Englands kleine Profiklubs wissen nicht, wie sie die Saison überstehen sollen. Die Premier League soll helfen, sagt die Regierung. Wollen wir nicht, sagt die Premier League. Was nun?
Die Bereitschaft für eine sanfte Umverteilung von oben nach unten scheint nämlich keine sonderlich populäre Idee zu sein, obwohl die Premier League diesen Sommer nur elf Prozent weniger für Transfers ausgab als in der Saison zuvor – rund 1,2 Milliarden Euro. Die Sparmaßnahme des FC Arsenal, den armen Gunnersaurus einzuschläfern, kam etwa fast zeitgleich mit der Verpflichtung von Thomas Partey von Atletico Madrid – für 50 Millionen Euro, die Vereinsbesitzer Kroenke aus eigener Schatulle bezahlte.
Steve Parish, der mitteilungsfreudige Vorsitzende von Crystal Palace erklärte in einer Zeitungskolumne: „Die Premier League hat kein eigenes Geld – gar keins. Sie ist im Grunde eine Non-Profit-Organisation, die ihre Mittel an die Klubs weitergibt.“ Und diese Klubs würden gerade Verluste machen und könnten nicht auch noch für die anderer Vereine geradestehen. Dem Branchendienst Off the Pitch gegenüber wies eine anonyme Quelle aus der Premier League zudem auf die großen Unterschiede zwischen den Klubs der EFL hin. Zwar gäbe es Viertligisten, die ein Spielerbudget von gerade mal einer Million Pfund hätten, aber Zweitligist Derby County würde allein Wayne Rooney fünf Millionen bezahlen. „Warum sollten wir etwas abgeben, um Rooney zu bezahlen?“
Auch Dale Vince, Besitzer der Forest Green Rovers aus der League Two, findet die Haltung der Regierung „heuchlerisch“, dass die Großen im Fußball die Kleinen retten sollten. Sie hätte eine Verantwortung für alle Bereiche von Gesellschaft und Wirtschaft. Der kommt sie im Sport von Rugby über Eishockey bis zu Pferderennen auch nach. Die 67 Fußballvereine der National League, also der fünften und sechsten englischen Liga, bekommen über die kommenden drei Monate ebenfalls zehn Millionen Euro Soforthilfe. Nur eben die Zweit- bis Viertligisten nicht, ihnen soll die Premiere League helfen. Dale Vince kann das nicht verstehen: „Es ist doch nicht so, dass man sagen könnte: Den Supermärkten ist es in der Pandemie gut gegangen, also müssen sie nun die Läden an der Ecke unterstützen.“
Es wird also schwer gerungen, wer nun wem helfen soll. „Die Fußballfamilie ist durch Gier auseinander dividiert wie die Borgias, durch Ehrgeiz wie die Corleones und durch Eifersucht wie die Sopranos“, spottete The Athletic über diese Debatten. Das gemeinhin gutinformierte Magazin hält es überdies für am wahrscheinlichsten, dass die vier ersten Ligen ohne Regierungshilfe auskommen und sich selber helfen müssen. Oder es finden sich wirklich Spieler, die Patenschaften für vom Aussterben bedrohte Traditionsvereine übernehmen.