Heiße Derbys, beeindruckende Choreos und umstrittene Spruchbänder: Am Wochenende war wieder einiges los in den den Kurven und Auswärtsböcken der Republik. Hier gibt’s den Überblick.
Es war wieder soweit: Am Samstag trafen sich die SpVgg Fürth und der 1. FC Nürnberg zum 270. Frankenderby. Die Anhänger des Kleeblatts zeigten im heimischen Sportpark Ronhof eine durch und durch grüne Choreo, die sich über die ganze Nordtribüne erstreckte: „Die Nord gibt den Sound heute vor – sie bringt euch in Stimmung für ShamRock’n’Roll“, war auf den Zaunfahnen zu lesen.
Luftschlangen und Rauch gab es auch…
… genau so wie ein bisschen Feuerwerk. Mit einem späten Treffer konnte die Spielvereinigung das Derby schließlich für sich entscheiden und kletterte damit einige Tabellenplätze nach oben.
Außerdem gratulierten die Fürther ihren „Kleeblatt-Mädels“ zum 25-jährigen Bestehen mit einem Spruchband.
Währenddessen organisierten die Derby-Konkurrenten aus Nürnberg einen Fanmarsch zum Fürther Stadion. Nach der Anreise nach Fürth – Fahrtzeit ca. 10 Minuten – ging es gesammelt mit Gesängen und dem ersten Rauch durch die Altstadt Richtung Ronhof Stadion.
Im Stadion zeigten die Anhänger des Glubbs eine mehrteilige Choreo. Im ersten Teil stellten sie alte Zeitungsmeldungen vom Derby vor 50 Jahren zusammen.
Die Traditionen wurden auch dieses Mal gepflegt: Die Nürnberger zündeten Leuchtraketen…
Und lieferten die passenden Schlagzeilen für den Montag gleich mit: „Glubbchaoten huldigen Skandaljubiläum“. Schlussfolgerung laut Zaunfahne: „Was wir tun ist richtig, auch wenn’s manchmal falsch ist.“
Um das Bild noch weiter zu untermauern, zündeten die „Glubbchaoten“ noch reichlich Pyro.
Einiges an Rauch stieg später auch aus dem Gästeblock des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern auf, als die KSV Holstein zu Gast war. In einer Choreo zelebrierten die Kieler ihre Freundschaft zu den nordhessischen Fans vom KSV Hessen Kassel…
… inklusive einiger Bengalos.
Nicht nur in Süddeutschland gab es Rauch und Licht zu sehen: Die Fans des Hamburger SV, zu Gast im Rostocker Ostseestadion, brachten auch einiges an Feuerwerk von zuhause mit und ließen den Rostocker Auswärtsblock leuchten.
Nicht alles davon blieb im eigenen Block.
Im Stadion an der Hafenstraße war der MSV Duisburg zum Revierderby zu Gast bei Rot-Weiss Essen und zündete ordentlich. Schon während des Spiels soll es zu ersten Handgreiflichkeiten innerhalb des Gästeblocks gekommen sein. Nach dem Spiel stürmten dann Essener Fans das Spielfeld. Zum Gästeblock gelangten sie allerdings nicht, die Polizei griff ein.
Die Duisburger machten nicht nur durch Rauch, sondern auch durch eine große Blockfahne auf sich aufmerksam. Ansage in Richtung Rot-Weiss: „You are going down today“. Das Ergebnis des Spiels: Unentschieden. Wie schon im Hinspiel.
Ein eher seltenes Bild: Auch die Anhängerschaft der TSG Hoffenheim zündete auswärts im Bochumer Stadion an der Castroper Straße.
In der Regionalliga West zeigten die Fans vom Spitzenreiter Preußen Münster vor über 11.000 Zuschauern eine Choreo. Zuvor hatten die Münsteraner Ultras einen Stadionmarsch organisiert. „Der Adler wetzt die Krallen – die Beute im Visier“, lautete das Motto der Choreo. Die Beute, das war in dem Fall die Alemannia aus Aachen, die im Preußenstadion mit 0:4 verlor.
In Dresden zeigten die Fans im K‑Blocks eine eine groß angelegte Choreo in Erinnerung an Vereinslegende Dixie Dörner, der vor einem Jahr verstarb.
Offensichtlich haben sich die Saarländer vom zweifelhaften Tatort-Auftritt wieder gut erholt: Über die ganze Tribüne hinweg organisierten die Ultras der Virage Est vom FC Saarbrücken eine blau-schwarze Choreo. Während des Saarland-Duells gegen die SV Elversberg stellten sie klar: „Das ganze Saarland ist blau-schwarz.“
Die Gästefans machten ebenfalls durch eine Choreo im Saarbrückener Ludwigsparkstadion auf sich aufmerksam. Die Anhänger der Überflieger-Mannschaft zeigten eine kleine Blockfahne und konnten mit vier Toren Unterschied den Sieg mit nach Hause nehmen.
In Regensburg gab es eine Choreo mit drei Blockfahnen und vielen kleinen Schwenkern beim Spiel gegen Arminia Bielefeld zu sehen. Die Anhänger von Jahn Regensburg grüßten damit ihre Freunde aus Stuttgart und Linz. Die drei Punkte gingen hingegen nach Ostwestfalen.
