Rio feiert zwei Titel, die Fans von Real Madrid Gareth Bale und Sheffield einen Last-Minute-Ausgleich. Außerdem am Wochenende: obligatorischer Ärger um den VAR, Schützenfeste und Derbys bis zum Abwinken.
SV Wehen Wiesbaden – Holstein Kiel 3:6 (2:4)
Zeitliga-Schlusslicht SV Wehen Wiesbaden ist nicht unbedingt für Spektakel bekannt. Was sich am Samstag beim Gastspiel Holstein Kiels in der hessischen Landeshauptstadt abspielte, glich jedoch einem wahren Fußballfeuerwerk. Bereits nach einer halben Stunde erspielte sich Holstein eine komfortable 4:1‑Führung, musste allerdings prompt den Anschlusstreffer hinnehmen. Mit dem 2:5 von Salih Özcan kurz nach der Halbzeitpause schien die Vorentscheidung gefallen, doch wieder nur zwei Minuten später stellte Manuel Schäffler den Zwei-Tore-Rückstand aus Sicht des SVWW wieder her. Den Schlusspunkt setzte Kiels Jonas Meffert mit seinem Treffer zum 6:3‑Auswärtssieg. Für Aufregung sorgte (ein Mal mehr) der VAR: In der dritten Spielminute entschied Schiedsrichter Thorben Siewer auf Foulelfmeter für Wehen Wiesbaden, beriet sich im Anschluss jedoch mit Video Assistent Alexander Sather. Rund zwei Minuten musste sich Manuel Schäffler mit der Ausführung gedulden, verwandelte dann aber sicher. Die ewig langen Überprüfungen der umstrittenen Entscheidung zum Handelfmeter des KSV in der 27. Minute und des Treffers zum 2:4 sorgten für eine Nachspielzeit von sieben (!) Minuten in Halbzeit eins.
Sheffield United – Manchester United 3:3 (1:0)
Drei Treffer weniger, aber eine nicht minder unterhaltsame Partie beobachteten die Zuschauer am Sonntag an der Bramall Lane in Sheffield. Der Aufsteiger führte nach 52 Minuten bereits mit 2:0 gegen Manchester United. Englands Rekordmeister kam eindrucksvoll zurück und drehte die Begegnung binnen sieben Minuten. Mit der praktisch letzten Aktion des Spiels erzielte der Schotte Oliver McBurnie doch noch den Ausgleichstreffer – der nach (obligatorischer) VAR-Prüfung nicht annulliert wurde. Sheffield United (6. Platz) bleibt damit in der Tabelle vor Manchester United. Das Team von Ole Gunnar Solskjær fiel auf den neunen Rang der Premier League zurück – mit bereits neun Punkten Rückstand auf Champions-League-Platz vier.
Aktionsspieltag in der Serie A
Den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November nahm die Serie A am Wochenende zum Anlass, um ein Zeichen zu setzen: Alle Spieler und Schiedsrichter trugen einen roten Streifen auf der Wange und wurden ausschließlich von Einlaufmädchen auf den Platz begleitet.
Real Madrid – Real Sociedad San Sebastian 3:1 (1:1)
In der spanischen Hauptstadt stand am Samstag ein Waliser im Mittelpunkt. Die Rede ist natürlich von Gareth Bale, der mit seiner »Wales. Golf. Madrid. In that order«-Priorisierungsfahne nach der EM-Qualifikation mit seinem Nationalteam endgültig die Herzen sämtlicher Anhänger der Königlichen »erobert« hatte. Nach seiner verletzungsbedingten Pause feierte der 30-Jährige nun auch sein Comeback im Estadio Santiago Bernabéu. Der »Fanliebling« wurde in der 67. Spielminute eingewechselt – und mit einem gnadenlosen Pfeifkonzert quittiert. Störte ihn scheinbar nicht: An der Entstehung des Treffers zum 3:1‑Endstand (nach 0:1‑Rückstand) von Luka Modric war Bale beteiligt. Punktgleich mit dem FC Barcelona grüßt Real Madrid von der Tabellenspitze – aufgrund des minimal schlechteren Torverhältnisses aber nur von Rang zwei. Kein Beinbruch, Golf ist ohnehin wichtiger…
Flamengo Rio de Janeiro – River Plate 2:1 (0:1)
Wer das diesjährige Finale der Copa Libertadores verpasst hat, ist wirklich selbst Schuld: Titelverteidiger River Plate führte am Samstag bis zur 89. Spielminute mit 1:0 gegen Flamengo Rio de Janeiro, ehe die Brasilianer das Spiel dramatisch zu ihren Gunsten wendeten. Der gefeierte Held: Gabriel Barbosa, der mit seinem Doppelpack für den ersten Flamengo-Triumpf in der Copa seit 1981 sorgte. Das Sahnehäubchen folgte dann am Sonntag: Weil Verfolger Palmeiras São Paulo sein Heimspiel in der brasilianischen Liga verlor, durfte der Klub aus Rio de Janeiro gleich den zweiten Titel feiern. Zwei Titel in 24 Stunden – kann man mal so machen.
