Beim U19-Derby zwischen Schalke und dem BVB wurde Dortmunds Youssoufa Moukoko übel beleidigt. Während noch untersucht wird, ob darunter auch rassistische Äußerungen waren, ist die öffentliche Debatte längst entglitten.
Wieder einmal drehte sich alles um Youssoufa Moukoko. Zum dritten Mal in dieser Saison stand der 15-Jährige am Sonntag beim U19-Derby gegen den FC Schalke 04 in der Startelf von Borussia Dortmund, zum dritten Mal erzielte er dabei drei Tore. Doch es war nicht Moukokos sportliche Leistung, die ihn in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückte. Es waren übelste Beleidigungen.
Zu vernehmen sind sie in der Video-Übertragung des Spiels. „Ich brech‘ dir alle Knochen“ ist da zu hören, „Verpiss dich du Hurensohn“ oder „Ich trete dich ins Grab“. Widerliche Aussagen. Zudem brüllt jemand: „Verpiss dich, du schw…“, dann bricht er ab. Was er tatsächlich rufen wollte, bleibt Spekulation. Dass es sich dabei aber um eine rassistische Äußerung gehandelt hätte, ist nicht auszuschließen.
Nur wenige Stunden nach dem Spiel erschienen dann auch erste Medienberichte, in denen von rassistischen Beleidigungen gegen Moukoko die Rede war. Ein Schalker, der seit Jahren regelmäßig Spiele der U19 besucht und der Redaktion bekannt ist, war am Sonntag ebenfalls vor Ort. Seinen Namen möchte er nicht im Internet lesen. Er sagt: „Ich würde von mir behaupten, dass ich extrem sensibilisiert bin, was rassistische Äußerungen im und ums Stadion angeht. Da musste ich mir in der Vergangenheit einigen Dreck anhören.“ Er sagt aber auch: „Am Sonntag habe ich jedoch keine solche Äußerungen wahrgenommen. Es gab Beleidigungen, die waren niveaulos und in einem U19-Spiel sicher besonders peinlich.“ Moukoko sei nicht der einzige Dortmunder gewesen, der sich derlei Beleidigungen habe anhören müssen. Auch andere BVB-Spieler seien teils übel beschimpft worden.
Noch im Laufe des Sonntags folgten die ersten Reaktionen. Der FC Schalke 04 entschuldigte sich via Twitter bei Moukoko und kündigte an, die verantwortlichen Personen mithilfe von Audio- und Videomaterial ausfindig machen zu wollen. Aufgrund der Corona-Auflagen sind dem Verein die Namen der Ticketinhaber bekannt. Allerdings ist datenschutzrechtlich unklar, ob diese Daten auch für Täterermittlungen genutzt werden dürfen, da sie eigentlich nur zur Nachverfolgung möglicher Corona-Infektionen dienen.
„Die Debatte um Moukoko wird von Grund auf rassistisch geführt“
Moukoko selbst äußerte sich nach dem Spiel auf seinem Instagram-Kanal. „Ich bin stolz, mit dieser Hautfarbe geboren zu sein, und werde es immer sein“, schrieb er. Zudem bekräftigte er, „dass es keinen Platz für Rassismus im Fußball und auch auf menschlicher Ebene geben sollte!“ Seine Äußerungen legen nahe: Unabhängig vom genauen Wortlaut der öffentlich diskutierten Beleidigungen hat Moukoko die Beschimpfungen als mindestens rassistisch motiviert aufgefasst. Wirft man einen Blick auf die Berichterstattung, die das Ausnahmetalent seit einigen Jahren begleitet, ist das nicht überraschend.