Hätte es für das „Handspiel“ von Marc Bartra im Revierderby Elfmeter geben müssen? Warum unser Autor diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Und die Schiedsrichter in die Pflicht nimmt.
Wegen Punkt eins, dem unfairen Verhalten, kennt das Regelwerk zwar sechs Aktionen, bei denen der Schiedsrichter dazu aufgefordert ist, die Art und Weise der Ausführung zu bewerten (so muss er bei Rempeln oder Stoßen überlegen, ob die Aktion „fahrlässig“ oder „rücksichtslos“ war oder „mit übertriebener Härte“ geschah), doch es gibt vier unfaire Handlungen, bei denen er keinen Spielraum hat.
In den Regeln heißt es ganz explizit: „Bei diesen vier Verstößen hat der Schiedsrichter nur zu entscheiden, ob sie begangen wurden, aber nicht, in welcher Form.“ Einer der vier Verstöße ist: „einen Gegner halten“.
Eindeutige Regel
Wegen Punkt zwei, dem unglücklichen Missgeschick, findet sich im Regelwerk die ebenfalls eindeutige Regel: „Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball mit seiner Hand oder seinem Arm absichtlich berührt.“
Dass bei einem Lauf- und Kampfspiel der Ball einem Spieler jederzeit zufällig an den Arm fliegen kann, ist ja offensichtlich. Dass dies nur zu bestrafen ist, wenn der Spieler Arm oder Hand absichtlich benutzt, um einen Vorteil zu erlangen, ist aus Gründen der Fairness ebenso einleuchtend.
Schauen wir uns nun zwei Szenen aus dem Revierderby vom Wochenende an. In der 53. Minute, direkt vor dem 0:1, umklammerte Sokratis im Strafraum mit seinem rechten Arm Guido Burgstaller.
Kein Vorteil – kein Pfiff
Den meisten Beobachtern (inklusive Skys Regelexperten Peter Gagelmann) war das für einen Elfmeter „zu wenig“. Anders in der Nachspielzeit. Da blockte Marc Bartra per Spreizschritt eine Flanke und von seinem rechten Fuß prallte der Ball gegen seinen linken Unterarm. Das, so sagten die meisten Kommentatoren später, war ein klarer Handelfmeter.
Dabei ist es nicht nur nach dem Wortlaut der Regel, sondern vor allem auch im „Geist des Fußballs“ genau umgekehrt: Das unfaire Halten von Sokratis musste zwingend einen Pfiff nach sich ziehen (völlig unabhängig davon, wie lange oder wie kräftig der Grieche zupackte), während Bartra sich ganz offensichtlich keinen Vorteil dadurch verschaffen wollte, dass er Ball absichtlich mit der Hand spielte.