Der historische 7:1‑Sieg des FC Bayern in Rom beweist wieder einmal: Der größte Wettbewerbsvorteil der Münchner ist ihr Trainer.
Für seine Jungs ist das höchst anspruchsvoll, weil eben nichts ist wie beim letzten Kick. In Rom war es augenfällig, dass plötzlich Arjen Robben und Philipp Lahm ein Pärchen auf dem rechten Flügel bildeten. Lahm, von Guardiola schon aus der Abwehr ins Mittelfeld versetzt, agierte mitunter wie ein Rechtsaußen. Wozu dieser Spieler, der scheinbar wirklich alles kann, auch in der Lage war. Weil er wie ein Old-School-Dribbler die gegnerischen Verteidiger auf den Hosenboden setzte oder einfach die für jeden Gegner grauenhaft hämmernden Läufe Robbens vorbereitete.
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Das war natürlich nicht der einzige Kniff, denn insgesamt schrumpften die Bayern den Gegner so mitleiderregend, weil sie den Gegnern immer und überall in Überzahl begegneten. Hase-und-Igel-Fußball, bei dem kein Gegner mehr weiß, was er machen soll.
So stand Herrmann Gerland nach dem Spiel im Bauch des Stadions und schwärmte über seinen Chef. Pep ist ein Genie, sagte der knorrige Mann aus dem Ruhrgebiet, dem solche Lobhudeleien eigentlich nicht leicht über die Lippen kommen. Aber vielleicht war dieses historische 7:1 ein guter Moment, sich das noch einmal klar zu machen.
Trainer und Team kennen sich nun
Natürlich hat der FC Bayern in Deutschland und teilweise auch in Europa aus wirtschaftlichen Gründen einen großen Wettbewerbsvorteil. Jeder Spieler ist auf höchstem Niveau in der Lage, seine Arbeit ohne Abstriche zu machen. Doch Jahr Zwei, das doch nach der WM, einer bizarren Flickenteppich-Vorbereitung inklusive US-Reise und vielen Verletzungen für den FC Bayern zumindest bis Weihnachten angeblich so schwer werden sollte, scheint in Wirklichkeit noch viel besser zu werden. Man kennt sich nun richtig, Trainer und Team. Und längst hat der nerdige Supertüftler auch einen Spielstil entwickelt, der kein Abklatsch seiner Jahre beim FC Barcelona ist. Letzte Saison wirkte das manchmal noch so und mitunter auch etwas schal, doch dieser Tage ist es einfach nur aufregend, diese Mannschaft Fußball spielen zu sehen.
Für die Konkurrenz ist das keine gute Nachricht, international nicht und national sowieso. Nächster Stopp für mögliche Niederwerfung und Schaltausch ist Mönchengladbach. Wobei die Aussicht angesichts jahrzehntealter Rivalitäten eher theoretisch ist. Außerdem hat die Borussia vom Niederrhein mit Lucien Favre ebenfalls einen großartigen Tüftler auf der Bank, dem man schon jetzt alle Verehrung versprechen kann, wenn ihm gegen diese Bayern etwas einfallen sollte. Wobei, auch das gehört zum Hase-und-Igel-Problem, er vorausahnen muss, was in Guardiolas Taktik-Manufaktur für den Sonntag ausgedacht wird.