Großkampftag in Oldenburg. Thema: Stadionneubau. Mit einer Choreo samt Zaunfahne setzten die Fans die Schlagworte „Lizenz erhalten“, „Barrierefreiheit“ und „Verkehrsanbindungen“. Da das Oldenburger Stadion Marschweg über kein Flutlicht verfügt und es nach 18.30 Uhr Lärmschutzprobleme gibt, mussten die Oldenburger schon öfters auf anderen Stadien ausweichen. Nun sofern sie: „Ein neues Stadion für Oldenburg und den VfB!“.
Auf einem Spruchband untermalten die Oldenburger ebenfalls ihre Forderung. Denn nicht nur in Oldenburg gibt es Probleme mit der Infrastruktur im Stadion, sondern auch auch in München bei 1860 und im Norden bei Holstein Kiel.
Und noch ein Spruchband zum Thema Stadionneubau aus Oldenburg, dieses Mal mit einem Seitenhieb Richtung Baskets Oldenburg. Diese sprachen sich nämlich gegen einen Stadionneubau des Drittligisten aus, weil sich das neue Stadion in unmittelbarer Nähe zu ihrer Heimspielstätte befände. Die Fans von Oldenburg stellen klar: „Fußball ist Volkssport Nr.1!“.
Als Könige der Spruchbänder dürften aus diesem Wochenende wohl die Kölner hervorgehen – zumindest quantitativ. Qualitativ betrachtet fielen einige der Transparente betreffend Max Eberls Einstellung bei RB Leipzig eher in die Kategorie „geschmacklos“. Eberl hatte seine langjährige Arbeit bei Kölns Rivalen Borussia Mönchengladbach aufgrund eines Erschöpfungssyndroms Anfang vergangenen Jahres beendet. Im vergangenen Dezember startete er dann als Geschäftsführer Sport in Leipzig.
Die Kritik der Kölner: Geld scheint Krankheiten zu heilen. Max Eberl reagierte auf die Spruchbänder so: „Ich will zeigen, dass es Stärke bedeutet, Schwäche zuzugeben. Wenn Teile der Gesellschaft meinen, diese Schwäche auszunutzen und draufzutreten, ist das traurig. Wenn du dauernd lächerlich gemacht und verhöhnt wirst, ist klar, dass Menschen sich nicht hinstellen und sagen: Ich bin krank. Das sollten sich diese Menschen mal hinter den Kopf schreiben.“
„Ein lahmendes Fohlen, ist jedem Bauern bewusst, bekommt statt Aufputschmittel den Bolzenschuss“, hieß es auf einem weiteren Spruchband.
Nicht nur der Geschäftsführer Sport war Thema der Kölner Spruchbänder, sondern auch die Firma Red Bull im Allgemeinen.
Und das große Ganze und überhaupt.
Aus Protest gegen den Gegner verzichtete die Kölner Fanszene auf optische Stilmittel wie Fahnen.
In Frankfurt machten die Fans der Eintracht sich mit einem Spruchband über die Entlassung von Hertha-Manager Fredi Bobic lustig. Bei ihrem Spiel gegen seinen ehemaligen Hauptstadtclub fragten sie: „Big City Bobic, bleibst heut fott?“ Mit den Worten „Bobic, bleib fott!“ hatten sie den Funktionär einst in ihrem eigenen Verein „begrüßt“. Den Fans missfielen Bobic‘ Aussagen zur 50+1‑Regel und zu RB Leipzig.
Das Thema eines weiteren Frankfurter Spruchbandes war das kommende Pokalspiel und Hessenderby gegen die Lilien von Darmstadt 98. Im Vorfeld verhinderte die Polizei bereits einen Angriff von Frankfurtern auf die Darmstädter, die sich nach ihrem Spiel in Sandhausen auf dem Rückweg befanden.
Die Hertha-Anhänger schickten Glückwünsche zu ihren Freunden aus dem Wildparkstadion und gratulierten den Ultras von „Armata Fidelis“ aus Karlsruhe zu ihrem 20-jährigen Bestehen.
Ein weniger erfreuliches Thema ist Bestandteil des Spruchbandes aus Rostock. Die Rostocker nehmen dort Bezug auf das SOG-MV, das Sicherheits- und Ordnungsgesetzes von Mecklenburg-Vorpommern. Dieses wurde am vergangenen Mittwoch in Teilen für verfassungswidrig erklärt. Da die ausgeweiteten Befugnisse der Polizei in Teilen zu tief in die Grundrechte der Bürger eingreifen – wie beispielsweise die Installation von Späh-Software auf Smartphones und Computern, das heimliche Eindringen in Wohnungen, Lauschangriffe auf Wohnungen oder der Einsatz von V‑Leuten und verdeckten Ermittlern, auch in Liebesbeziehungen – haben auch Mitglieder der Fanszene von Hansa Rostock Verfassungsbeschwerde eingelegt.
„Marcel unsere Zeit ist gekommen, um die Identifikation endlich wieder zurück zu bekommen“, meinen die Fans der Wolfsburger Elf in Richtung ihres neuen Geschäftsführer Sport Marcel Schäfer.
Mit diesem sexistischen Spruchband aus Stuttgart schließen wir die Kurvenschau dieses Wochenendes. Inhalt kann jeder selbst lesen. Ob die Stuttgarter Probleme mit Frauen haben oder einfach nicht wissen, wie man richtig beleidigt, bleibt wohl ihr Geheimnis.