Experten bescheinigen Luca Netz die Anlagen eines Weltklasse-Verteidigers. Er ist bereits der vierte Spieler aus dem Hertha-Nachwuchs, der unter Bruno Labbadia den Sprung in die Bundesliga schafft. Das zeigt, wie ernst der Trainer die Nachwuchsförderung nimmt.
Labbadia hat den Teenager gleich nach seinem Amtsantritt im April aus der U 19 zu den Profis hochgezogen. Und vermutlich hätte Netz schon viel früher in der Bundesliga debütiert, wenn er sich nicht im Mai den Fuß gebrochen hätte. „Mir gefällt er“, sagt Labbadia. „Wir arbeiten extrem mit ihm. Aber er braucht noch ein bisschen.“
Perspektivisch soll er auf der Position des Linksverteidiger Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt herausfordern und irgendwann verdrängen. „Ziel muss sein, dass er mehr spielt“, sagt Labbadia. „Wir werden ihn total fördern.“
Netz ist nach Jessic Ngankam, Lazar Samardzic und Marton Dardai bereits der vierte Spieler aus Herthas Akademie, der unter Labbadia den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. Das ist eine mehr als respektable Quote und nicht zuletzt Ausweis dafür, dass Labbadia die Nachwuchsförderung wirklich ernst nimmt. Herthas Trainer ist keiner, der die Talente einfach durchwinkt und sie dann sich selbst überlässt. Er begleitet die Talente auf ihrem Weg, wohlwollend, aber auch fordernd. „Es ist schön, dass wieder ein Eigengewächs sein Debüt gegeben hat“, sagt er. „Ich bin gespannt und hoffe, dass Luca das als Ansporn nimmt: ‚Hey, ich will jetzt mehr.’ Das liegt nur an ihm.“
Dabei ist die Gesamtsituation alles andere als ideal. Durch die coronabedingten Beschränkungen fehlt Netz die Möglichkeit, in der U 19 oder U 23 die Spielpraxis zu sammeln, die er in diesem Stadium seiner Karriere dringend benötigt – zumal nach der Verletzungspause, durch die er im Sommer die komplette Vorbereitung verpasst hat. „Das ist für Luca nicht gut“, sagt Labbadia.
An die Intensität bei den Profis hat Netz sich erst gewöhnen müssen, davon abgesehen aber bringt er alle Voraussetzungen mit, um sich auf diesem Niveau zu behaupten. Der U‑Nationalspieler verbindet defensive Robustheit mit offensivem Drang. „Er hat einen sehr, sehr guten linken Fuß. Er hat für einen Linksfuß aber auch einen sehr guten rechten Fuß“, sagt Labbadia. „Das ist das Interessante an ihm, weil es sehr selten ist.“
Bei seinem Kurzeinsatz am Samstag waren seine Stärken zumindest zu erahnen. Kurz nach seiner Einwechslung wagte Netz auf der linken Seite einen energischen Vorstoß. Doch anstatt den Angriff mit einem Schuss aufs Tor abzuschließen, entschied er sich zu einer Hereingabe in die Mitte. „Normalerweise ist er jemand, der so ein Ding auch wirklich reinballern kann“, sagt Labbadia. Aber auch solche Erfahrungen gehören für einen jungen Spieler wie Luca Netz zum Lernprozess. Nach dem Abpfiff hat er zu Bruno Labbadia gesagt: „Nächstes Mal schieß’ ich, Trainer.“
Dieser Text erscheint im Rahmen einer Kooperation mit dem Tagesspiegel.