Warum Nicklas Bendtner nicht von dieser Welt, Thomas Müller unfair und Hakan Calhanoglu ein Cowboy ist.
Nicklas „Lord“ Bendtner
Wenn nichts mehr geht, hilft bekanntlich nur noch Gott. Weil der aber von der morgendlichen Fußball-Andacht im Kölner Dom (!) noch zu erschöpft war und Messias De Bruyne mit seinen Gedanken bereits ins Angelsächsische zu konvertieren schien, schickte er seinen selbsternannten Stellvertreter auf Erden, das 1:1 gegen den örtlichen „Eff-Zeh“ zu erzielen. Und Lord Bendtner vernahm die himmlische Botschaft, stolperte den Ball aus drei Metern nur Kraft seiner Gedanken über die Torlinie und die Dinge ins rechte Licht. Wer immer an dieser Schilderung Zweifel anmelden möchte, nehme diese statistischen Daten zur Kenntnis, die „His Danish Highness“ im Moment des Ausgleichstreffers vorzuweisen hatte: Torschüsse? Einen. Tore? Eines. Ballkontakte? Einen. Gelaufene Kilometer? Einen. Amen.
Hakan Calhanoglu
Bayer Leverkusen spielte in Hannover auf, als würde der frühe Clint Eastwood antreten, einem Neugeborenen den Lolli aus den Griffeln zu zerren. Einziger Schönheitsfehler: Während Hannover das Objekt der Begierde quasi mit dem Anpfiff auf den Rasen warf, vergaß Bayer schlichtweg zuzugreifen. Nur gut, dass die „Werkself“ für solche Fälle einen Spezialisten in ihren Reihen weiß. Und so stellte sich Hakan Calhanoglu in der 18. Spielminute an den Rand des Sandkastens, schwang sein Lasso und peitschte sich per Freistoß das Sieg-Tor an Gürtel, als wäre es ein Gratis-Skalp. Gefragt, wie er das nur mache, lächelte der Ehren-Pistolero nur gnädig: Für eine Handvoll Dollar.
Konstantin „Kocka“ Rausch
Vergangene Woche rund um Darmstadt: Heller-Wahnsinn. Diese Woche: Willkommen im „Kocka“-Rausch. Von Haus aus mit der Eleganz eines Möbelwagens gesegnet, dachte sich Darmstadts Mittelfeldspieler in der neunten Minute auf Schalke als spiegelverkehrter Arjen Robben, zog von der linken Außenbahn nach innen und einen Zirkel ins Tor, dass er sicher bald als Ehrenmitglied in die „Deutsche Gesellschaft für Geometrie“ aufgenommen wird. Wir freuen uns jetzt schon auf seine Antrittsvorlesung: „Geht nicht? Gibt’s nicht! — wie Darmstadt 98 die Quadratur des Kreises gelang.“ Und auf den nächsten Darmstädter Spieler, der qua Einzelleistung zur Schlagzeile mutiert. Unser Geheimtipp: Stark, Yannick.
Pierre-Michel Lasogga
Wer Pierre-Michel heißt, hat es vermutlich nicht leicht. Wer eine Mutter wie Kerstin Lasogga hat, schon doppelt nicht. Wer dann noch beim HSV spielt, ist dem Tod durch Spott geweiht. Macht nichts, dachte sich Hamburgs Sturmtank auch an diesem Wochenende mal wieder aus der Hüfte, lockerte das läppsche Unterhemd, das er als steten Proll-Marker mit sich durch die Stadien trägt und transzendierte zum Matchwinner über den VfB Stuttgart. Nach Kreisklassen-Ausflügen als Flügelstürmer und Ballverteiler besann sich Lasogga nach seiner späten Einwechslung gerade noch rechtzeitig seiner ureigenen Bestimmung als Strafraumungeheuer, wemmste das 2:2 höchstselbst über die Linie, ehe er den orgiastisch gefeierten Siegtreffer per Kopfball-Ablage in den Laufweg von Johan Djourou küsste, dass man nicht anders konnte, als sich zu schwören, seinen Erstgeborenen Pierre-Michel zu nennen. Und so erklärt sich dann der Bevölkerungsschwund.
Daniel Ginczek
Auf der Gegenseite sorgte Daniel Ginczek für einen „unheimlichen Moment der dritten Art“: Man war geneigt Lothar Matthäus zuzustimmen. Der fönte sich für Stuttgarts Stürmer am „Sky“-Topspiel-Stammtisch eine Nationalmannschafts-Nominierung aus dem zum Gedanken passenden Gürtel. Und das völlig zu Recht! Schließlich hat Ginczek in den letzten 14 Spielen für den VfB elf Torbeteiligungen aus der Oberarm-Tätowierung geschüttelt. Und auch in Hamburg war Stuttgarts Chaos-Verwerter doppelt zur Stelle. Wenn das so weitergeht, wird der VfB noch 13., Deutschland Europameister 2016 und Lothar Matthäus Fifa-Präsident. Bitte wählen Sie jetzt ihr geringstes Übel.