Waren die WM-Vergaben an Russland und Katar gekauft? Der lange geheime Garcia-Report dazu ist nun öffentlich. Er schildert den Moloch Fifa.
Da haben die Kataris anders gehandelt. Sie werden zu Beginn des Berichts für ihre umfassende Kooperation gelobt. Wohl deswegen konnten Garcias Ermittler auch derart viele Regelbrüche feststellen. Stellvertretend dafür steht eine interne Mail an den katarischen Bewerberstab. Darin ging es um Treffen von Fifa-Funktionären mit dem Emir von Katar. Ein Punkt: „Geschenke wie bereits besprochen.“
So wird klar, dass die katarische Regierung die Exekutivmitglieder aus Südamerika Julio Grondona und Ricardo Teixeira im Privatjet zu einem Treffen mit dem Emir einfliegen ließ. Grondona antwortete den Ermittlern ziemlich dreist, dass er sich an so einen Flug nicht erinnern könne. Garcia notiert, dass dies an dessen Glaubwürdigkeit zweifeln ließe.
Ein wichtiger Mann, der hinter den Treffen stand, war Sandro Rosell. Er fungierte lange Jahre als der Chef von Nike in Brasilien, gleichzeitig war er ein guter Freund und Trauzeuge von Ricardo Teixeira, dem Wahlmann aus Brasilien. Rosell arbeitete zudem als Berater für die katarische WM-Bewerbung zu einem Tagessatz von 2000 Euro. Er wurde im Jahr 2010 Präsident vom FC Barcelona und zurrte den Sponsorendeal des Klubs mit der „Qatar Foundation“ fest. Im Juni 2011, ein halbes Jahr nach der WM-Vergabe an Katar, überwies Rosell zwei Millionen Pfund auf das Konto der Tochter von Ricardo Teixeira. Also: Es floss Geld eines Katar-Beraters an einen Wahlmann.
Im Garcia-Bericht heißt es aus Katar: Das Geld habe nichts mit der Bewerbung zu tun gehabt. Und warum sei die Summe auf das Konto der Tochter eingegangen? „Manchmal machen Leute etwas aus Steuergründen.“ Auch diese Überweisung könne keinen Stimmenkauf beweisen, schreibt Garcia.
Deutlicher wird er in Bezug auf die katarische Fußballakademie „Aspire“. Katar habe mit ihr Projekte in genau jenen Ländern geplant, aus denen Wahlmänner stammten: namentlich Thailand und Nigeria. Außerdem versprach Katar diesen Ländern Trainingsmöglichkeiten und Freundschaftsspiele. Die Ermittler schlussfolgern: „Aspire“ wurde als Mittel benutzt, „um den Mitgliedern des Exekutivkomitees Vorteile zu verschaffen“. Die Integrität der WM-Vergabe sei damit untergraben worden.
Spätestens seit den Enthüllungen der „Sunday Times“ wird Katar Bestechung von Funktionären vorgeworfen: Der Katari Mohamed Bin Hammam soll hohe Summen an Wahlmänner aus Afrika gezahlt haben. Außerdem überwies er einen sechsstelligen Betrag an ein Mitglied des Exekutivkomitees aus Tahiti, das angeblich für Australien stimmen wollte. Katar bestritt jegliche Verbindung von Hammams Geldflüssen zu seiner WM-Bewerbung. Zwar hatte der heute von der Fifa lebenslang gesperrte Funktionär kein Amt im Bewerbungsstab, aber an seiner Rolle besteht kein Zweifel: „Er unterstützte die Katar-Bewerbung und hat mit seinen Aktionen Einfluss auf die Wahl genommen“, schreibt Garcia.
Einen Tag nach der WM-Vergabe sendete der Mann aus Tahiti eine Mail an Bin Hammam. Er schrieb: „Herzlichen Glückwunsch an dich und dein Team. Alles Gute für Katar 2022. Und noch einmal, vielen Dank für deine Hilfe.“