Götzes Einstand nach Maß, zwei Sturmtanks im Mailänder Derby, Favoriten-Sterben in Spanien und eine Fairplay-Geste in Stuttgart. Das und mehr habt ihr am Wochenende verpasst.
Es haben ihm vermutlich viele im Fußballgeschäft gegönnt: einen Traumeinstand beim neuen Verein für Mario Götze. Ein Gönner war auch Zwolles Clint Leemans, der in der neunten Minute mustergültig für Götze auflegte, sodass dieser nur noch einschieben musste. So geht Starthilfe.
Es lief alles nach Plan. Nach 45 Sekunden lagen die Spurs bereits durch das siebte Saisontor von Heung-min Son in Front. Noch vor der Pause legte das Team von Jose Mourinho zwei Treffer nach. Nach der Pause, als jeder dachte das Spiel sei entschieden, kam Gareth Bale zu seinem Comeback im Tottenham-Trikot. Doch Bale fällt offenbar der Sportartenwechsel von Golf zurück zum Fußball nicht ganz so leicht und so kassierte Tottenham in den letzten zwölf Minuten noch drei Gegentore. Oder wie Gareth Bale sagen würde: Par.
Echte Nehmerqualitäten bewies am Samstag die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl. Der FC Chelsea lag zunächst durch die ersten zwei Tore von Timo Werner im Chelsea-Trikot vorne, die der FC Southampton ausgleichen konnte. Auch das Premieren-Tor von Kai Havertz egalisierten die Saints in Person von Jannik Vestergaard kurz vor Schluss.
Auch im Merseyside-Derby lag der Underdog FC Everton zweimal in Rückstand und kam zweimal zurück. Es brauchte jedoch auch ein wenig Glück für die Toffees, denn kurz vor dem Schlusspfiff erzielte Jordan Henderson für die Reds eigentlich den Siegtreffer, doch Sadio Mane stand laut Videoschiedsrichter zuvor hauchdünn im Abseits. Der größere Wermutstropfen für Jürgen Klopp war aber die Verletzung von Virgil van Dijk, der bereits nach elf Minuten vom Feld musste. Der Niederländer zog sich eine schwere Knieverletzung zu und muss mehrere Monate pausieren.
Der FC Getafe änderte am Wochenende seinen Namen zu Fe C.F. „Fe“ bedeutet Glaube, was laut Geschäftsführer Clemente Villaverde das einzige sei, was die Menschen während der Corona-Pandemie nicht verlieren könnten. Von so viel Pathos war sogar der große FC Barcelona beeindruckt und ließ promt alle drei Punkte in Madrid. Schütze des goldenen Tores war Jaime Mata per Strafstoß. Barcelona rutschte durch die Niederlage auf Tabellenplatz 13.
Und noch ein Außenseiter-Sieg in Spanien: Aufsteiger FC Cadiz ärgerte die Königlichen im Madrider Estadio Alfredo di Stefano direkt von Beginn an. Real konnte sich bei Thibaut Courtois bedanken, dass das Team nicht schon früher in Rückstand geriet. Nach 16 Minuten war es dann aber doch soweit, die Andalusier gingen in Front und brachten den Vorsprung verdient über die Zeit. Torschütze: Choco Lozano.
Beim noch punktlosen FC Crotone verzichtete Andrea Pirlo teilweise freiwillig auf einige Stammkräfte. Cristiano Ronaldo und Weston McKennie fehlten dem Juve-Trainer zusätzlich aufgrund einer Corona-Erkrankung. Zum ersten Mal in dieser Saison stand Gianluigi Buffon für Wojciech Szczesny im Tor der Alten Dame. Gegen den Elfmeter von Simy war der Altmeister dennoch machtlos. Alvaro Morata glich den Rückstand nach Vorarbeit von Federico Chiesa für die Bianconeri aus. Chiesas Vater Enrico stand bereits mit Buffon Ende der 90er-Jahre gemeinsam auf dem Platz. Damit nich genug vom Neuzugang aus Florenz. Chiesa sah bei seinem Juve-Debüt in der 60. Minute die Rote Karte.
Im Derby della Madonnina war Zlatan Ibrahimovic der überragende Mann. Zwei Tore sorgten für den Sieg seines AC Mailand gegen Stadtrivale Inter. Den Anschlusstreffer für die Nerazzurri besorgte der andere Sturmtank auf dem Feld, Romelu Lukaku, noch vor der Pause. Nach dem Pausentee hatte Lukaku zwar noch Chancen, den Ausgleich zu markieren, Gianluigi Donnarumma hielt seinen Kasten jedoch sauber. So hieß der strahlende Sieger am Ende Zlatan Ibrahimovic, der nach dem Spiel mit markigen Worten nicht sparte: „Hätte ich heute das Fitnesslevel von vor zehn Jahren, würde mich niemand stoppen. Allerdings: Sie können mich aber auch so nicht stoppen.“
Nicht gerade als Sturmtank bekannt ist Luca Waldschmidt, der am Wochenende aber ebenfalls doppelt traf. Im Spiel gegen den FC Rio Ave besorgte er die ersten beiden Treffer für Benfica Lissabon noch vor der Pause. Nach der Halbzeit stellte dann Gabriel auf den 0:3‑Endstand. In der 66. Minute wurde Julian Weigl eingewechselt, der in dieser Saison erst auf vier Kurzeinsätze in der Liga kommt.
Diskussionsbedarf gab es in der Oberliga Baden-Württemberg zwischen den Stuttgarter Kickers und dem FC Nöttingen. Was war passiert? Nach einem Zusammenprall lag ein Nöttinger Spieler verletzt am Boden, ein Teamkollege spielte den Ball ins Aus. Nach der Behandlungspause gaben die Kickers jedoch den Ball nicht zurück, sondern erzielten gegen die überraschte Hintermannschaft das 2:0. Die Aufregung war verständlicherweise groß auf Nöttinger Seite und so orderte Kickers-Trainer Ramon Gehrmann (rechts im Bild) seine Spieler kurzerhand an, ein Eigentor zu schießen. Gesagt, getan. Am Ausgang änderte dies wenig, die Stuttgarter Kickers gewannen mit 4:1 und belegen nun Platz zwei in der fünften Liga.
Wer sich nach dem Topspiel zwischen Arminia Bielefeld und Bayern München bereits schlafen legte, hat vermutlich das zweite Samstagabend-Spiel an diesem Spieltag zwischen Gladbach und Wolfsburg verpasst. So richtig zum Wachbleiben war die Veranstaltung im Borussia-Park dennoch nicht, das Spiel endete verdient 1:1. „Schlafen Sie ruhig weiter, Herr Thuram!“