Sören Osterland ist erst 29 Jahre alt und gilt kommender Star der deutschen Fußballtrainer. Nun assistiert er erst einmal Stefan Effenberg in Paderborn. Wie läuft’s denn so?
Unter Scholl waren Sie Co-Trainer bei der Zweiten Mannschaft des FC Bayern. Wieso blieben Sie nur ein Jahr?
Mehmet Scholl beendete im Sommer 2013 seine Tätigkeit beim FC Bayern, weil er sich mehr auf seine Arbeit beim Fernsehen konzentrieren wollte. Ich bekam das Angebot, unter einem neuen Chef als Assistent zu bleiben. Zeitgleich kam aber jenes, bei Hannover 96 die U23 als Chefcoach zu übernehmen. Seien Sie sicher, damals habe ich länger über meine Entscheidung nachgedacht als diesmal bei Paderborn. Einen Job beim großen FC Bayern – und sei es nur als Co-Trainer der Zweiten Mannschaft – gibt man eigentlich nicht so schnell auf. Schließlich aber fand ich auch Hannover interessant, ich wollte neue Aufgaben, neue Herausforderungen, neue Reize. Mit 27 einen Cheftrainerposten zu bekommen, das ist ja auch eine große Chance.
Zwei Jahre später wurden Sie entlassen, weil Sie erst 29 waren.
Ich bin offenbar langsamer gealtert als erwartet. (Lacht.) Es stimmt jedenfalls, die Verantwortlichen meinten plötzlich, ich sei zu jung. Ich habe dieses Argument bis heute nicht richtig verstanden. Aber ich bin weder nachtragend, noch beschäftigt mich das heute großartig. Manchmal ist es eben so, dass Vereine ihre Philosophien ändern, ein Trainer muss das akzeptieren.
Haben Sie sich jemals zu jung gefühlt?
Eigentlich nicht. Ich hatte jedenfalls nie das Gefühl, an Grenzen zu stoßen oder überfordert zu sein. Natürlich machte ich in den ersten Jahren etliche neue Erfahrungen, sei es bei der U17 in Magdeburg, der U17 bei RB Leipzig oder den Zweiten Mannschaften des FC Bayern oder Hannover 96. Ich lernte jeden Tag, im Umgang mit Spielern, mit Vereinsmitarbeitern oder mit Medien.
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Pressekonferenz?
Das war nach einem Spiel in Eltersdorf. Die Pressekonferenz fand draußen in aller Öffentlichkeit vor 1000 Fans statt, die vor allem auf einen warteten: Mehmet Scholl.
Wo war er denn?
Es war eiskalt an dem Tag, und Mehmet hatte keine Lust. Vielleicht wollte er mich aber auch nur mal testen, als er sagte: „Sören, du machst das heute!“ Da stand ich dann und blickte in enttäuschte Augen. Sofort gingen die „Mehmet“-Rufe der Fans los, und ich fragte: „Geht’s um Fußball oder um Gesichter?“ Das war tatsächlich mein erster Satz in einer Pressekonferenz.
Verstummten die „Mehmet“-Rufe danach?
Ja. Und das war ein gutes Gefühl. Es ließ mich entspannter und selbstbewusster werden.
Heute sollte es Ihnen an Selbstbewusstsein nicht mangeln. Was denken Sie, wenn eine Zeitung wie die „Welt“ vom „Wundertrainer“ Sören Osterland schreibt?
Das sind natürlich positive Sachen, die vor allem meine Eltern wahnsinnig stolz machen. Ich weiß aber ganz genau, dass ich mich noch beweisen muss. Ich bin selbstbewusst, aber nicht abgehoben. Und ich finde mich auch nicht so geil, dass ich täglich meinen Namen googeln und alle Artikel lesen muss.