Die Super League ist vorerst gescheitert. Doch inmitten der Aufregung hat die UEFA ein neues Champions-League-Format beschlossen. Das die Macht der Elite noch vergrößern wird.
Vergangenes Jahr wurde in Norwegen ein Fußballmärchen wahr: Der FK Bodø/Glimt gewann zum ersten Mal die norwegische Meisterschaft. In der kommenden Saison darf der kleine Verein aus der Stadt Bodø, die nördlich des Polarkreises liegt sogar Champions League spielen – zumindest theoretisch. Denn so einfach ist es nicht.
Es ist nämlich so, dass die Champions-League-Reformen der letzten Jahre eine Teilnahme der Meister aus kleineren Ländern zunehmend erschwert haben. Während das kürzlich beschlossene neue Format der Champions League den Zugang für die größten Vereine ab 2024 noch weiter erleichtert, bleibt der Weg in die Gruppenphase für die Meister aus Fußballnationen wie Norwegen, Schweden, der Schweiz, Schottland, Polen und Serbien lang und steinig.
Aktuell können sich die Gewinner aus den oben genannten Ländern über den sogenannten Meisterweg qualifizieren. Das Problem: Für die Mannschaften aus über 40 Staaten stehen nur vier Champions-League-Startplätze zur Verfügung. Mit der Reform werden es fünf sein, die UEFA erweitert das Teilnehmerfeld von 32 auf 36 Mannschaften. Dennoch kommt der neue Modus vor allem der europäischen Fußballelite zu Gute. Für Klubs wie Bodø/Glimt bleibt die Tür so gut wie zu.
Denn schon jetzt ist der Weg für die Meister aus den kleineren Ligen ein weiter. So steigt etwa der norwegische Meister in der ersten Qualifikationsrunde ein. Dort könnten die Gelben aus Bodø zum Beispiel auf die Glasgow Rangers aus Schottland treffen. Sollte ihnen hier ein überraschender Sieg gelingen, könnten sie als nächstes im schlimmsten Fall auf den dänischen Meister (akutell den FC Midtjylland) treffen. Bei einem Sieg gegen den südlichen Nachbarn, könnte in der dritten Runde Slavia Prag warten. Eine Mannschaft, die zuletzt Leicester City und die Glasgow Rangers aus der Europa League warf. Spätestens das sollte doch mit der Champions-League-Teilnahme belohnt werden! Mitnichten, denn zunächst geht es in die Play-offs. Dort kommt der niederländische Meister ins Spiel. Sprich: Ajax Amsterdam. Und spätestens hier dürfte dann wohl Endstation für Bodø/Glimt sein.
„Wir sind die Wächter eines Ideals – des Ideals offener Wettbewerbe“
Das oben genannte Beispiel zeigt, wie schwierig es schon jetzt für die besten Mannschaften aus kleinen Ligen ist, sich für das größte und gewinnbringendste Turnier Europas zu qualifizieren. Dabei sagte UEFA-Präsident Alexander Čeferin auf dem Kongress des europäischen Fußballverbandes noch kürzlich: „Wir sind die Wächter eines Ideals – des Ideals offener Wettbewerbe, in denen jeder träumen darf. Respekt für die Geschichte. Respekt für Traditionen. Respekt für andere. Das bedeutet etwas.“
Offener Wettbewerb? Die Champions League ist und bleibt eine geschlossene Gesellschaft. Auch mit der neuen Reform, die 2024 in Kraft treten soll. Denn zwei der vier neuen Plätze sind reserviert für „Vereine mit dem höchsten Klubkoeffizienten der Fünfjahreswertung, die sich nicht automatisch für die Champions-League-Ligaphase qualifiziert haben, allerdings für die Qualifikation der Champions League oder der Europa League / Europa Conference League (startet ab 2021/22) startberechtigt wären“. Sollte es etwa Juventus Turin nicht schaffen, sich über die Serie A für die Champions League zu qualifizieren, kann der italienische Rekordmeister es immerhin durch die Hintertür in die Königsklasse schaffen.