Gerard Piqué fällt längst mehr durch Aktivitäten für seine Sportagentur auf als auf dem Platz. Nun steht er im Zentrum eines pikanten Interessenkonflikts um die Vergabe des spanischen Super Cups nach Saudi Arabien.
Everybody’s Darling war Piqué noch nie. Viele Menschen in Spanien hassen den bekennenden Katalanen regelrecht. Selbst nach Erfolgen mit dem spanischen Nationalteam pfiffen ihn Fans aus. 2018 folgte sein vorzeitiger Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Nicht nur im Fußball gilt er als kontrovers. Auch in der Tenniswelt ist er kein gern gesehener Gast. Seine Investmentfirma Kosmos, der er als CEO vorsteht, sorgte für die umstrittene Reform des Davis Cups – und unter einigen Tennisprofis für Unmut. Heim- und Auswärtsspiele der Tennisnationen wurden abgeschafft und durch ein Finalturnier auf neutralem Boden am Ende der Saison ersetzt. Piqués Firma hatte für 25 Jahre drei Milliarden Euro garantiert.
Mit Kosmos kombiniert Piqué seit 2017 seine Fußballkarriere mit seinen Business-Aktivitäten. Längst ist er zum Global Player im Sportbusiness avanciert. Gemeinsam mit Hiroshi Mikitani, dem CEO des japanischen Online-Giganten Rakuten gründete er die Firma, um seine Sport- und Medieninteressen, sowie ‑investitionen zu managen. Kosmos investiert großzügig in den spanischen Drittligaklub Andorra, mit dem Piqué langfristig in die Champions League will. Die Firma investiert darüber hinaus in Videospiel- und Filmproduktionen. Mit seiner Arbeit ist Piqué sehr erfolgreich. Genau das hat ihn aber jetzt in eine komplexe Situation gebracht hat.
Denn die spanische Zeitung El Confidencial enthüllte am 18. April, dass es zwischen Piqué und Luis Rubiales, dem Präsidenten des spanischen Fußballverbandes RFEF (Real Federacion Espanola de Futbol), Absprachen im Zuge der Vergabe des spanischen Super Cups nach Saudi Arabien, gegeben haben soll. El Confidencial veröffentlichte Ausschnitte aus Sprachnachrichten, aus denen die Vermittlerrolle von Kosmos zwischen der saudi-arabischen Regierung und der RFEF hervorgeht. Ein lukratives Geschäft für die Firma des Katalanen: So soll Kosmos über die vertraglich vereinbarten sechs Jahre 24 Millionen Euro aus dem Wüstenstaat kassieren – nur für die Vermittlung.
Was stark nach einem Regelbruch riecht. Artikel 24 der Satzung der RFEF besagt, dass eine dritte Partei nicht per Kommission bezahlt werden darf, wenn sie Vereinbarungen mit einer zweiten Partei im Namen des Verbandes aushandelt. Als im November 2019 die Verhandlungen um die Vergabe begannen, hatte Rubiales im spanischen Radio behauptet, der Verband habe direkt mit Saudi-Arabien verhandelt und Kosmos nicht für die Vermittlung bezahlt. In einer der veröffentlichten Sprachnachrichten erklärt Piqué aber Rubiales, Kosmos wäre in der Lage zu organisieren, dass die Vermittlungsgebühr direkt aus Saudi-Arabien überwiesen würde – somit wäre Artikel 24 umgangen. Laut Informationen von El Confidencial ist die Auszahlung dieser indirekten Kommission bereits erfolgt. Die Zeitung soll im Besitz eines Dokumentes sein, in dem Rubiales der saudi-arabischen Regierung droht, den Deal platzen zu lassen, sollte die Kommission nicht an Kosmos überwiesen werden.
Zudem verstößt der Deal gegen Artikel 22 der Satzung. Dieser soll Interessenkonflikte verhindern. Der neue Modus des Wettbewerbs sieht eine ständige Teilnahme der Spitzenklubs Barca und Real vor, unabhängig vom Gewinn eines Titels. Als Spieler des FC Barcelona ist Piqué jedoch Teilnehmer des Super-Cup-Turnieres und interagiert als CEO von Kosmos gleichzeitig mit den Turnierbetreibern. Ein klarer Verstoß gegen den Artikel.
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