nach mir ist Jürgen Klinsmann den selben Weg gegangen, vor mir Karl Allgöwer.
Sie sind im ersten Jahr mit dem VfB auf Anhieb Meister geworden, fuhren 1984 direkt mit zur EM. Ein kometenhafter Aufstieg.
Das war schon sensationell für mich. Ich habe damals auch als Einziger beim VfB alle 34 Spiele mitgemacht.
1986 gab es dann den ersten Karriereknick. Kurz vor der Weltmeisterschaft wurden Sie von Franz Beckenbauer aus dem Kader gestrichen. Die größte Niederlage Ihrer Karriere?
Es war sicherlich die größte Enttäuschung. Das wäre meine erste WM gewesen. Und ich habe die Entscheidung nicht verstanden. Ich hatte ein recht gutes Vorbereitungsspiel gemacht und das Signal bekommen, dass ich dabei bin.
Guido Buchwald über die WM 1986: »Meine Tasche hatte keine Nummer« »
Franz Beckenbauer hat mal gesagt, dass die Entscheidung, Sie nicht mitzunehmen, die schwierigste in seiner gesamten Amtszeit war. Hat er später mit Ihnen darüber gesprochen?
Nein. Aber es war klar, dass es nicht an der Leistung lag, sondern daran, dass Franz Beckenbauer auf den Bayern-Block gesetzt hat. Das war damals wie heute die beste Mannschaft in Deutschland. Diese Spieler waren eingespielt,
1990 hat Beckenbauer Sie dann nominiert. Im Finale gegen Argentinien haben Sie Ihr vielleicht bestes Spiel gemacht und Diego Maradona aus dem Spiel genommen. Hatten Sie Angst vor ihm?
Nein. Ich habe mich drauf gefreut, gegen ihn zu spielen. Es ist doch die größte Herausforderung für einen Defensivspieler, gegen den besten Fußballer der Welt antreten zu dürfen!
Sie hatten auch keine Angst, dass er mit der »Hand Gottes« aufwartet?
Was heißt Angst? Ich war einfach noch konzentrierter als sonst. Damit sich für Maradona gar nicht erst die Möglichkeit ergab, zu solchen Tricks zu greifen. Wenn man gegen Maradona zur vorsichtig spielte, hatte man schon verloren.
Nach 55 Sekunden haben Sie ihm das erste Mal den Ball weggegrätscht. War ihm da direkt klar, wer der Boss auf dem Platz ist?
(Lacht.) Da müssen Sie ihn fragen. Aber die ersten Zweikämpfe zu gewinnen, das ist natürlich das Wichtigste. Und mit der Zeit hat man gemerkt, dass er immer frustrierter wurde. Er ließ die Schultern hängen, schüttelte ständig mit dem Kopf und fing an zu fluchen.
Waren Sie das Ziel seiner Flüche?
Nein. Er fluchte auf alles: Auf das Spielfeld, den Schiedsrichter, seine Mitspieler.
Ein genialer Maradona-Moment, wie der Pass zum 3:2 im Finale der WM 1986, war also nicht möglich?
Damals war er gedanklich schneller als die deutschen Spieler. 1990 hätte uns das auch passieren können, ganz klar. Aber da waren wir eben schneller.