Seite 3: „Alle warteten auf Mehmet Scholl“

Unter Scholl waren Sie Co-Trainer bei der Zweiten Mann­schaft des FC Bayern. Wieso blieben Sie nur ein Jahr?
Mehmet Scholl been­dete im Sommer 2013 seine Tätig­keit beim FC Bayern, weil er sich mehr auf seine Arbeit beim Fern­sehen kon­zen­trieren wollte. Ich bekam das Angebot, unter einem neuen Chef als Assis­tent zu bleiben. Zeit­gleich kam aber jenes, bei Han­nover 96 die U23 als Chef­coach zu über­nehmen. Seien Sie sicher, damals habe ich länger über meine Ent­schei­dung nach­ge­dacht als diesmal bei Pader­born. Einen Job beim großen FC Bayern – und sei es nur als Co-Trainer der Zweiten Mann­schaft – gibt man eigent­lich nicht so schnell auf. Schließ­lich aber fand ich auch Han­nover inter­es­sant, ich wollte neue Auf­gaben, neue Her­aus­for­de­rungen, neue Reize. Mit 27 einen Chef­trai­ner­posten zu bekommen, das ist ja auch eine große Chance.

Zwei Jahre später wurden Sie ent­lassen, weil Sie erst 29 waren.
Ich bin offenbar lang­samer geal­tert als erwartet. (Lacht.) Es stimmt jeden­falls, die Ver­ant­wort­li­chen meinten plötz­lich, ich sei zu jung. Ich habe dieses Argu­ment bis heute nicht richtig ver­standen. Aber ich bin weder nach­tra­gend, noch beschäf­tigt mich das heute groß­artig. Manchmal ist es eben so, dass Ver­eine ihre Phi­lo­so­phien ändern, ein Trainer muss das akzep­tieren.

Haben Sie sich jemals zu jung gefühlt?
Eigent­lich nicht. Ich hatte jeden­falls nie das Gefühl, an Grenzen zu stoßen oder über­for­dert zu sein. Natür­lich machte ich in den ersten Jahren etliche neue Erfah­rungen, sei es bei der U17 in Mag­de­burg, der U17 bei RB Leipzig oder den Zweiten Mann­schaften des FC Bayern oder Han­nover 96. Ich lernte jeden Tag, im Umgang mit Spie­lern, mit Ver­eins­mit­ar­bei­tern oder mit Medien.

Erin­nern Sie sich noch an Ihre erste Pres­se­kon­fe­renz?
Das war nach einem Spiel in Elters­dorf. Die Pres­se­kon­fe­renz fand draußen in aller Öffent­lich­keit vor 1000 Fans statt, die vor allem auf einen war­teten: Mehmet Scholl.

Wo war er denn?
Es war eis­kalt an dem Tag, und Mehmet hatte keine Lust. Viel­leicht wollte er mich aber auch nur mal testen, als er sagte: Sören, du machst das heute!“ Da stand ich dann und blickte in ent­täuschte Augen. Sofort gingen die Mehmet“-Rufe der Fans los, und ich fragte: Geht’s um Fuß­ball oder um Gesichter?“ Das war tat­säch­lich mein erster Satz in einer Pres­se­kon­fe­renz.

Ver­stummten die Mehmet“-Rufe danach?
Ja. Und das war ein gutes Gefühl. Es ließ mich ent­spannter und selbst­be­wusster werden.

Heute sollte es Ihnen an Selbst­be­wusst­sein nicht man­geln. Was denken Sie, wenn eine Zei­tung wie die Welt“ vom Wun­der­trainer“ Sören Oster­land schreibt?
Das sind natür­lich posi­tive Sachen, die vor allem meine Eltern wahn­sinnig stolz machen. Ich weiß aber ganz genau, dass ich mich noch beweisen muss. Ich bin selbst­be­wusst, aber nicht abge­hoben. Und ich finde mich auch nicht so geil, dass ich täg­lich meinen Namen goo­geln und alle Artikel lesen muss.