Mats Hummels kommt zu spät, Klaas-Jan Huntelaar ist immer noch auf Schalke und Robert Lewandowski erinnert an einen Jaguar. Das ist die 11 des 17. Spieltags.
Keven Schlotterbeck
Auf einer Studienfahrt, an der wir einst als Schüler teilnahmen, impfte uns unser Fahrtleiter ein, einen Anzug anzuziehen, da wir sonst keinen Eintritt ins Parlament erhalten würden. Wir warfen uns in Sakkos von H&M, stiegen in den Bus und eine Reisegruppe starrte uns an – alle trugen Allwetterjacken. „Ja, ist dann auch spät, müssen los“, hörten wir den Reiseleiter hinter uns sagen. Die Türen schlossen sich. Und so liefen fünf Schüler in zu großen Anzügen ins Europaparlament, was sehr bemüht und sehr lächerlich wirkte. Warum wir das erzählen? Nun, irgendwie mussten wir dran denken, als sich Keven Schlotterbeck in den Ball eines Frankfurters warf, der dann von seinem Arsch ins eigene Tor tropfte.
Ritsu Doan
Ein einziges Ärgernis, diese Coronakrise, inklusive aller Reisebeschränkungen. Schließlich würden sonst, ganz sicher, zum nächsten Bielefelder Training so viele japanische Journalisten kommen, dass Nahiro Takahara vor lauter Rührung in eine alte „Sushi-Bomber“-Bild-Überschrift weinen würde. Die gute Nachricht: Ritsu Doan ist so schnell und wendig, es heißt, Dr. Oetker möchte noch in diesem Jahr eine neue Auflage aller Backrezeptbücher herausbringen, in denen das Wort „Quirlen” durch „einen Doan machen” ersetzt wird.
Stefan Ortega
Vor eineinhalb Jahren zierte Marc-Andre ter Stegen das 11FREUNDE-Cover mit dem Titel: „Hier ist Deutschlands Nummer Eins“. Und vor einem halben Jahr war der Kopf von Manuel Neuer auf dem Cover zu sehen, inklusive Zitat: „Ich bin der Beste, auch wenn ich nicht mehr 17 bin!“ Was irgendwie bescheuert ist, also nicht dieser Kampf um den Stammplatz im deutschen Tor, sondern weil uns seit gestern das Gefühl beschleicht, dass wir dringend mal Stefan Ortega nach seiner Meinung fragen müssten.
Die Kölner Tore
Der große Vorteil der Kölner im Abstiegskampf? Vielleicht, dass sie nicht einmal versuchen, ihre Bemühungen wie Erstligafußball aussehen zu lassen. Und deshalb Rafael Czichos zum 1:0 einfach seine Birne hinhielt, um angeschossen zu werden. Und deshalb Jan Thielmann in der Nachspielzeit einen Schuss abgab, der noch weit schlechter platziert war, als der arme Teufel, dessen Dauerkartenplatz im Stadion sich direkt hinter einem Stahlträger befindet. Aber naja. So gewinnt man offensichtlich Spiele. Und steigt eventuell nicht ab. Und der Typ, dessen Dauerkartenplatz sich hinter einem Stahlträger befindet, sieht eh nicht, wie die Tore gefallen sind und freut sich deshalb trotzdem. Glückspilz!
Klaas-Jan Huntelaar
Blieb nach dem 1:2 wie angewurzelt auf seinem Tribünenplatz sitzen. Was ihm hoch anzurechnen ist. Also, dass er nicht sofort aufstand, und zum Parkplatz ging, und in sein Auto stieg, und zum nächsten Flughafen fuhr, und sich eine Insel aussuchte, die bisher nicht besiedelt ist, und nur einen Volleyball mitnahm, einen Wilson vielleicht, um dort sehr einsam, aber für immer glücklich, und vor allem ohne Schalke zu leben.
Robert Lewandowski
Schoss gegen den FC Augsburg seinen 22. Saisontreffer – in nur 17 Bundesligaspielen. Und ließ sich nach einer Stunde angeschlagen auswechseln. Erinnert in dieser Form an einen Jaguar E‑Type, Baujahr 1961. Früher mal ein Schnäppchen, heute H‑Kennzeichen vorne drauf und Sehnsuchtsobjekt. Immer noch explosiver als alle anderen. Wann kommt Hansi Flick, ölverschmiert, sich die Autopolitur am Blaumann abwischend aus der Kabine und sagt den wartenden Journalisten: „Kein Problem, der macht noch zehn Jahre.”?