In Norwegen ist ein neuer Hype entstanden: um Albert Braut Tjaaland. Der 16-jährige Stürmer ist groß, wuchtig und torgefährlich – genau wie sein berühmter Cousin Braut Erling Haaland.
Die Parallelen sind erstaunlich. Und das ist untertrieben. Fast zur selben Zeit, als Erling Braut Haaland (19) am vergangenen Samstag als Joker in die Bundesliga-Partie gegen Freiburg (1:0) geschmissen wurde, betrat etwa 1.200 Kilometer weiter nördlich ein mysteriöser Doppelgänger des Dortmunder Wunderstürmers einen Sportplatz in der südwest-norwegischen Provinz: Albert Braut Tjaaland (16) – der Junge heißt wirklich so – feierte sein mit Spannung erwartetes Debüt in der 1. Mannschaft des Drittligisten Bryne FK. Jenes Klubs also, der auch Haaland hervorbrachte.
Nach dem Schlusspfiff erklärte Tjaaland, der seinem Beinahe-Namensvetter wie aus dem Gesicht geschnitten ist: „Es war schon sehr cool. Schließlich war es mein Traum seit ich klein war, eines Tages eine Berufung in den Kader zu bekommen und dann für die 1. Mannschaft zu spielen.“ So wie einst Haaland, der bereits im Alter von 15 Jahren in Brynes „Erster“ debütieren durfte.
Und es gibt weitere Ähnlichkeiten: In Punkto Größe, Athletik und Schnelligkeit beispielsweise steht der Doppelgänger dem Dortmunder Original in nichts nach – was durchaus genetische Gründe haben könnte, denn Albert Braut Tjaaland (vergangene Saison 30 Treffer in 22 Spielen für Brynes U19; zuvor: 34 Tore in 15 Partien für die U17) ist der leibhaftige Cousin von Erling Braut Haaland. Das wiederum erklärt den grenzenlosen Hype um sein Debüt in Brynes Drittliga-Mannschaft. Wohlgemerkt: In einem völlig unbedeutenden Testspiel (1:3 gegen den Ligarivalen Egersunds IK).
Ganze 15 Minuten lang durfte dieser Albert Braut Tjaaland am vergangenen Samstag mitwirken. Zu wenig Zeit für ein Tor. Aber genug, um ganz Norwegen zu elektrisieren und eine brennende Frage aufzuwerfen: Ist Tjaaland etwa der neue Haaland? Dem bislang noch unbekannten Cousin schossen erst mal ganz andere Gedanken durch den Kopf: „Ich hatte gar nicht damit gerechnet, schon knapp einen Monat nach meinem 16. Geburtstag hier mein Debüt geben zu dürfen“, erzählte der stolze Schüler einem Reporter der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“.
Brynes Trainer bemühte sich ebenfalls, den Ball flach zu halten und den Hype um den „neuen Haaland“ etwas einzudämmen – so gut es eben ging: „Uns fehlten einige Stammspieler, und wir hatten viele Nachwuchskräfte im Kader, weshalb Albert und einige andere heute zum Zuge kamen“, relativierte Jan Halvor Halvorsen die Tjaaland-Einwechslung: „Der Junge trainiert schon seit einer ganzen Weile ab und zu mit der 1. Mannschaft und ist einer, mit dem wir perspektivisch sicher rechnen.“ Wobei: Perspektivisch dürften noch ganz andere Klub-Kaliber mit diesem Albert Braut Tjaaland planen.
„Stark im gegnerischen 16-Meter-Raum. Kraftvoll. Schnell. Robust.“ Was klingt, wie die Zusammenfassung eines Scouting-Berichts über Erling Braut Haaland, ist die nüchterne Selbsteinschätzung des Albert Braut Tjaaland. Natürlich, Vetter Erling sei durchaus „eine große Inspiration für mich. Es ist schon ziemlich cool, was der so hinbekommen hat und was er in so ziemlich jedem Spiel zeigt“, lobt der um fast vier Jahre jüngere Tjaaland. Ob das fußballerische Können in der Familie liege? „Das will ich mal hoffen“, sagt der 16-Jährige – und offenbart ein ähnlich ausgeprägtes Selbstbewusstsein wie sein millionenschwerer Verwandter.
Doch der „neue Haaland“ will dem „echten Haaland“ nicht einfach nur nacheifern. Schon bald könnte Albert Braut Tjaaland etwas schaffen, das nicht einmal seinem Cousin gelang: ein Treffer in einem Pflichtspiel von Brynes 1. Mannschaft. Haaland durfte in der Saison 2016 insgesamt 16 Partien für den damaligen Zweitligisten bestreiten – zu einem Torerfolg langte es jedoch nicht.
„Er ist eine große Inspiration für mich“
„Ich habe Erling Haaland in seiner Teenagerzeit so einige Male spielen sehen“, erzählt der frühere Schalke-Keeper Frode Grodas (55), der heute als Torwarttrainer beim norwegischen Nationalteam fungiert: „Man konnte auch damals schon problemlos erkennen, dass er großes Talent mitbrachte, aber Erling hat sich seitdem noch einmal enorm weiterentwickelt – auch und gerade physisch.“
Sollte Albert Braut Tjaaland eine ähnliche Entwicklung nehmen, hätte der Sportgymnasiast zumindest schon mal den Körper eines Weltklasse-Strafraumstürmers: Schon jetzt misst er stattliche 1,85 Meter und bringt knapp 90 Kilo pure Kraft auf die Waage. „Ich will so hoch hinaus wie nur möglich“, skizziert Tjaaland seinen vagen Karriereplan. „Mein nächstes Ziel ist es aber erst mal, mich in der 1. Mannschaft von Bryne FK fest zu spielen. Das geht nur mit harter Arbeit.“
Wobei: Ein kleiner Schuss gottgegebenes Talent kann auch nicht schaden. Dann kommt der Rest von ganz alleine. Siehe: Erling Braut Haaland.