VfB Stuttgart – Karlsruher SC 3:0 (0:0)
Wer aufgrund der verpassten fußballerischen Leckerbissen jetzt schon winselnd auf dem Boden liegt: es wird noch frustrierender. Gleich vier Derbys standen in Deutschland an diesem Wochenende auf dem Programm. Der Karlsruher SC ging mit dem Selbstvertrauen von neun Pflichtspielen ohne Niederlage in das sonntägliche Gastspiel beim VfB Stuttgart. Den Schwung konnten die Badener aber nur bedingt auf den Platz bringen: Philipp Förster, Orel Mangala und Hamadi Al Ghaddioui sorgten mit ihren Toren in der zweiten Halbzeit für einen souveränen 3:0‑Sieg der Schwaben. Der VfB hat nun drei Punkte Rückstand auf Arminia Bielefeld und den Hamburger SV. Im Nachgang kritisierte der KSC-Fan-Dachverband »Supporters Karlsruhe« das Vorgehen der Stuttgarter Polizei: demnach seien 600 Anhänger nach einer »willkürlichen« gesonderten Kontrolle des Platzes verwiesen worden und mussten dem »Spiel des Jahres« somit fern bleiben.
TSV 1860 München – FC Bayern München II 1:1 (0:1)
Keinen Sieger gab es beim »kleinen« (beziehungsweise momentan größtmöglichen) Münchener Derby zwischen dem TSV 1860 und der zweiten Mannschaft des FC Bayern. »Sorgenkind« Michael Cuisance stand beim FCB in der Startelf und wurde in der 76. Minute ausgewechselt. 15.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße sahen das Führungstor der Bayern durch Kwasi Okyere Wriedt nach einer knappen halben Stunde. In der 68. Minute glich Dennis Dressel aus.
SpVgg Greuther Fürth – 1. FC Nürnberg 0:0 (0:0)
Bei der »Mutter aller Derbys« gab es in Franken nicht nur keine Sieger, sondern auch keine Tore. Das lag nicht am mangelnden Siegeswillen beider Teams, sondern insbesondere an der mangelnden Chancenverwertung. Die wohl größte Möglichkeit ließ der eingewechselte Iuri Medeiros in der 90. Minute liegen. Der Portugiese wartet weiter auf sein erstes Pflichtspieltor für den FCN.
FC Schalke 04 II – Rot-Weiss Essen 0:0 (0:0)
Na gut: Ganz so viel habt ihr bei den Derbys am Wochenende doch nicht verpasst. Schalkes Zweitvertretung empfing am Samstag Rot-Weiss Essen. Eine Besonderheit brachte die torlose Regionalliga-Partie aber doch mit sich: Nabil Bentaleb gab sein Comeback in Königsblau. Zeitgleich wird über einen baldigen Abschied des zweitteuersten Schalkers der Vereinsgeschichte spekuliert.
FC Sion – Young Boys Bern 3:4 (2:3)
Kleiner Exkurs in die schweizerische Super League: Das Aufeinandertreffen des FC Sion und der Young Boys Bern bot ein wahres Schützenfest. Bis zur 76. Minute schien sich die Partie zu einem Privatduell zwischen Pajtim Kasami (Sion) und Jean-Pierre Nsame (Bern) zu entwickeln, die jeweils drei Tore erzielten. Dann entschied Roger Assalé das Spiel aber zugunsten des Tabellenführers aus der Hauptstadt. Ex-Herthaner Fabian Lustenberger spielte über die volle Distanz für die Gäste und sah kurz vor Schluss die Gelbe Karte.