Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Eigent­lich kann die Zoll- und Dro­gen­fahnder Kolum­biens nichts mehr in Staunen ver­setzen. Das süd­ame­ri­ka­ni­sche WM-Teil­neh­mer­land ist seit Jahr­zehnten das El Dorado des welt­weiten Kokain-Geschäfts. Bei Kon­trollen an Flug­häfen und Grenz­über­gängen ent­de­cken kolum­bia­ni­sche Beamte die Drogen regel­mäßig in Tief­kühl-Hühn­chen und in Tape­ten­rollen, in Bana­nen­kisten und in Boh­nen­sä­cken, in Auto­sitzen oder in auf­blas­baren Schwimm­flü­geln. Überall. Bei­nahe täg­lich.

Doch dieser Fund am inter­na­tio­nalen Air­port von Bogota haut selbst den rou­ti­nier­testen Drogen-Spür­hund aus den Schlappen: In einem unschein­baren Paket, auf­ge­geben in der Stadt Bar­ran­quilla und adres­siert an einen Emp­fänger im nie­der­län­di­schen Gro­ningen, lagen 14 quietsch­gelbe Tri­kots der kolum­bia­ni­schen Natio­nalelf. So weit, so harmlos. Was den Fahn­dern jedoch spa­nisch vorkam: Die Shirts waren etwa 15 Pro­zent schwerer als vom Her­steller Adidas ange­geben. Eine ein­ge­hende Labor­prü­fung ergab: Der voll­syn­the­ti­sche Trikot-Stoff war mit einem Kokain-Kon­zen­trat getränkt worden.

Allem Anschein nach sollte das Rausch­gift an seinem Bestim­mungsort mit­hilfe eines auf­wän­digen che­mi­schen Ver­fah­rens wieder aus den Tex­ti­lien zurück­ge­wonnen werden. Her­aus­ge­kommen wären dabei sage und schreibe 70 Kilo­gramm reinstes Kokain. Dessen Stra­ßen­ver­kaufs­wert in Europa beträgt laut Coronel Wilson Liza Ramirez, dem Kom­man­deur der Anti-Drogen-Ein­heit am Flug­hafen, stolze drei Mil­lionen Euro. Lie­fe­rungen dieser Grö­ßen­ord­nung können unmög­lich von kleinen Gele­gen­heits-Dea­lern stammen.

Sie wollten die Euphorie als Tar­nung für ihre Zwecke nutzen“

Coronel Ramirez ver­mutet, die Schmuggler hätten sich im der­zeit herr­schenden WM-Fieber beson­ders sicher vor einer Ent­de­ckung gefühlt: Dro­gen­händler werden nie­mals nach­lassen in ihren viel­fäl­tigen Ver­su­chen, die Fahnder an der Nase her­um­zu­führen. In diesem Fall wollten sie wohl die all­ge­meine Euphorie als Tar­nung für ihre Zwecke nutzen“, so Ramirez. Fast könnte man dar­über lachen, wenn das Drogen-Busi­ness nicht so ein schreck­lich schmut­ziges Geschäft wäre.

Nicht nur Fans der Serie Narcos“ wissen: Fuß­ball und Kokain haben in Kolum­bien schon häufig gemein­same Schlag­zeilen geschrieben. Immer wieder flossen Mil­lionen aus Dro­gen­ver­käufen in den Sport. Viele Klubs des Landes sind oder waren fest in den Händen der Paten. Der 1993 bei einem Polizei-Ein­satz erschos­sene Pablo Escobar, lang­jäh­riger Vor­sit­zender des so genannten Medellin-Kar­tells, war nach Aus­sagen seines Sohns Juan Pablo sogar per­sön­lich mit Kolum­biens Tor­hüter-Ikone René Higuita befreundet.

Zudem soll Escobar die Fäden bei seinem Lieb­lings­klub Depor­tivo Inde­pen­di­ente de Medellin gezogen haben, auch wenn der Filius das bis heute bestreitet. Dem Lokal­ri­valen Atlé­tico Nacional soll der Koks-König 1989 sogar zum Gewinn der Copa Libert­adores ver­holfen haben – indem Escobar vor dem Final-Rück­spiel gegen Club Olimpia aus Para­guay zwei Mobster zum argen­ti­ni­schen Schieds­richter ent­sandte. Atlé­tico Nacional siegte schließ­lich im Elf­me­ter­schießen.