Gerry Marsden schrieb mit „You’ll never walk alone“ eine Fußballhymne für die Ewigkeit. Nun ist er im Alter von 76 Jahren verstorben. Einst sprachen wir mit ihm über Lob von Paul McCartney, Tränen im Kop und die Musikalität der Queen.
Gerry Marsden, die Fußballwelt verdankt Ihnen die Hymne „You’ll never walk alone“…
Da muss ich sie leider korrigieren. Die Fans sind nicht mir zu Dank verpflichtet, sondern dem Komiker-Duo Laurel und Hardy.
Bitte was?
Im Alter von 16 Jahren liebte ich Stan Laurel und Oliver Hardy. Als ihr neuer Film in den Kinos von Liverpool anlief, rannte ich sofort los, um ihn mir anzusehen. Ich habe mich totgelacht! Doch als ich nach Hause gehen wollte, regnete es draußen in Strömen. Ich wollte nicht nass werden und schaute, was das Kino außerdem im Programm hatte. Zu gleichen Zeit lief der Film „Carousel“, eine ziemlich klebrige Musical-Verfilmung. Eigentlich wollte ich den Film nicht sehen, aber bevor ich nass geworden wäre, entschied ich mich lieber, noch einmal ins Kino zu gehen.
Was passiert dann?
Der Film war furchtbar kitschig und ich dachte kurz darüber nach, mich doch dem Regen auszusetzen, als ich plötzlich eine Ballade hörte, die mich fesselte. Es war die Originalversion von „You’ll never walk alone“ (YNWA). Ich starrte auf die Leinwand, ein armer Karusselbremser und seine Frau umarmten sich, im Hintergrund lief dieses wunderbare Stück. Es packte mich sofort. Der Text, die Melodie, diese sanfte Schönheit setzte sich in meinem Kopf fest. Ich sagte zu mir: „Ich will diesen Song mit meiner Band auf einer Bühne spielen.“
Ihre Band, die Pacemakers, war eine der angesagtesten Merseybeat-Bands Englands, sie hatten das gleiche Management wie die Beatles. Wir reagierten die anderen Bandmitglieder als sie plötzlich mit dieser Schmachtnummer um die Ecke kamen?
Sie haben sich kaputtgelacht! Sie meinten, dieser Song sei zu langsam für unser Programm. Sie weigerten sich, ihn auch nur einmal zu spielen. Also machte ich ihnen ein Angebot: Wir verpassen dem Song einen Offbeat und beschleunigen ihn dadurch ein klein wenig. Als wir ihn das erste Mal live im Cavern Club spielten, hörten die Leute auf einmal auf zu tanzen.
Der Horror für jeden Musiker.
Sie starrten uns an, mitten unter ihnen war auch Paul McCartney. In diesem Moment dachte ich: „Die Jungs haben Recht! Dieser Song passt nicht zu den Pacemakers.“ Aber als wir fertig waren, brach ein unglaublicher Jubel los. Die Menschen hatten Tränen in den Augen. Dieser Song hat sie offenbar dort berührt, wo kaum ein Song hinkommt: in ihren Herzen.