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Joseph Kunert
(Für den fol­genden Ein­trag bitte mental die Akte X“ ‑Musik summen. Danke.) Unser Mann des Spiel­tags ist ganz klar Joseph Kunert. Kunert ist zwar kein Fuß­baller, dafür aber ein meta­phy­si­scher Geist­heiler, der den HSV mit seinen, nunja, Fähig­keiten vor dem Abstieg bewahren soll. Getreu dem Ham­burger Saison-Motto: Wenn man eh schon absteigt, kann man sich ja wenigs­tens noch lächer­lich machen, holte Trainer Mirko Slomka den Geist­heiler ins Boot, warum er das tat, wissen wahr­schein­lich nur er, der Geist­heiler, und die anderen Ein­ge­weihten wie etwa die Ghost­bus­ters, Bibi Blocks­berg, Casper der freund­liche Geist, die Hexen von East­wick, Mulder und Scully, der Boo­geyman, Hui-Buh, Pro­fessor Dum­ble­dore sowie das Gespenst von Can­ter­ville. Auch was genau ein meta­phy­si­scher Geist­heiler macht, bleibt unklar, aber wir stellen ihn uns im Ghost­bus­ters-Overall und aus­ge­rüstet mit Wün­schel­rute durch die Kabine schlei­chend vor, an jedem Ohr einen Traum­fänger und einen Super­soaker voller Weih­wasser im Anschlag. Oder so. Was auch immer Kunert aber gemacht hat, es scheint auf jeden Fall funk­tio­niert zu haben, denn in Augs­burg zeigten sich die Ham­burger von allen guten Geis­tern ver­lassen und unter­lagen in einer gespens­ti­schen Vor­stel­lung mit 1:3. Gru­selig.

Halil Altintop
Dass der HSV in Augs­burg über­haupt so unter die Räder kam und nun vor dem Abstieg steht, lag auch an Halil Altintop. Ok, klar, in erster Linie an der nicht bun­des­li­ga­taug­li­chen Defen­sive, den Abständen zwi­schen den Mann­schafts­teilen, die so groß sind, dass man sie als Bau­land ver­kaufen könnte, ohne dass die Spieler das über­haupt merken würden, an der Offen­sive, die in etwa so viel Gefahr ver­sprüht wie ein katho­li­scher Kna­ben­chor, an der Ver­un­si­che­rung, die, im Gegen­satz zum Nicht­ab­stiegs­platz, prak­tisch greifbar ist und all den anderen Ham­burger Bau­stellen, für die wir einen eigenen Artikel anlegen müssten, wollten wir sie alle auf­zählen. Aber eben auch an Halil Altintop, der mit seinem frühen Dop­pel­pack den Dino so schnell und erbar­mungslos erlegte, dass Uni­versal Pic­tures ihn nun für die Haupt­rolle in Jurassic Park 4“ casten will. Wäh­rend man beim HSV so langsam dar­über nach­denken sollte, den Dino als Mas­kott­chen abzu­setzen und ein neues zu finden. Der Zonk würde sich der­zeit anbieten.

René Adler
Das dritte Augs­burger Tor ging am Sonntag auf die Kappe von René Adler, der sich einen Fern­schuss von André Hahn derart unglück­lich ins eigene Netz patschte, dass irgendwo in Düs­sel­dorf Pannen-Olli Reck auf der hei­mi­schen Couch die Augen ver­drehte und nach der Fern­be­die­nung langte, aber dane­ben­griff. Bitter für Adler, denn eigent­lich ist er ein wirk­lich starker Keeper, aber auch bezeich­nend für eine Saison, in der sich die gesamte Ham­burger Hin­ter­mann­schaft über­for­derter prä­sen­tiert als Gina Lisa beim Phi­lo­so­phi­schen Quar­tett. Wir sagen: Kopf hoch, René.

