Leonardo Bonucci war nicht immer so furchtlos wie heute. Dafür brauchte es schon sehr ungewöhnliche Methoden. Gegnerische Spieler und Gangster machen ihm heute keine Angst mehr. Nur eine Sache.
Weil der im Mittelitalienischen Viterbo geborene Bonucci nicht nur furchtlos, sondern auch äußerst elegant Fußball spielt, hat ihn die Zeitung „La Republica“ einst „Beckenbonucci“ getauft. Und Torwart-Ikone Gigi Buffon, sowohl bei Juve, als auch in der Nationalmannschaft sein Hintermann und Partner, lobte gewohnt schwulstig: „Leo ist mit der gottgegebenen Gabe eines süßen Fußes geboren worden.“ Dass der Rechtsfuß nicht nur Beton anrühren, sondern auch durchbrechen kann, bewies er im Vorrundenspiel der EM 2016 gegen Belgien. Da überspielte Bonucci mit nur einem Pass zehn Belgier und setzte Mitspieler Emanuele Giaccherini so gekonnt in Szene, dass der das 1:0 erzielte. Italien gewann mit 2:0. Und auch im Viertelfinale gegen Deutschland zeigte der Abwehrmann zunächst sein Können am Ball, als er das Handspiel von Verteidigerkollege Boateng mit einem Elfmeter erfolgreich bestrafte. Im anschließenden Ausschießen scheiterte er dann allerdings mit dem fünften italienischen Versuch an Manuel Neuer, Italien unterlag schließlich mit 6:7 nach Elfmeterschießen.
Keine Angst vor den Deutschen
Es ist davon auszugehen, dass Leonardo Bonucci das Wiedersehen mit den Deutschen dennoch keine Angst machen wird. Obwohl er in der Zwischenzeit bewiesen hat, dass auch italienische Nationalverteidiger Angst bekommen können, wenn es nicht gerade darum geht, gegnerische Angriffswellen aufzuhalten oder den Körper in den nächsten Vollspannstoß zu werfen.
Matteo, der zweite Sohn der Bonuccis, hat von Geburt an eine chronische Erkrankung, deren genauer Umstand nicht bekannt ist und ja auch letztlich niemanden etwas anzugehen hat. Bereits vor zwei Jahren, kurz nach seiner Geburt, musste der Winzling operiert werden. Vor wenigen Wochen dann war eine Not-OP am Kopf des Kleinen unumgänglich, Bonucci zeigte später auf den sozialen Netzwerken Bilder seines kahlrasierten Sprosses. Als der so furchtlose Fußball spielende Vater vor dem Spiel im Oktober gegen Spanien auf einer Pressekonferenz über die Krankheit seines Sohnes – dem es inzwischen Gottseidank besser geht – berichtete, stiegen Bonucci die Tränen in die Augen. Gegen solche Dämonen helfen eben auch keine Schläge in die Magengrube.