Julian Nagelsmann wird mit 33 Jahren Trainer des FC Bayern. Bereits 2013 wurde er der jüngste Co-Trainer der Bundesliga. Wir sprachen damals mit Hoffenheims Senkrechtstarter.
Julian Nagelsmann, war es eine große Überraschung, als Sie im Dezember 2012 gefragt wurden, ob Sie als Co-Trainer der ersten Mannschaft arbeiten wollen?
Es war eine Riesenüberraschung! Als Jugendtrainer hatte ich zwar schon ganz gute Arbeit geleistet, aber als Frank Kramer (Trainer von Hoffenheims zweiter Mannschaft, d Red.) während seines Trainer-Interims fragte, ob ich Co-Trainer bei den Profis werden wollte, konnte ich es erst kaum glauben. Die zweite Überraschung war, dass es unter Marco Kurz weitergehen sollte. Ich habe mich enorm gefreut.
Wie wird man mit 25 Jahren Co-Trainer bei einem Bundesligaverein?
Ich musste meine Spielerkarriere schon mit 20 Jahren beenden, weil ich seit der U17 bei 1860 München immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Auf der anderen Seite war ich schon immer sehr interessiert am Trainerberuf. Auf dem Platz war ich stets Führungsspieler, Verletzungspausen habe ich dazu genutzt, mich in die Trainerrolle hinein zu denken.
Wann war endgültig klar, dass Sie Ihre Karriere beenden mussten?
Das Karriereende war letztlich meine Entscheidung. Als ich in Augsburgs zweiter Mannschaft spielte, sagte der Arzt nach meiner zweiten Meniskus-OP zu mir, dass mein Knorpel in Mitleidenschaft gezogen sei. Er stellte es mir frei, weiter zu spielen, warnte mich aber vor Arthrose und einem steifen Knie. Mir war das Risiko zu groß und ich entschloss mich für meine Gesundheit. Der Weg in den bezahlten Fußball schien unerreichbar.
Rückblickend war es eine weitsichtige Entscheidung. Aber hatten Sie nach Ihrem verletzungsbedingten Karriere-Aus nicht erst einmal die Nase voll von Fußball?
Tatsächlich wollte ich mit dem Fußball erst einmal nichts mehr zu tun haben. Es war sehr traurig für mich, dass ich meine Karriere so jung beenden musste. Schließlich habe ich dem Fußball meine ganze Jugend geopfert und über Nacht war alles vorbei. Dass ich heute Co-Trainer bin, liegt letztlich an Thomas Tuchel. Er war damals mein Trainer bei Augsburgs zweiter Mannschaft, ich hatte einen sehr guten Draht zu ihm.
Was hat Tuchel unternommen, dass Sie Trainer wurden?
Nach meiner Verletzung hat er mich bei der Gegner-Analyse eingespannt. Es war eine Win-Win-Situation: Mein Vertrag bei Augsburg lief noch und ich konnte Tuchel unterstützen. In dem Jahr unter ihm habe ich enorm viel gelernt. Tuchel hat viel zu meiner Berufswahl beigetragen.
Wie ging es danach weiter?
Mein ehemaliger Trainer von 1860 München, Alexander Schmidt, sorgte dafür, dass ich Co-Trainer der U17 in München werden konnte. Ich kam sofort in den Leistungsbereich, was großes Glück war.
Warum bekamen Sie jedes Mal einen derart großen Vertrauensvorschuss?
Unabhängig von der Liga und der Zuschauerzahl war ich immer mit Leib und Seele dabei. Der Trainerjob erfüllt mich total. Dass ich so schnell in der Bundesliga gelandet bin, ist natürlich ein Traum. Letztlich hat die Konstellation in Hoffenheim das erst ermöglicht – für das Vertrauen bin ich sehr dankbar. Trotzdem: Ich möchte nicht in Dankbarkeit sterben, sondern Erfolge erzielen. Unser Ziel ist es, die Klasse zu halten und den Profis etwas mit auf den Weg geben.
Was können Sie den Profis mit Ihren 25 Jahren überhaupt beibringen?
Meine Stärken liegen im taktischen und technischen Bereich. Zudem kann ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen den Spielern dabei helfen, mit Rückschlägen umzugehen. Davon hat es in der Hinrunde für die Mannschaft bekanntlich viele gegeben. Man muss lernen, trotzdem wieder aufzustehen, positiv in die Zukunft zu blicken und sein Leben anzupacken.