Frank Ribéry
Die Bericht­erstat­tung der letzten Wochen hätte uns um ein Haar dazu ver­an­lasst, für Bay­erns Fuß­ball spie­lenden Brumm­kreisel Franck Ribéry Gene­sungs­karten zu bas­teln und mit der 11FREUNDE-Big-Band einen Cha­rity Song auf­zu­nehmen. Von einem großen Pro­blem war da die Rede und dass man ihm helfen müsse, und wir als Men­schen­freunde wollten dabei natür­lich die ersten sein. Das Pro­blem ent­puppte sich dann aller­dings rein als ein spie­le­ri­sches: Bay­erns Sahnefuß, der ansonsten ganze Paar­tanz­tur­niere mit einem seiner Dribb­lings alleine gewinnen kann und über eine Ball­an­nahme ver­fügt, mit der er schrei­ende Klein­kinder sanft in einen tiefen, erhol­samen Schlaf wiegen könnte, zeigte sich auf dem Platz seit Wochen so lethar­gisch als hätte er seine Ernäh­rung auf Bal­drian- und Vali­um­ba­sierte Speisen umge­stellt. Gegen Bremen nun war Ribéry aber schon wieder fast der Alte und tat das, was er am besten kann: Gegner düpieren. Wie etwa Wer­ders Keeper Wolf, dem Ribéry den Ball in Zeit­lupe und mit James-Bond-artiger Läs­sig­keit zum 1:1 durch die Hosen­träger kickte. Cha­peaux.

Claudio Pizarro
Claudio Pizarro ist wahr­schein­lich der ein­zige Mil­lionär auf der Welt, der als Beruf „’n biss­chen kicken“ angeben kann. Gegen Bremen durfte Alters­teil­zeitler Pizarro mal wieder von Beginn an ran und traf gegen seinen Ex-Klub, na klar, gleich dop­pelt. Sein ver­wei­gerter Tor­jubel nach dem ersten Treffer war, wie unsere Recher­chen ergeben haben, tat­säch­lich der ein­zige Moment im gesamten Spiel und wahr­schein­lich über­haupt seit Jahren, in dem Pizarro nicht das strah­lende Gewin­ner­lä­cheln des teil­zeit­ar­bei­tenden, Triple-gewin­nenden, spaß­vo­gel­igen Lebens-Sie­gers auf dem Gesicht trug. Ande­rer­seits: Wenn wir an seiner Stelle wären, würden wir unsere Mund­winkel wahr­schein­lich nicht mal mehr mit dem Tacker nach unten bekommen.

John Anthony Brooks
Her­thas John Anthony Brooks betrachten wir seit Samstag als Prä­ze­denz­fall. Als wir uns letz­tens näm­lich die all­um­fas­sende, ewige Lebens­weis- und wahr­heit True Love never die“ in Elb­isch über den Steiß täto­wieren lassen wollten, durften wir nicht, da wir sonst, so die Order von Oben, unsrem Schreib­tisch­ge­bu­ckel nicht mehr effektiv würden nach­gehen können. Brooks nun, der erst unter der Woche von Trainer Luhukay ob seines neuen Tat­toos ange­mahnt wurde, schoss im Spiel gegen Braun­schweig am Samstag das wich­tige 1:0 und bewies so, dass man auch mit frisch getin­tetem Kör­per­schmuck eine gute Arbeits­leis­tung ablie­fern kann. Also ab zum Täto­wierer, Freunde, die Runde Arsch­ge­weihe geht auf uns.

Marco Ter­razzino
Übli­cher­weise trifft sich Marco Ter­razzino sams­tags immer mit Franco Zuc­cu­lini, Mai­co­suel, Manuel Gulde, Wel­lington, Know­ledge Musona, Prince Tagoe, Denis Tho­m­alla und Pascal Groß, um mit der Hof­fen­heimer Tra­di­ti­onself ver­heizter Talente wei­nend ein biss­chen im Park zu kicken, fünf Jahre alte Bun­des­liga-Manager-Spiele zu spielen oder Ralf Rag­nick-Voo­doo­puppen aus echter Kraich­gauer Schur­wolle zu knüpfen. Diesen Samstag hatte Ter­razzino der­weil keine Zeit, da er tat­säch­lich in der Bun­des­liga spielen und auch noch ein Tor schießen musste. Für Frei­burg, zum 2:2 gegen Wolfs­burg. Na geht doch.

