Experten bescheinigen Luca Netz die Anlagen eines Weltklasse-Verteidigers. Er ist bereits der vierte Spieler aus dem Hertha-Nachwuchs, der unter Bruno Labbadia den Sprung in die Bundesliga schafft. Das zeigt, wie ernst der Trainer die Nachwuchsförderung nimmt.
Am Wochenende wird es für Hertha BSC ein Wiedersehen mit einem seiner Top-Talente geben. Hertha trifft dann auf Arminia Bielefeld, und bei Arminia steht seit dem Herbst Arne Maier unter Vertrag. Wie intensiv das Wiedersehen ausfallen wird, ist schwer abzuschätzen. Maiers Wunsch, in Bielefeld mehr Spielpraxis zu bekommen als bei Hertha, hat sich bisher nicht erfüllt. Am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach stand er nach fast zweimonatiger Pause zwar endlich mal wieder auf dem Feld, allerdings nur für die letzten zwei Minuten.
Maier, der in dieser Woche 22 wird, soll nach der Saison und dem Ablauf seiner Leihe nach Berlin zurückkehren; ob er bei Hertha allerdings die Rolle wird ausfüllen können, die ihm einmal zugedacht war, ist inzwischen zumindest fraglich. Maier wäre – siehe Jerome Boateng, Christopher Schorsch, Hany Mukhtar, Nico Schulz, Lazar Samardzic – jedenfalls nicht das erste Top-Talent des Klubs, bei dem die hohen Erwartungen für Hertha letztlich unerfüllt blieben.
„Das ist kein Jahrhunderttalent, das ist ein Jahrtausendtalent“
Das Schöne ist: Es kommen immer neue Top-Talente nach. Trauer und Unmut über den Abgang des 18 Jahre alten Lazar Samardzics nach Leipzig sind kaum verflogen, da hat sich bereits das nächste, noch ein bisschen jüngere Versprechen auf der großen Bühne präsentiert. Am Samstag, beim 3:0 gegen Schalke, hat Luca Netz für Hertha in der Fußball-Bundesliga debütiert. Fünf Minuten vor Schluss wurde der Linksverteidiger von Trainer Bruno Labbadia eingewechselt.
Man kann Hertha nur schwer vorwerfen, bei der Beurteilung der eigenen Talente und ihrer Perspektiven besonders zurückhaltend zu sein. Im Gegenteil. Das ist auch bei Luca Netz so. Einer seiner Jugendtrainer hat in einem unbedachten Moment des Überschwangs einmal über ihn gesagt: „Das ist kein Jahrhunderttalent, das ist ein Jahrtausendtalent.“
In seinem Fall aber scheint es mehr zu sein als eine rein subjektive Einzelmeinung. Im Herbst wurde Netz mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet, und schon mit zarten 15 stand er im Fokus der Profis. Nur aus rechtlichen Gründen durfte er damals noch nicht mit der Mannschaft trainieren. Für Dustin Böttger, dessen Firma Global Soccer Network mit dem GSN-Index ein anerkanntes Scoutinginstrument entwickelt hat, besitzt Netz „die Anlagen eines Weltklasse-Verteidigers“. Es müsse schon viel schieflaufen, damit er nicht in der Champions League und der Nationalmannschaft lande.
Ziemlich viel Lob für einen ziemlich jungen Mann, der im Mai 17 geworden ist und jetzt hinter Lennart Hartmann der jüngste Spieler ist, der je für Hertha BSC in der Bundesliga gespielt hat. Aber Netz ist keiner, der in den Wolken lebt. „Das ist ein guter Junge“, sagt Trainer Labbadia. „Er will lernen, das ist sehr wichtig.“