Sören Osterland ist erst 29 Jahre alt und gilt kommender Star der deutschen Fußballtrainer. Nun assistiert er erst einmal Stefan Effenberg in Paderborn. Wie läuft’s denn so?
Sprechen wir über Ihre Karriere. Sie waren einst auf dem Weg zum Fußballprofi, haben mit Optik Rathenow in der Oberliga und in der Zweiten Mannschaft des 1. FC Magdeburg gespielt. Warum hat es nicht zu mehr gereicht?
Ich habe mir auf dem Platz zu viele Gedanken gemacht.
Es gilt also tatsächlich die alte Gerd-Müller-Weisheit „Wenn’s denkst, ist’s eh zu spät!“?
Absolut. Wenn du übers Feld läufst und die ganze Zeit darüber grübelst, was wer wie besser machen kann, dann ist das leistungshemmend. Manchmal muss man sich auf Instinkte verlassen. Aber das, was mir als Spieler gefehlt hat, ist jetzt in der Trainerposition förderlich. Jetzt ist es vorteilhaft, wenn ich mir ausgiebige Gedanken über ein Gebilde wie eine Fußballmannschaft mache.
War es denn Ihr Traum, Profifußballer zu werden?
Ich wollte immer etwas mit Fußball zu tun haben. Vielleicht hätte es als Spieler auch für die Dritte Liga gereicht. Aber die Chance, im Fußball tätig zu sein, habe ich in der Trainertätigkeit als größer eingeschätzt.
Zwischen 2006 und 2011 arbeiteten Sie als Trainer der U17-Teams in Magdeburg und Leipzig. 2011/12 absolvierten Sie den Trainerlehrgang in Hennef. Waren Sie der Exot des Jahrgangs?
Anfangs. An dem Lehrgang nahmen ja nicht nur Mehmet Scholl und Stefan Effenberg teil, sondern auch Jörg Heinrich, Christian Wörns und andere ehemalige Bundesligaprofis. Ich war da ein Nobody. Aber ich habe das auch als Chance begriffen. Schließlich konnte ich dadurch enorm viel über Dinge erfahren, die ich bis dato nicht kannte. Was macht ein Champions-League-Finale aus? Was kennzeichnet die Arbeit von einem Ottmar Hitzfeld?
Wie verlief Ihr erster Tag?
Ich kam als jüngster Lehrgangsteilnehmer in den Klassenraum und blickte in die Gesichter von Ex-Profis, die früher als Poster über meinem Bett hingen. Ich kannte also fast alle – aber niemand kannte mich. Dementsprechend seltsam war die Situation, und natürlich war ich auch ein wenig zurückhaltend und habe das Ganze erst einmal aus der Distanz betrachtet.
Wie haben Sie das Eis gebrochen?
Der Platz neben Mehmet und Stefan war frei, vielleicht hat sich niemand getraut, dort Platz zu nehmen. Also setzte ich mich dorthin. Und irgendwann ist es wie in der Schule, du lernst gemeinsam, verbringst die Pausen zusammen oder plauderst auch mal über Dinge abseits des Lehrstoffs.
Sie haben den Lehrgang mit der Note 1,0 als Zweitbester abgeschlossen. Sind Sie sehr fleißig gewesen oder fiel Ihnen alles zu?
Im Abi lief es ja ähnlich. Daher liegt natürlich der Verdacht nahe, dass ich ein typischer Streber bin. Aber das ist eigentlich gar nicht meine Mentalität.
Sondern?
Ich bin sehr ehrgeizig und zielstrebig, aber ich bin keiner, der 24 Stunden über Büchern hockt. Ich habe das Glück, dass mir das Lernen recht leicht fällt.
Ihre Banknachbarn Effenberg und Scholl waren offenbar Fans von Ihnen. Beide verpflichteten Sie später als Co-Trainer. Können Sie das erklären?
Fußballprofis sind darauf gepolt, maximalen Erfolg zu haben. Ihre Hauptfrage lautet: Wie muss ich mein Team bauen, um diesen maximalen Erfolg zu erzielen? Sie wissen, dass es dazu eine gute Mischung braucht und nicht 20 identische Typen. Gerade Ex-Profis umgeben sich also mit Leuten, die von außen andere und ergänzende Dinge in das Team bringen, etwa eine menschliche Komponente oder einen theoretischen Ansatz. In dieses Raster passe ich offenbar rein. Ich habe weder Champions League noch Nationalmannschaft gespielt, aber ich habe Erfahrungswerte, die einem Team in anderer Hinsicht weiterhelfen können.