Dieter Hecking hat dem VfL Wolfsburg zu DFB-Pokal und Vizemeisterschaft verholfen. Jetzt musste er gehen. Dabei war das Scheitern vorprogrammiert, weil der Klub einen ganz besonderen Makel hat.
Und plötzlich schien die Mannschaft wieder wie eine Ansammlung jener, die Wolfsburg entweder als End- oder Durchgangsstation begriffen. Schon in der vergangenen Saison reihte sich so eine lustlose Vorstellung an die nächste. Einzig die Champions League, so schien es, entlockte dieser Mannschaft ihr immer noch zweifellos großes Potential.
Allein wer sich an die Auftritte gegen Real Madrid erinnert, wird auch heute noch schwerlich begreifen können, dass dieselbe Mannschaft es in der Bundesliga mit Ach und Krach auf den achten Platz geschafft haben soll.
Das Scheitern war systemimmanent
Niemand sollte glauben, dass auch großzügig vergütete Wolfsburger Profis nichts anderes wollen, als jedes einzelne Spiel zu gewinnen. Doch wenn es stimmt, was uns die Verantwortlichen Woche für Woche in die Gehörgänge rezitieren, wenn es stimmt, dass in der Bundesliga nur wenige Prozentpunkte über Wohl und Wehe, über Sieg oder Niederlage entscheiden, dann ist das Scheitern der Wolfsburger, das Scheitern von Dieter Hecking nur systemimmanent.
Einen Kevin de Bruyne, sowohl von seiner fußballerischen als auch seiner mentalen Qualität, gibt es nunmal selbst für viel Geld nicht überall und ständig zu kaufen. Und für einen vereinenden Schicksalsschlag, wie es der Tod von Junior Malanda war, will selbst der zynischste Macher den Erfolg nicht eintauschen.
Es fehlen die letzten Prozentpunkte
So bleibt die romantische Hoffnung, dass das Scheitern von Dieter Hecking eine Frage des Prinzips ist, da den Spielern in Wolfsburg fehlt, was anderswo als Triebfeder dient. Das „mia san mia“ in München. Das Lebensgefühl Fußball, dass im Ruhrgebiet Ersatzreligion ist. Der rheinische Froh-/Wahnsinn, der den Spielern bewusst oder unbewusst die letzten Prozentpunkte aus dem Willen leiert.
Denn machen wir uns nichts vor. In Wolfsburg ist der emotionale Gegenwert, der von Außen an die Mannschaft herangetragen wird, ungleich geringer, als anderswo. Und damit der Leidens- und Leistungsdruck.
Und so steht er nun da, dieser Dieter Hecking. Der Fußballhimmel muss erstmal warten. Näher wäre er ihm in Wolfsburg aber auch nicht mehr gekommen.