Oliver Kirch
Dort­munds Oliver Kirch ist, ähn­lich wie Claudio Pizarro, eine Art Vor­bild für uns. Jah­re­lang irgendwie mit­tel­mäßig, dann plötz­lich bei einem Spit­zen­klub auf der Pay­roll und bester Mann im Cham­pions League-Vier­tel­fi­nale gegen Real Madrid – Kirch hat unsere noch nicht ganz erstor­benen Hoff­nungen auf eine mär­chen­hafte Spontan-Pro­fi­kar­riere zumin­dest noch eine wei­tere trau­rige kleine Weile am Leben erhalten. Gegen Lever­kusen machte Kirch nun sein Bun­des­liga-Pre­mie­rentor für den BVB, einen Frei­stoß von Marco Reus nickte er in der 29. Minute des Spiels zum 1:1 in die Maschen. Ich habe bei Marcos Frei­stoß nur den Kopf hin­halten müssen“, so Kirch. Glauben wir sofort. Tat­säch­lich kommen die Stan­dards von Marco Reus zur­zeit derart gut, dass man sie als Emp­fänger wahr­schein­lich nur höf­lich bitten muss, und schon gehen sie rein.

Roberto Hil­bert
Marco Reus war es dann auch, der zum 2:2 ein­schoss, aller­dings unter freund­li­cher Mit­hilfe von Lever­ku­sens Roberto Hil­bert, der in der 39 Minute einen Elf­meter ver­ur­sachte. Es war bereits der sechste Straf­stoß, den Hil­bert in dieser Saison ver­schul­dete – bei gerade mal 19 Spielen. Der 11FREUNDE-Mathe-LK hat extra eine Nacht­schicht ein­ge­legt und mal nach­ge­rechnet: Hil­bert ver­ur­sacht quasi in jedem dritten Spiel einen Elfer, das ist eine wirk­lich unter­wäl­ti­gende Quote. Wahr­schein­lich kann Hil­bert nicht mal mor­gens zum Bäcker gehen, ohne einen arg­losen Pas­santen zu Fall zu bringen und fast scheint es, als läge eine Art Elf­meter-Fluch über Hil­bert. Da kann wahr­schein­lich nur noch ein meta­phy­si­scher Geist­heiler helfen.

Ivan Perisic
Das viel­leicht schönste Tor des Spiel­tags schoss Wolfs­burgs Ivan Perisic, der einen Frei­stoß aus dem Halb­feld aus knapp sech­zehn Metern in den Winkel schä­delte. Mit dem Rücken zum Tor wohl­ge­merkt und mit einer Dre­hung des Kopfes, bei der Mann kurz Angst haben musste, dass sich Perisic die Nacken­wir­bel­säule aus der Ver­an­ke­rung hebelt. Was er aller­dings nicht tat und was uns Bewe­gungs-Leg­asthe­niker mit der Beweg­lich­keit eines Sitz­sa­ckes mit der Frage hin­ter­lässt: Wie zum Geier hat Perisic das gemacht? Ob die Ant­wort auf diese Frage viel­leicht ein meta­phy­si­scher Geisthei… ach, lassen wir das.

Lucien Favre
Dass Lucien Favre ein fried­fer­tiger Mensch ist, hatten wir geahnt. Sein zurück­hal­tendes, höf­li­ches Wesen und die Tat­sache, dass sich in seinem wei­chen fran­zö­si­schen Akzent wahr­schein­lich selbst eine wütende Hass­ti­rade wie ein lie­be­voller Hei­rats­an­trag anhören würde, sorgen für eine Aura der Sanftmut, die den Schweizer stets umgibt. Im Spiel gegen Schalke nun sorgte Favres Elf für einen Bun­des­liga-Rekord, als sie die kom­plette erste Hälfte kein ein­ziges Mal Foul spielte. Und wäh­rend sich einige der Blut­grät­schen-oho­liker in der Redak­tion vor Wut über die feh­lende Härte im Spiel gegen­seitig bewusstlos grätschten, ent­führten die Glad­ba­cher mit wehender weißer Fahne drei Punkte aus Schalke, legten im Mann­schaftsbus schun­kelnd Nicoles Ein biss­chen Frieden“ auf und malten sich gegen­seitig Peace-Zei­chen in die Poe­sie­alben. Viel­leicht aber auch nicht.