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Seite 2: „Hätte Real angerufen, hätte ich mir Gedanken machen müssen“

Aber als Links­ver­tei­diger werden Sie es gegen Real mit Gareth Bale zu tun bekommen. Der ist eine andere Haus­nummer als ein mit­tel­mä­ßiger Rechts­außen in der Bun­des­liga.
Auch auf Gareth Bale werde ich mich ganz normal vor­be­reiten. Wir haben vor den Spielen eine Video­sit­zung, dort bekommen wir vom Trai­ner­team Zusam­men­schnitte von den ein­zelnen Spie­lern, in denen uns die Stärken der Gegner gezeigt werden. Und eben auch deren Schwä­chen, wobei das bei Bale natür­lich ein recht kurzer Zusam­men­schnitt ist (Lacht.) Aber so machen wir das auch, wenn der Gegner Darm­stadt oder Lever­kusen heißt.

Und auf dem Platz? Begegnen Sie einem Bale anders als bei­spiels­weise einem Marcel Heller?
Nein. Natür­lich ist es etwas Beson­deres, gegen einen Welt­klas­se­spieler wie Gareth Bale zu spielen, und ich werde ein wenig ner­vöser sein als sonst. Aber sobald der Schieds­richter das Spiel anpfeift, will ich ein­fach nur gewinnen. Dann ist es auch egal, ob ich gegen Bale in der Cham­pions League, gegen Heller in der Bun­des­liga oder gegen meinen Sohn Karten spiele.

Sie spielen also ähn­lich enga­giert Karten gegen Ihren Sohn wie Fuß­ball gegen Real Madrid?
Dieser Ehr­geiz ist bei mir so ver­an­kert. Und wenn ich mit meinem Sohn spiele und er schmeißt die Karten oder das Spiel­brett durch die Gegend, weil er ver­loren hat, dann finde ich das grund­sätz­lich gut. Denn das zeigt, dass er das Spiel unbe­dingt gewinnen will. Natür­lich muss man Kin­dern den Spaß am Spiel ver­mit­teln, aber sobald ich das Gefühl habe, dass mein Sohn ein Spiel ver­standen hat, lasse ich ihn nicht mehr extra gewinnen. So lernt er, einen gesunden Ehr­geiz zu ent­wi­ckeln. Das führt auch ab und an zu Kon­flikten mit meiner Frau, weil sie das nicht nach­voll­ziehen kann.

Auch beim VfL gibt es Inter­es­sens­kon­flikte: Auf­sichts­rats­boss Fran­cisco Garcia Sanz ist großer Madri­dista. Haben Sie keine Angst, dass er die Prä­mien ein­friert, wenn der VfL Real wirk­lich schlagen sollte?
Nein (Lacht). Ich weiß natür­lich, dass sein Herz auch für Real schlägt. Er ist also in der glück­li­chen Posi­tion, dass er auf jeden Fall ins Halb­fi­nale ein­zieht. Ich kann mir auch vor­stellen, dass er in Wolfs­burg ein VfL-Trikot und in Madrid ein Real-Trikot anhaben wird. Viel­leicht könnte ihm unser Fan­shop auch eines dieser Halb-Halb-Tri­kots schnei­dern.

Haben Sie die Stimmen aus Spa­nien nach der Aus­lo­sung eigent­lich mit­be­kommen? Da hieß es, der Wolf sei eher ein Lamm und das Los VfL sehr ein­fach.
Naja, wenn man sieht, welche anderen Teams noch in der Los­trommel waren, dann sind wir viel­leicht ein ver­meint­lich leich­teres Los als Barca oder Bayern Mün­chen. Aber das kann auch etwas Posi­tives sein. Wir können ohne Druck ins Spiel gehen und befreit drauf­los­spielen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass im Cham­pions-League-Vier­tel­fi­nale ein Underdog einen Top­fa­vo­riten raus­ke­gelt. Die spie­le­ri­schen Mög­lich­keiten dazu haben wir.

Obwohl es in der Bun­des­liga für den VfL in dieser Saison eher nicht so rund läuft. Fällt es dem Team schwer, sich nach Spielen gegen Man­chester auf die Liga zu kon­zen­trieren?
Die Saison ver­läuft pro­ble­ma­tisch, oft haben wir den Über­gang von Königs­klasse zu Bun­des­liga nicht gemeis­tert. Aber ich denke nicht, dass das ein Kopf­pro­blem ist. Letztes Jahr hatten wir mit Europa League und DFB-Pokal ja sogar eine Drei­fach­be­las­tung, am Ende haben wir den Pokal geholt. In der Liga finden wir der­zeit in der Offen­sive nicht die rich­tigen Lösungen und defensiv schlafen wir in den ent­schei­denden Momenten. Das hat aber nichts mit der Cham­pions League zu tun oder damit, dass wir alle schon an Real denken.

Stimmt es eigent­lich, dass Sie 2009 bei­nahe selber bei Real Madrid gelandet wären?
Per­sön­li­chen Kon­takt mit Real hatte ich nie, aber natür­lich habe ich die Gerüchte, die damals durch die Presse gingen, schon mit­be­kommen. Ich bin ein ver­eins­treuer Mensch und hatte nur zwei Klubs in meiner Kar­riere. Aber wenn Real wirk­lich ange­rufen hätte, hätte ich mir natür­lich Gedanken machen müssen. Schließ­lich wäre es etwas ganz Beson­deres, für einen Klub wie Real Madrid zu spielen. Aber ande­rer­seits ist es auch etwas Beson­deres, zehn Jahre für einen Klub zu spielen und 300 Pflicht­spiele zu machen. Meine Kinder sind hier geboren, ich kann nach der Kar­riere hier­bleiben. So etwas gibt es ja auch nicht mehr so oft.