Torhüter Björn Bussmann war Jugendnationalspieler, lehnte ein Angebot des FC Bayern ab und lief für die Blackburn Rovers auf. Heute spielt er in der dritten spanischen Liga – und blieb länger ohne Gegentor als Marc-Andre ter Stegen.
Björn Bussmann, die spanische Fußballzeitung „Marca“ hat Sie mal „El Candado Aleman“ genannt, das deutsche Vorhängeschloss. Warum?
Das war in der Saison 2015/16, damals habe ich für den Viertligisten Deportivo Caudal gespielt. Es lief ganz gut für mich, in der Hinrunde habe ich nur ein Gegentor kassiert.
Sie haben in jener Saison auch einen neuen Torwartrekord aufgestellt. Erinnern Sie sich noch an den Tag, als Ihre Serie brach?
Der Viertligarekord für die längste Zeit ohne Gegentor stand bis dahin bei 751 Minuten. Ich blieb exakt 1000 Minuten ohne Gegentor. Die Serie riss in einem Spiel gegen Gijon Industrial, das wir 5:1 gewonnen haben. Es war eine Eins-zu-eins-Situation, der Stürmer hat sich sehr gefreut.
Er soll gesagt haben: „Ich habe ein Tor gegen Bussmann geschossen, das kann ich noch meinen Kindern erzählen.“
Ich habe mich nach dem Treffer zu meiner Freundin umgedreht, die hinter dem Tor stand. „Habe ich denn wenigstens die 1000 Minuten geschafft?“, habe ich sie gefragt, und sie schaute auf die Uhr und sagte: „Exakt 1000, ja.“
Auch große deutsche Zeitungen wie „Die Welt“ haben damals über Sie berichtet, denn Sie waren der erfolgreichste Torhüter in den ersten vier spanischen Ligen. Wie viele Angebote von höherklassigen Vereinen haben Sie damals bekommen?
Gar nicht so viele, wie Sie vielleicht denken. Der Drittligist Racing Ferrol war interessiert, aber ich habe direkt abgesagt, denn ich fühlte mich bei Deportivo sehr wohl. Ich hatte mir in der Mannschaft ein gewisses Standing erarbeitet. Allerdings erhielt ich viele Interviewanfragen von anderen Medien. Ich weiß noch, dass mich ein Radiosender anrief, als ich auf Toilette saß. In schnellem Spanisch erklärte mir ein Redakteur, dass er mich nun live ins Studio schaltet. Ich konnte ihm gerade noch erklären, dass es besser wäre, wenn er in fünf Minuten noch mal anruft.
„Marc-Andre ter Stegen hat sich auf meine Facebook-Anfrage leider nicht gemeldet“
Mit den Jugendmannschaften des 1. FC Köln trafen Sie früher oft auf Marc-Andre ter Stegen und Borussia Mönchengladbach. Haben Sie noch Kontakt?
Wir sind 2014 zeitgleich nach Spanien gegangen, und nach ein paar Wochen habe ich in auf Facebook angeschrieben und gefragt, ob er sich gut eingelebt habe. Ich wollte auch wissen, wie er mit der Sprache zurechtkommt. Er hat sich leider nicht gemeldet. Aber das war schon okay. Als Torhüter des FC Barcelona hast du sicherlich anderes zu tun, als auf Facebook Privatnachrichten von ehemaligen Gegenspielern zu beantworten. (Lacht.)
Konnten Sie gar kein Spanisch, als Sie bei Deportivo angefangen haben?
Kaum. Und das war ein kleines Problem, denn hier wird in der Kabine ausschließlich Spanisch gesprochen. Das ist nicht so wie in Deutschland, wo die Leute auch mal Englisch reden. Anfangs führte das zu einigen kuriosen Situationen. In meinem ersten Spiel habe ich ständig „Patata“ gerufen, Kartoffel. Dabei wollte ich „Portero“ rufen, Torwart. Ich hatte die Wörter irgendwie durcheinander gebracht. Mein Trainer fragte mich nach dem Spiel, ob ich Hunger habe. Bald darauf habe ich mir einen Sprachlehrer genommen.
Wann sind die Karrieren von Ihnen und Marc-Andre ter Stegen eigentlich in unterschiedliche Richtungen gegangen?
Ich habe beim 1. FC Köln von der U8 bis zur U17 und in den DFB-Jugendmannschaften bis zur U20 gespielt. Meine Mitspieler waren zum Beispiel Christoph Kramer oder Patrick Herrmann, später habe ich mit der Reserve von Blackburn Rovers gegen Manchester United und Ron-Robert Zieler gespielt. Klar, auch ich habe von einer Karriere in der Bundesliga oder einer anderen Ersten Liga geträumt. Ich würde sagen, dass ich Talent hatte, aber im Fußball brauchst du mehr, zum Beispiel auch Glück. Du brauchst ein besonderes Spiel am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Oder du brauchst einen Förderer, der dich in einer besonderen Phase nach vorne bringt.