Bei Porto schoss er alles kurz und klein, jetzt singt er von seiner Liebe zu Gott: Jackson Martinez und seine Karriere nach der Karriere.
Die Wege des Herrn sind unergründlich, heißt es. Das kann natürlich alles und nichts bedeuten und ist für die Ungläubigen unter uns auch kein wirklich hilfreicher Spruch, wenn das eigene Leben gerade den Bach runter geht, aber, und das ist der springende Punkt, bei Jackson Martinez ergibt der Satz irgendwie Sinn. Denn mal angenommen, Gott verfolgt in Bezug auf den kolumbianischen Stürmer und dessen Leben einen großen Plan, dann sollten wir gar nicht erst versuchen, diesen zu verstehen. Wir würden ja doch nur scheitern. Oder klingt das hier etwa logisch?
Dreimal in Folge Torschützenkönig in Portugal, zwei Tore bei der WM 2014 in Brasilien, Wechsel für 37 Millionen Euro zu Atletico Madrid, miese Halbserie, trotzdem ein Wechsel für noch mehr Geld nach China, da erst zehn Spiele und vier Tore und dann zwei Jahre überhaupt kein Fußball mehr, Leihe zurück nach Portugal, da wieder zwei Jahre sehr viel Fußball aber sehr wenige Tore und dann: eine Musikkarriere im Zeichen von Jesus Christus. Und, natürlich, Gerüchte um einen Wechsel zum VfB Stuttgart. Aber der Reihe nach.
Im Sommer 2012 wechselt Martinez aus Mexiko nach Portugal, von Chiapas FC zum FC Porto. In Mexiko war der Kolumbianer nach einer famosen Saison bei Independiente Medellin gelandet, und weil er einfach weiter Tor um Tor geschossen hatte, stehen plötzlich diverse Klubs aus Europa auf der Matte. Martinez entscheidet sich für Porto, wo vor ihm schon so viele andere Angreifer aus Südamerika den nächsten Schritt gemacht hatten, zuletzt Hulk und die beiden Kolumbianer Falcao und James Rodriguez. Eine gute Wahl, gleich im ersten Spiel, dem portugiesischen Supercup, schießt Martinez in der 90. Minute das Siegtor. So ähnlich geht es weiter.
Der Kolumbianer trifft und trifft, Porto gewinnt und gewinnt, nach und nach werden die großen Vereine des Kontinents auf ihn aufmerksam. Spätestens nach sieben Toren in acht Champions-League-Einsätzen in der Saison 2014/2015 gilt Martinez als DER heiße Scheiß auf dem Mittelstürmer-Markt. Beim AC Milan soll er Mario Balotelli ersetzen, so steht es in den Zeitungen, aber vielleicht wird es auch Real Madrid? Oder doch Juve? Martinez, so scheint es im Sommer 2015, steht die ganze Welt offen. Alle wollen sie einen wie ihn. Einen, der vor dem Tor keine Nerven zeigt. Einen, der schnell ist und dynamisch, gleichzeitig aber auch geschmeidig und wendig. Einen, der mit rechts und links schießen kann, einen, der seinen Körper einzusetzen weiß, ob am Boden oder in der Luft. Am Ende entscheidet sich der Stürmer für Atletico Madrid – wieder tritt er in die Fußstapfen von Landsmann Radamel Falcao
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