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Seite 2: Wie die Debatte entglitten ist

Es gibt kaum einen Artikel über Mou­koko, bei dem in der Kom­men­tar­spalte nicht jemand sein Alter anzwei­felt oder dies­be­züg­lich witzig“ gemeinte und völlig despek­tier­liche Bemer­kungen for­mu­liert werden. Auch der Augen­zeuge vom Sonntag findet: Die Debatte um Mou­koko wird von Grund auf ras­sis­tisch geführt.“ Des­halb könne er den Gedanken, die Belei­di­gungen seien ras­sis­tisch moti­viert, nach­voll­ziehen. Sein Ein­druck vom Sonntag ist jedoch: Er wurde beson­ders übel belei­digt, weil er der beste Spieler auf dem Platz war, nicht wegen seiner Haut­farbe.“

Des­halb sei er irri­tiert gewesen, als der Verein bereits kurz nach dem Spiel in seiner Stel­lung­nahme einen Ras­sismus-Bezug her­ge­stellt habe. Zumal er die ras­sis­ti­schen Äuße­rungen von Cle­mens Tön­nies im ver­gan­genen Sommer nicht ver­gessen habe. Den Umgang des Ver­eins mit dem ehe­ma­ligen Auf­sichts­rats­chef bezeichnet der Fan als erbärm­lich“. Nach Tön­nies‘ Aus­sagen hatte Schalkes Sport­vor­stand Jochen Schneider den dama­ligen Auf­sichts­rats­vor­sit­zenden mehr­fach öffent­lich ver­tei­digt, ihn unter anderem als Men­schen­um­armer“ bezeichnet. Zu den Vor­fällen vom U19-Derby sagte Schneider vor dem Spiel der Profis am Sonn­tag­abend gegen Union Berlin und nur wenigen Stunden nach dem Spiel der A‑Jugend bei Sky: Es ist nicht zu fassen, was sich manche Men­schen in unserer Gesell­schaft erlauben.“

Augenmaß vom DFB

Mal wieder zeigt sich dabei das schwere Erbe, das Tön­nies dem Verein hin­ter­lassen hat. Auch bei den Ver­eins­ver­ant­wort­li­chen ist mitt­ler­weile offenbar ange­kommen, dass viele den Umgang mit den ras­sis­ti­schen Äuße­rungen an der Klub­spitze als zu lasch emp­funden haben. Wohl auch des­halb ist der Verein bemüht, diesen Ein­druck nicht noch einmal zu erwe­cken und reagiert nun hart und schnell – und han­delt dabei mög­li­cher­weise vor­schnell.

Der Schalke-Fan findet: Es ist wichtig, über Ras­sismus im Sta­dion und in der Gesell­schaft zu dis­ku­tieren. Nur geben die Vor­fälle vom Sonntag keinen Anlass dazu.“ Öffent­lich hat sich die Debatte jedoch längst von der Fra­ge­stel­lung, ob es über­haupt ras­sis­ti­sche Äuße­rungen gegeben hat, ent­kop­pelt. Bei Twitter regiert die Empö­rung, selbst an Schalkes Stel­lung­nahme, die die Emo­tionen im Derby umfasste, wird her­um­ge­mä­kelt. Bei Sport1 nennt Chef­re­dak­teur Pit Gott­schalk die Vor­fälle gar in einem Atemzug mit Nürn­berger Fans, die jüngst öffent­lich um einen ver­stor­benen Neo­nazi getrauert hatten. Und Bild-Chef­ko­lum­nist Alfred Draxler scheut sich nicht, die Belei­di­gungen gegen Mou­koko in einen Zusam­men­hang mit Schalker Ultras zu rücken, die die Mann­schaft nach dem Spiel gegen Union Berlin mit mar­kigen Worten auf das bevor­ste­hende Revier­derby ein­ge­schworen hatten. Weil das eben alles zum schlechten Bild passe, das Schalke gerade in der Öffent­lich­keit abgebe. Dass auch sein Kumpel Cle­mens Tön­nies zu diesem Bild wesent­lich bei­getragen hat, erwähnt Draxler übri­gens nicht.

Augenmaß beweist in der Ange­le­gen­heit hin­gegen bis­lang der DFB. Vize­prä­si­dent Günter Dis­tel­rath, beim Ver­band für den Bereich Anti-Dis­kri­mie­rung zuständig, sagte am Montag: Wir for­dern immer, genau hin­zu­hören und hin­zu­schauen. Das hier ist so ein Fall, bei dem wir uns gemeinsam posi­tio­nieren und vor den Spieler stellen müssen.“ Er würde es begrüßen, wenn auch die unab­hän­gige Sport­ge­richts­bar­keit hier ein klares Zei­chen setzt.“ Der DFB Kon­troll­aus­schuss hat die Ermitt­lungen auf­ge­nommen. Dabei will er unter anderem der Frage nach­gehen, ob ras­sis­ti­sche Beschimp­fungen fielen.