Leonardo Bonucci war nicht immer so furchtlos wie heute. Dafür brauchte es schon sehr ungewöhnliche Methoden. Gegnerische Spieler und Gangster machen ihm heute keine Angst mehr. Nur eine Sache.
Die kam in Form des Motivationstrainers Alberto Ferrarini, in Italien so etwas wie die Hardcore-Variante des vor Jahren in Deutschland mal äußerst bekannten „Tsjakka“-Kreischers Emile Ratelband. Ferrarini setzte sich mit dem geknickten Abwehrmann zusammen und begann dann sein Training.
„Ich fing an, ihn zu einem Soldaten zu machen“
Beleidigungen. Androhungen. Wüste Beschimpfungen. Und Schläge ins Gesicht, in die Magengrube, wenn seine Klienten auch nur die kleinste Regung im Gesicht zeigen. So sieht es aus, das Training von Signore Ferrarini. Zumindest ein Teil davon. „Ich fing an, Leo zu einem Soldaten zu formen“, erklärte er vor einigen Jahren seine rauen Methoden. Toni Schumacher hätte das gefallen.
Leonardo Bonucci auch. Der überwand, auch dank Ferrarini, tatsächlich sein mentales Tief, bekämpfte die Dämonen, besiegte sie – und fing dann an, den Angreifern dieser Welt eine Heidenangst zu machen. Bonucci wurde so gut, dass er im Juli 2010 für mehr als 15 Millionen Euro von seinem Herzensklub Juve verpflichtet wurde, kurz zuvor hatte er sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert. Heute, fast 200 Spiele für Juventus, fünf Meisterschaften mit der „Alten Dame“ und 62 Länderspielen und der Vize-Europameisterschaft 2012 später, ist Bonucci auf Vereins- und Auswahlebene der wichtigste Mann in der Defensive. Ein Fels, dem nichts mehr Angst macht.
Schlag ins Gesicht
Auch dann nicht, als er am 18. Oktober 2012 vor dem Gelände eines Ferrari-Händlers von zwei Männern überfallen wurde. Bonucci, in Begleitung seines erstgeborenen Sohnes und seiner Frau, schaute plötzlich in den Lauf einer Pistole, die Männern forderten die Uhr des Nationalspielers. Der zimmerte dem Angreifer seine Faust ins Gesicht, verbarrikadierte Frau und Sohn im Auto und nahm die Verfolgung der Täter auf, schlichtweg ignorierend, das einer der Flüchtenden damit drohte, ihn über den Haufen zu schießen. Die Gangster entkamen schließlich auf einem Motoroller. Und Leonardo Bonucci hatte mal wieder in Weltklasse-Manier verteidigt.