Jüngst rief die SpVgg Greuther Fürth die Initiative „Gewalt ist kein Spiel“ ins Leben. Wir sprachen mit Mit-Initiator Nicolas Heckel über die Ziele der Initiative, Populismus in der Sicherheitsdebatte und das bevorstehende Frankenderby.
Nicolas Heckel, die SpVgg Greuther Fürth startete vor Kurzem die Initiative „Gewalt ist kein Spiel“. Worum geht es?
Wir in Fürth haben kein akutes Gewaltproblem, worüber wir natürlich sehr froh sind. Der Dialog mit unseren Fans ist sehr eng, auch mit unseren Ultras. Uns ist aber auch klar, dass man nicht einfach darauf hoffen kann, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind. Dementsprechend wollen wir mit dieser Aktion etwas dafür tun, dass sich die Situation nicht zum Schlechten verändert.
Welche Aktionen soll die Initiative denn beinhalten?
Wir werden zu den Themen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung jeweils einen Arbeitskreis bilden, an dem auch Fans teilnehmen. Gemeinsam mit den Fans und der Stadt Fürth, die Partner der Initiative ist, wollen wir dann erarbeiten, wie wir solchen Tendenzen entgegenwirken und Gewalt, Rassismus und Diskriminierung den Riegel vorschieben können.
Gab es einen konkreten Anlass für die Initiative?
Es gab keinen einzelnen Vorfall, nach dem wir das Gefühl hatten, dringend etwas tun zu müssen. „Gewalt ist kein Spiel“ ist eine präventive Initiative. Wir wollen uns in der aktuellen Diskussion klar gegen Gewalt positionieren, wollen unsere Fans dabei aber einbinden, denn um sie geht es ja letztlich.
Die Debatte um Fan-Gewalt und Sicherheit im Stadion ist aktuell sehr aufgeheizt und selten sachlich, was auch andere Initiativen, wie etwa „Ich fühl mich sicher“, auf den Plan gerufen hat. Fühlen Sie sich im Stadion sicher?
Ich fühle mich in den Stadien der Bundesliga definitiv sicher. Ich fühle mich wesentlich unsicherer, wenn ich hier im Umkreis irgendwo auf einer Dorfkirmes bin.
Woher dann die Schärfe in der Diskussion?
Die Debatte wird von Teilen der Politik und der Polizei völlig unsachlich und populistisch geführt. Aussagen wie jene von Polizeigewerkschafts-Vorsitzenden Rainer Wendt, man sei in Lebensgefahr, wenn man ins Stadion geht, kann man ja gar nicht mehr ernst nehmen. Schaut man sich ganz nüchtern die nackten Zahlen an, zeigt sich, dass der Besuch eines Bundesligaspiels wesentlich ungefährlicher ist als z.B. der Besuch des Oktoberfests. Für eine gescheite Debatte müssten sich alle an die Fakten halten und nüchtern bleiben. Das fordern wir als Verein auch ein.
Wie sind denn die Fakten in Fürth?
Wir hatten 106.000 Zuschauer bei den ersten sechs Spielen, darunter einen einzigen Verletzten und gerade mal 37 Anzeigen. Bei den Spielen gegen Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach kamen jeweils 18.000 Zuschauer und es gab nicht eine einzige Anzeige. Ich möchte eine andere Veranstaltung sehen, zu der 18.000 Menschen kommen und in drei bis vier Stunden keine eine einzige Straftat passiert. Natürlich gibt es schwierigere Standorte als Fürth, trotzdem kann ich die Art und Weise, wie die Diskussion geführt wird, nicht nachvollziehen.
Machen Sie in Fürth gerade vor, wie man die Fans erfolgreich ins Boot holt?
Oft bringt einen der persönliche Austausch wesentlich weiter als irgendwelche Konferenzen oder Sicherheitsbesprechungen. Wir haben die Choreografie der Nürnberger Ultras zum Derby kurzfristig doch genehmigt, nachdem wir kurzerhand mit ihnen über die Sache geredet haben. Durch solch einen Dialog gewinnt man viel eher Verständnis für die andere Seite.
Haben Sie dennoch ein mulmiges Gefühl wegen des Derbys?
Es ist ein Risikospiel, da brauchen wir nicht drumherum reden. Das Spiel elektrisiert ganz Franken und wird sehr emotional sein. Die Vereine haben im Vorfeld alles getan, um ein sicheres Spiel zu gewährleisten, die Polizei ist auch gut aufgestellt. Aber natürlich gibt es während des Spiels immer Entwicklungen, die man nicht beeinflussen kann. Wir hoffen, dass es friedlich bleibt, denn schließlich will die Mehrheit der Fans einfach das Spiel sehen und hat mit Gewalt nichts am Hut.